Chicago im August 1955: Der 14-jährige Emmett Till freut sich auf einen Verwandtenbesuch in Mississippi. Seine Mutter, die alleinerziehende Kriegswitwe Mamie Till, ist indes voller Sorge: Im Süden, warnt sie ihren Sohn, gälten für Schwarze "andere Regeln" als im liberaleren Norden der USA. In Mississippi übertritt der unbekümmerte Emmett eben diese ungeschriebenen Regeln, als er mit Carolyn Bryant, einer weißen Ladenbesitzerin, unbeholfen flirtet und ihr hinterherpfeift. Einige Tage später entreißen Bryants Ehemann und sein Halbbruder den Jungen nachts aus der Obhut seines Onkels und ermorden ihn grausam. Während die verbrecherische Tat für landesweite Schlagzeilen sorgt, ist Mamies Trauer grenzenlos. Sie will sich mit der ohnehin schwachen Hoffnung auf juristische Gerechtigkeit nicht zufriedengeben. Stattdessen fasst die Mutter einen drastischen Entschluss: Die bestialisch zugerichtete Leiche ihres Sohns soll offen aufgebahrt und für die Presse fotografiert werden. Alle sollen sehen, wozu rassistischer Hass imstande ist. Und sie beschließt, in Mississippi öffentlich vor Gericht auszusagen.

Das engagierte Rassismus-Drama beruht auf der realen Geschichte des Lynchmords an Emmett Till am 28. August 1955 in Money, Mississippi. Die bereits vielfach dokumentierten Ereignisse vor Emmetts Tod werden nochmals rekonstruiert: In nostalgischen Zum Inhalt: Pastellfarben zeichnet der Film das Bild eines Schwarzen Mittelklasselebens im Zum Inhalt: Chicago der 1950er-Jahre und kontrastiert dieses mit den harten Verhältnissen in den Südstaaten. Allerdings wird bereits hier Mamie Till als eigentliche Hauptfigur etabliert: Während Emmett nicht ahnt, was ihm bevorsteht, zeigen Zum Inhalt: Parallelmontagen ihre ständige Angst um den Sohn. Der Mord selbst wird nicht gezeigt, auch die genaueren Tatumstände stehen nicht im Vordergrund. Stattdessen fokussiert der Film im zweiten Teil gänzlich auf die Mutter, ihre Trauer und ihr Ringen um Gerechtigkeit. Der Prozess vor einer ausschließlich mit Weißen besetzten Jury ist eine Farce. In Auseinandersetzung mit der Schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) muss Mamie akzeptieren, dass der absehbare Freispruch der Täter keine Niederlage bedeuten muss. Sie wird zur Aktivistin, die ihr persönliches Schicksal in den Dienst der Bürgerrechte stellt.

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Trotz seiner konventionellen Machart eignet sich der Film zur Diskussion der Geschichte des Rassismus in den USA, der sogenannten Jim-Crow-Gesetze und der Bürgerrechtsbewegung. Letztere erhielt durch den "Fall Emmett Till" einen Aufschwung, inspirierte er doch weitere Proteste und bereits 1957 eine erste Wahlrechtsreform zugunsten der Schwarzen Bevölkerung. In Politik und Sozialkunde können zudem Mechanismen und Funktion von politischem Aktivismus erörtert werden. Mamie Tills – gänzlich eigenständiger – Entschluss zur Zuschaustellung der Leiche ist ein hoch symbolischer Akt, der über den legalistischen Ansatz der eher gemäßigten NAACP hinausgeht. Deren Erfahrung mit Publicity zugunsten der Bürgerrechtsbewegung erweist sich dennoch als wertvoll. So können die Schülerinnen und Schüler aktivistische Positionen der heutigen Zeit diskutieren, in denen eine kompromisslose Linie und strategische Anpassung gegeneinander abgewogen werden. Die Geschichte lehrt allerdings auch, dass der Kampf gegen strukturellen Rassismus kein Ende findet. Noch 2022 wurde ein Gesetzeszusatz zur Bestrafung von rassistisch motivierten Hassverbrechen nach Emmett Till benannt.

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