So hat sich Sofija den Sommer nicht vorgestellt. Statt ins Feriencamp mit ihrer Freundin soll die Zwölfjährige aus Belgrad mit ihrer Oma Maria in deren Heimat auf die kroatische Insel Hvar (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) fahren – in "peinlichen" Kinder-T-Shirts (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild), ohne WLAN und fern von Marko, auf den Sofija heimlich steht. In Hvar hat der Strand Steine statt Sand und bei Tante Luce krabbeln nachts eklige Spinnen ums Bett. Wie und was soll sie denn da auf Social Media posten?! Für das Mädchen ist klar: Die geheime Mission ihrer überbesorgten und plötzlich seltsam angespannten Oma besteht darin, ihre Enkelin zu Tode zu langweilen. Doch bald schon sind die Tage in der kleinen Inselstadt alles andere als langweilig. Sofija erlebt Abenteuer und lüftet lang gehütete Geheimnisse. Am Ende des Sommers lernt sie nicht nur ungeahnt ihre Großfamilie kennen, sondern hat auch eine neue Clique gefunden, zum ersten Mal geküsst – und gemeinsam mit ihrer Oma gelernt, was es heißt, sich selbst zu finden. Und das fühlt sich an wie fliegen.

Der humorvoll erzählte Zum Inhalt: Coming-of-Age-Film nimmt das Publikum mit aus Sofijas Heimatstadt, der serbischen Hauptstadt Belgrad, auf die Insel Hvar, in eine durch die Jugoslawienkriege der 1990er-Jahre zerrissene Großfamilie. Gemeinsam mit ihrer Oma durchlebt sie dort wichtige Veränderungsprozesse: Während Sofija im langsam aufkeimenden Strudel der Pubertät zu bestehen lernt, muss ihre Oma einen Weg finden, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Im Fokus steht dabei die Erlebenswelt der jungen Protagonistin. Wenn sich Sofija in ihrer Haut unsicher fühlt, genervt ist oder versucht, die ihr verheimlichten Zusammenhänge zu verstehen, vertraut sie ihre Gedanken und Gefühle dem Publikum an. Dann ist ihre innere Stimme aus dem Zum Inhalt: Off hörbar – meist mit Witz oder Sarkasmus, oft mit jugendlicher Reaktivität. Kurze animierte Zum Inhalt: Szenen (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken) ergänzen und veranschaulichen diese Erzählweise. Etwa, wenn eine Sommer-To-do-Liste grafisch im Bild erscheint, sich ein sprechender Fisch in das innere Stimmengewirr einmischt oder klischeehafte Geschlechterbilder überspitzt reflektiert werden.

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Wie Sofija erschließen sich auch dem Publikum erst mit der Zeit Figurenkonstellationen und Hintergründe. In gesellschaftspolitischen Fächern kann über die postjugoslawischen Kriege sowie deren Folgen für Familienbeziehungen gesprochen werden. Hierbei kann an die unvoreingenommene Art von Sofija, ihrem Cousin und ihrer Cousine angeknüpft werden, die die Sprachlosigkeit der älteren Generation überwinden. Was erfahren wir im Film über die Vergangenheit von Sofijas Familie? Was wird erzählt und was nicht? Und warum? Das erweiterte Figurenensemble lädt dazu ein, über die Bedeutung von Familie und Freundschaft zu sprechen. Wie verändert sich Sofijas Beziehung zu ihrer Oma? Wen zählt sie zu Beginn zu ihren Freunden, wen am Ende? Ausgehend vom Filmtitel oder der Sommer-To-do-Liste kann dabei Sofijas Selbstfindungsprozess näher betrachtet werden. Aspekte wie Gruppendruck, Selbst- und Fremdwahrnehmung und mediale Selbstdarstellung bieten sich als Themenfelder an.

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