Wichtiger Hinweis:

Hinweis für Lehrende: Der Film enthält eine Szene, in der die Mutter nach einem Suizidversuch kurz mit blutenden Handgelenken zu sehen ist. Auch wenn kinofenster.de den Film für den Unterricht ab der 7. Klasse empfiehlt, liegt es im Ermessen der Lehrenden, ob der Film für die jeweilige Lerngruppe geeignet ist.

Was kann ein Kind tun, wenn sein Leben aus den Fugen gerät, wenn es in ständiger Unsicherheit lebt? Der achtjährige Oskar hofft, dass seine Sorgen aus ihm herausströmen, wenn er nur lange genug den Mund offenhält. Und wenn er durch rotes Bonbonpapier schaut und das Licht sehen kann, dann – so glaubt er – wird alles gut. Seit langem wissen er, seine 13-jährige Schwester Lilli und seine Mutter, dass sie nicht in Österreich bleiben dürfen und zurück nach Tschetschenien sollen. Der Vater wurde bereits abgeschoben und ist verschollen. Dabei hat Oskar fast sein ganzes Leben in Österreich verbracht, spricht Deutsch besser als seine Muttersprache. Als die Polizei die Familie abholen will, versucht seine Mutter sich umzubringen. Sie kommt in die Psychiatrie und die Geschwister werden getrennt in Pflegefamilien untergebracht, weil das Amt der Meinung ist, sie könnten sich so besser einleben. Doch Oskar und Lilli finden Wege, in Kontakt zu bleiben und halten an ihrem Traum von einem gemeinsamen Leben in Österreich fest.

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Der österreichische Regisseur Arish T. Riahi, als Kind mit seiner Familie aus dem Iran geflüchtet, legt nach "Ein Augenblick Freiheit" (AUT 2008) mit "Ein bisschen bleiben wir noch" den zweiten Teil seiner geplanten Trilogie über Flucht vor. Grundlage bildet Monika Helfers Roman Lilli & Oskar, in dem zwei Kinder von ihrer psychisch labilen Mutter getrennt werden. Riahi hat die Kernidee um die Themen Flucht und Abschiebung erweitert und damit politisiert. In seiner Zum Inhalt: Adaption erzählt er aus der Perspektive der Kinder, die unterschiedlich mit der Situation umgehen und deren weiteres Schicksal in Zum Inhalt: Parallelmontagen gegenübergestellt wird. Oskar lässt sich oberflächlich auf seine Pflegefamilie ein und findet nur zur kranken Großmutter einen Draht. Lilli hingegen erlebt langsam so etwas wie Normalität. Dass die Welt der Kinder Kopf steht, vermittelt eine dynamische Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen), die das Geschehen zuweilen verkehrt herum oder aus schrägen Perspektiven (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) zeigt. Lillis Ängste visualisieren Zum Inhalt: Alptraumszenen, die sie und ihre Familie in Kriegssituationen zeigen. Vor allem im letzten Drittel spielt der Film mit märchenhaft anmutenden Stimmungen und Momenten, die offen lassen, ob das Gezeigte tatsächlich oder nur in Oskars Vorstellung passiert. Getragen wird "Ein bisschen bleiben wir noch" vom natürlichen Spiel der Kinder, während die Erwachsenenrollen stereotypisch angelegt sind und überzeichnet wirken.

2020 wurden laut Zum externen Inhalt: Bundeszentrale für politische Bildung (öffnet im neuen Tab) 10.800 Menschen aus Deutschland abgeschoben. Mit seinem Film greift Arish T. Riahi die Situation einer in Österreich lebenden und dort von Ausweisung bedrohten Familie auf und konzentriert sich dabei auf das Erleben der Kinder, die immer wieder mit überfordernden Situationen konfrontiert werden. Hier lässt sich in Lebenskunde, Ethik und Religion analysieren, welche "Überlebensstrategien" Oskar und Lilli entwickeln und das Thema Resilienz besprechen. Dabei spielt auch ihre enge Beziehung eine wichtige Rolle. Im Politik- und Sozialkundeunterricht bietet der Film dagegen einen Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit den Rechten geflüchteter Menschen und mit dem deutschen Asylverfahren. Hierbei kann speziell darauf eingegangen werden, welche Folgen eine Abschiebung für Kinder und Jugendliche haben kann. Im Fach Deutsch lohnt sich ein Blick auf die filmästhetischen Mittel und Besonderheiten. Wie vermitteln sie die Sicht von Oskar und Lilli? Auch das Ende des Films sollte hierbei analysiert werden: Zeigt die Schlussszene einen Traum? Und wie könnte es mit Lilli und Oskar weitergehen?

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