Wichtiger Hinweis:

Hinweis für Lehrende: Der Film "Detroit" enthält eine etwa einstündige Sequenz, in der Gewalt und Folter durch Polizeibeamte an Zivilpersonen drastisch dargestellt werden. Auch wenn kinofenster.de den Film für den Unterricht ab der 11. Klasse empfiehlt, liegt es im Ermessen der Lehrenden, ob der Film für die jeweilige Lerngruppe geeignet ist. Im Zweifelsfall empfiehlt sich eine Sichtung des Films vor dem Kinobesuch mit der Lerngruppe beziehungsweise vor dem Einsatz des Films im Unterricht.

Detroit, 1967: Vor dem Hintergrund sozialer Segregation, Arbeitslosigkeit, Wohnungsmangel und jahrelanger rassistisch motivierter Polizeigewalt bricht im Sommer unter der schwarzen Bevölkerung einer der größten Bürgeraufstände in der Geschichte der USA aus. Bei den fünf Tage anhaltenden Unruhen, die 43 Tote fordern, kommt es zu Vandalismus, Straßenschlachten und Angriffen von Heckenschützen. Dabei verschärft sich die Stimmung durch gesetzeswidrige Polizeiaktionen und die Mobilisierung der Nationalgarde. Als in einem überwiegend von Schwarzen bewohnten Motel, in dem unter anderen der Sänger einer aufstrebenden R&B-Gruppe (Algee Smith) abgestiegen ist, Schüsse gemeldet werden, eskaliert die Situation: Eine Gruppe von Polizisten versucht die Gäste mit Einschüchterungen, Gewalt und Folter unter Druck zu setzen. Dabei gerät auch der afro-amerikanische Wachmann Melvin Dismukes (John Boyega) zwischen die Fronten.

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Anstatt ihrem Film die historische Distanz zu den Aufständen in Detroit einzuschreiben, erzeugt die oscarprämierte Zum Inhalt: Thriller- und Actionregisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Kathryn Bigelow mit ihrem pseudo-dokumentarischen Stil (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) das Gefühl, selbst mitten in die Ereignisse hineinzugeraten, Augenzeugin zu sein. Ihre Zum Inhalt: Inszenierung, die mit historischen Archivaufnahmen ergänzt wird, setzt auf Authentizität, Unmittelbarkeit, Immersion und größtmögliche Nähe (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen). Eine wesentliche Rolle spielt dabei die bewegte (Hand-)Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) von Barry Ackroyd, die ähnlich wie bei einer Live-Reportage versucht, einen Überblick über das chaotische Geschehen zu gewinnen. Die für den Film zentrale Motel- Zum Inhalt: Sequenz, die mit mehreren Kameras gedreht wurde, entwickelt sich zum hochspannenden Zum Inhalt: Kammerspiel, in dem die individuellen Charaktere der Figuren hervortreten. Auch hier wird die Intensität durch Bigelows kinetischen Ansatz gesteigert, der nicht nur den gesamten Raum erfasst, sondern jede noch so kleine Regung der Beteiligten aufspürt.

Im Englisch- und Geschichtsunterricht bietet sich "Detroit" für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Ursachen der race riots an, die im Sommer des Jahres 1967 in zahlreichen US-amerikanischen Großstädten ausbrachen. Indem Bigelow ein von der Geschichtsschreibung und dem kollektiven Gedächtnis nahezu vergessenes Ereignis thematisiert (die rassistisch motivierten Morde im Motel), nimmt sie nicht zuletzt auch die Debatten über institutionellen Rassismus in der US-amerikanischen Gegenwart in den Blick. Sinnvoll wäre daher eine vergleichende Untersuchung zu jüngeren Beispielen von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner (etwa die Todesfälle von Trayvon Martin und Michael Brown). Dabei sollte auch das damit zusammenhängende Thema Racial Profiling – polizeiliche Fahndung auf der Grundlage von äußerem Erscheinungsbild, Ethnie, Religion oder Herkunft – erarbeitet werden. Im Rahmen der Filmanalyse eignet sich "Detroit" für eine Einführung in den filmischen Realismus (Glossar: Zum Inhalt: Neorealismus): Durch welche Stilmittel ( Zum Inhalt: Kameraperspektive, Zum Inhalt: Montage, Zum Inhalt: Schauspiel) versucht Bigelow, den Eindruck von Authentizität zu erzeugen? Auch die Frage nach der Bedeutung historischer Darstellungen im Medium Film ließe sich daran anschließen.

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