In einer nahen Zukunft fährt Simin im Auftrag der Zensus-Behörde durch ländliche Regionen der USA und sammelt Träume. Die US-Iranerin macht ihren Job gut und ohne viel zu hinterfragen, mit einer Mischung aus bürokratischer Nüchternheit und Empathie, die Vertrauen weckt. Kommen doch einmal Zweifel auf, beruhigt Simin ihre Gesprächspartner/-innen: Das Traumsammeln diene bloß ihrer eigenen Sicherheit. Was tatsächlich mit den Daten geschieht, die als Teil einer staatlichen Überwachungsstrategie verwertet und aufbewahrt werden, lässt sich zunächst nur erahnen. Hinter der professionellen Fassade hegt Simin eine voyeuristische Faszination dafür, in die Leben und Träume anderer Menschen zu tauchen. Ihre leeren Abende füllt sie gelegentlich, indem sie sich als ihre Interviewpartner/-innen verkleidet, auf Farsi deren Träume nacherzählt und Videos ihrer Performances auf ihrem Social-Media-Kanal hochlädt. Als ihre Chefin sie auf eine Mission in eine Kolonie von alternden iranischen Exil-Revolutionären inmitten der Wüste schickt, wird Simin plötzlich mit ihrer eigenen Vergangenheit und ihren verdrängten Erinnerungen konfrontiert – und mit einem Rätsel, das sie immer tiefer in den Bann zieht.

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Die dystopische Zukunft, die Shirin Neshat und Shoja Azari in "Land of Dreams" entwerfen, wirkt trotz aller Zum Inhalt: Science-Fiction-Elemente seltsam aus der Zeit gefallen und doch vertraut. Ihre großflächigen Zum Inhalt: Panoramaaufnahmen und Tableaus entspringen dem filmischen Vokabular von US- Zum Inhalt: Roadmovies: Diner und Motels bevölkert von verlorenen Seelen im Zum Inhalt: Neonlicht; Highways, auf denen sich ein einsames Auto durch die Landschaft schlängelt; Bungalows hinter weißen Lattenzäunen. In ausdrucksstarken Bildwelten und durch die Augen einer Einwanderin seziert der Film den Mythos vom "American Dream". Simin trifft in satirisch überhöhten Vignetten die Menschen, die diese futuristischen USA bewohnen: ein Vorstadtehepaar beim Virtual-Reality-Golf, eine exzentrische Matriarchin, die nur über Bildschirme kommuniziert, eine vereinsamte alte Dame inmitten von Jesus-Figuren und Fotos ihrer Kinder. Das titelgebende "Land of Dreams" wirkt allerdings selbst oft wie ein Traum, in dem Handlungsstränge und Figuren auftauchen und wieder verfließen, bevor sie greifbar werden. Der Film wirft viele Fragen auf – rund um Einwanderung, staatliche Überwachung, den beiläufigen Rassismus und den religiösen Fanatismus US-amerikanischer Kleinstädte – dringt am Ende aber nur selten durch seine eigene schillernde Oberfläche.

Im Politik-, Geschichts- oder Sozialkundeunterricht können die Schüler/-innen über (staatliche) Überwachung und Kontrolle diskutieren, sowohl anhand historischer Beispiele, als auch aktueller Debatten. Was macht einen Überwachungsstaat aus? Welche Formen der Kontrolle gibt es auch in demokratischen Staaten und welche Grenzen werden ihnen gesetzt? Inwiefern werden bereits heute im übertragenen Sinne unsere "Träume" gesammelt und verwertet, etwa durch Tracking von Online-Diensten und sogenanntes Microtargeting, ob zu Werbezwecken, zur Beeinflussung von Wahlen oder für gezielte Desinformationskampagnen? Filmästhetisch ist eine Auseinandersetzung mit Zum Inhalt: Genrefilmen interessant. Welche Motive und Konventionen von Roadmovies und Science Fiction-Filmen greift "Land of Dreams" jeweils auf? Wie werden insbesondere durch die Auswahl und Gestaltung der Zum Inhalt: Drehorte unterschiedliche Welten eröffnet? Die Schüler/-innen werden in einer praktischen Übung im Kunst-, Deutsch- oder Englischunterricht selbst zu Location Scouts und suchen nach Orten in ihrer Umgebung, die Schauplätze für einen eigenen Film sein könnten. Aufbauend auf Fotos dieser Orte erarbeiten sie eigene Geschichten, Figuren und Moodboards.

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