Der 20. Juli 1944 markiert ein Schlüsselereignis der deutschen Geschichte. Damals scheiterte eine Widerstandsgruppe um den Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) mit dem Versuch, Adolf Hitler durch einen Bombenanschlag zu töten und die NS-Diktatur zu beenden. Zum 80. Jahrestag der Ereignisse schildert Peter Hartls vorwiegend Zum Inhalt: dokumentarischer Film den dramatischen Ablauf jenes Tages und porträtiert die zentralen Verschwörer. Neben den akribischen Vorbereitungen und den Aktivitäten der Widerstandskämpfer/-innen nach dem Attentat stellt Hartl auch ihre grausame Verfolgung durch das NS-Regime dar. Zugleich erinnert der Film an frühere fehlgeschlagene Anschlagsversuche und daran, dass Stauffenberg kein Einzeltäter war, sondern Teil eines Netzwerks von Verbündeten mit verschiedenen politischen Einstellungen – und veranschaulicht auf diese Weise die Breite und Vielfalt der Widerstandsgruppen, die vom Kreisauer Kreis über die Weiße Rose und die Gruppe um den SPD-Politiker Wilhelm Leuschner bis zur Roten Kapelle reichte.

"Attentat auf Hitler - Stauffenberg und der deutsche Widerstand", Trailer (© zdf)

Die TV-Produktion kombiniert in oft schnellen alternierenden Zum Inhalt: Montagen dokumentarische und fiktionale Elemente. Schwarz-Weiß-Fotos, Wochenschau-Ausschnitte sowie Statements von Historiker/-innen, Zeitzeug/-innen und deren Hinterbliebenen bilden zusammen mit nachgestellten Spielszenen (Glossar: Zum Inhalt: Szene) einen Hybridfilm, zu dem ein Zum Inhalt: Off-Kommentator historische Erläuterungen beisteuert. Dabei nutzt Hartl auch ältere Interviews mit inzwischen verstorbenen Zeitzeug/-innen wie etwa Freya Gräfin von Moltke (1911-2010). Eingeschobene Jahreszahlen gliedern die komplexe Darstellung mit vielen Zum Inhalt: Talking Heads. Fotos führender Widerstandskämpfer/-innen tragen ebenso zur besseren Orientierung bei wie Grafiken und Modelle des Tatortes im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" im damaligen Ostpreußen. Die Chronik der Ereignisse bis zur Explosion der Bombe ist wie ein filmischer Countdown gestaltet, wobei retardierende Elemente - wie eingefügte Erläuterungen durch Historiker/-innen - und musikalische Akzente (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) die Spannung steigern sollen.

Am Beispiel des Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke, der ein Attentat auf Hitler aus moralischen Gründen ablehnte, wirft der TV-Film die Frage nach dem sogenannten Tyrannenmord auf. Im Ethikunterricht bietet sich eine Diskussion darüber an, ob es vertretbar ist, den Tod anderer Menschen bei einem Anschlag auf einen Diktator in Kauf zu nehmen. Im Film schlagen Ausschnitte aus dem Spielfilm Zum Filmarchiv: "Elser – Er hätte die Welt verändert" (Oliver Hirschbiegel, DE 2015) den Bogen zu einem Vorläufer Stauffenbergs. Im Fach Geschichte können die Schüler/-innen recherchieren, warum manche Widerstandskämpfer wie Elser heute nahezu vergessen sind, während andere starke Aufmerksamkeit erhalten. Wie unterschied sich das Gedenken an und die Bewertung von Widerstandskämpfer/-innen wie Stauffenberg in der Bundesrepublik und in der DDR? Im Fach Politik liegt nahe, verschiedene Formen des politischen Widerstands vom Verteilen von Flugblättern bis zum Bombenanschlag zu thematisieren. Warum ist es den Deutschen nicht gelungen, sich aus eigener Kraft von der NS-Diktatur zu befreien? Warum wurde das Recht auf Widerstand erst 1968 im Grundgesetz ergänzt? Als filmästhetische Fragestellung kann analysiert und diskutiert werden, wie nachgestellte Szenen mit Schauspieler/-innen eingesetzt werden, um dokumentarische Zum Inhalt: Sequenzen emotional aufzuladen.

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