Seit der Vater die Familie verlassen hat, lebt die 10-jährige Lola allein mit ihrer Mutter auf dem Hausboot „Erbse“. Lola hofft, dass ihr Vater eines Tages zurückkehren wird, denn mit Kurt, dem neuen Freund ihrer Mutter, kommt sie gar nicht klar. So kapselt sie sich zunehmend von der Realität ab und flüchtet in eine Traumwelt. Abends betrachtet sie das Foto ihres Vaters auf dem Nachttisch und hört ihn sprechen und singen. Eines Tages lernt Lola Rebin kennen. Der türkische Junge lebt illegal in Deutschland und fürchtet die Entdeckung seiner Familie durch die Behörden. Ihr Außenseitertum verbindet die beiden. Als die Abschiebung droht, verlässt Lola ihre Traumwelt und beginnt für Rebin zu kämpfen. Unterstützung erhält sie ausgerechnet von Kurt.

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Sabine Finger

Regisseur und Drehbuchautor Thomas Heinemann Zum Inhalt: adaptierte das gleichnamige Kinderbuch von Annette Mierswa. Sein Film weicht in einigen Punkten von der Vorlage ab: So ist die Protagonistin im Film etwas älter. Neu sind Figuren wie der Polizist Herr Struwe und der Nachbar Herr Barkelt, der Lolas Mutter vertreiben will, um einen eigenen Bootsanlegeplatz zu haben. Sie sind aufgrund ihrer fehlenden psychologischen Ebene jedoch eher Typen statt entwickelte Charaktere. Dem Film gelingt es, komplexe Themen einem jüngeren Publikum zu veranschaulichen. So kleidet sich Lola deutlich farbenfroher, als sie beginnt, für ihren neuen Freund zu kämpfen. Auch die Bedeutung der Illegalität und die damit verbundene Isolation setzt der Film leicht verständlich um: Rebins Familie wohnt am Rande eines Dorfes, im Keller eines Hauses. Dagegen wirkt die dramaturgische Wendung, dass sich die Grundschullehrerin für Rebin einsetzt und die Probleme der Familie löst, stark konstruiert. Die Freundschaft der beiden Kinder ist sensibel erzählt. Neben kleinen Abenteuern und komisch-überdrehten Anekdoten stellt der Film realistische Alltagsprobleme dar und zeigt, wie die Kinder an ihren Bewährungsproben wachsen.

Der Vergleich mit der literarischen Vorlage bietet sich im Fall von "Lola auf der Erbse" an, da sich das Buch in vielen Punkten vom Film unterscheidet. Im Religions- und Ethikunterricht können die Schülerinnen und Schüler zudem unterschiedliche Familienmodelle diskutieren. Während Rebins Familie gleichermaßen Schutz wie auch eine starke Hierarchie darstellt, ist Lolas Mutter alleinerziehend. Sie ist einfühlsam und unkonventionell, läßt Lola aber lange im Dunkeln in Bezug auf die Geschichte des Vaters, der mittlerweile eine neue Familie gegründet hat. Ebenfalls könnte herausgearbeitet werden, welche Folgen die deutschen Asyl-Gesetze für sogenannte illegale Migranten haben: Rebins Vater hat keine Handhabe gegen seinen Arbeitgeber, der ihn nicht bezahlt, und die Mutter kann – aus Angst vor der Entdeckung – trotz schwerer Krankheit keinen Arzt aufsuchen.

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