Rudger ist erst drei Monate, drei Wochen und drei Tage alt – aber er sieht aus und verhält sich bereits wie ein großer Junge. Doch eigentlich gibt es Rudger gar nicht. Nur die etwa neun- bis zwölfjährige Amanda kann ihn sehen, mit ihm reden und mit ihm spielen. Für andere Menschen bleibt er unsichtbar. Als Amanda eines Tages bei einem Autounfall lebensgefährlich verletzt wird, geleitet ein sprechender Kater Rudger in die Welt der sogenannten Imaginären, all jener unsichtbarer Freund-/innen, die von ihren Kindern vergessen wurden. In einer Bibliothek haben die beiden ein neues Zuhause gefunden, von wo aus sie sich auch kurzfristig in die Fantasiespiele anderer Kinder zaubern können. Rudger ist zutiefst beeindruckt, aber auch sehr enttäuscht. Er möchte zurück zu Amanda und will nicht wahrhaben, dass diese womöglich nicht mehr an ihn denkt. Als das Gerücht die Runde macht, Amanda sei bei dem Unfall ums Leben gekommen, will Rudger unbedingt noch einmal zurück in die reale Welt. Ein gefährliches Unterfangen, lebt dort doch auch der Furcht einflößende Mr. Bunting, der sich von Imaginären ernährt.

Mit Rudger steht im Gegensatz zu vielen anderen Filmen über imaginäre Freund/-innen nicht das reale Kind im Mittelpunkt, sondern sein ausgedachter Begleiter. Dadurch verschiebt sich die Perspektive: Rudger wird zur handelnden Figur, deren Aufgabe darin besteht, für ihre Freundin Amanda da zu sein, und die gleichzeitig davon bedroht wird, in Vergessenheit zu geraten. Fließend lässt der Zum Inhalt: Anime reale Welt und Traumwelt ineinander übergehen. Dabei zeichnet sich die reale Welt durch eher matte Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) aus, während die fantastischen Welten zu leuchten scheinen. Bemerkenswert ist auch, wie es dem Zum Inhalt: Animationsfilm gelingt, trotz seiner Flächigkeit einen Eindruck von Tiefe zu erzeugen. Auch die Figuren wirken durch ihre Schattierungen plastischer als in anderen Animes.

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Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr erzählt der Film über Amanda. Das Mädchen hat Rudger vor allem erfunden, um den Tod ihres Vaters zu verarbeiten. So lädt der Film dazu ein, in lebenskundlichen Fächern wie Ethik oder Religion über Trauer und Trauerbewältigung zu sprechen. Dabei kommt vor allem der Erinnerung eine große Bedeutung zu: Welche Spuren hinterlässt jemand, der gestorben ist? Was bleibt und kann bewahrt werden? Auch Amandas selbst gesetztes Verbot zu weinen, lässt sich diskutieren. Welche Rolle Fantasie spielt, inwieweit diese vor allem für Kinder wichtig ist und was sie für Erwachsene bedeutet, kann mit Bezug auf die jungen und alten Figuren aus "Der Imaginäre" besprochen werden. Querverweise zu Filmen wie Zum Filmarchiv: "Mein Nachbar Totoro" ("Tonari no Totoro" , Miyazaki Hayao, JP 1988) oder zu Zum Filmarchiv: "Alles steht Kopf" ("Inside Out" , Pete Docter, Ronaldo Del Carmen, USA 2015) lassen sich unterdessen aufgreifen, um die Bedeutung imaginärer Freund/-innen zu besprechen, wobei auch eigene Erfahrungen der Schüler/-innen in das Gespräch einfließen können. Im Englischunterricht kann auch das Kinderbuch The Imaginary von A.F. Harrold mit der filmischen Zum Inhalt: Adaption verglichen werden. Die Illustrationen von Emily Gravett schlagen in diesem Zusammenhang bereits die Brücke zur visuellen Gestaltung des Films.

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