"Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen", so formulierte der 2001 verstorbene Wau Holland seine Idee von digitaler Informationsfreiheit. Das Thema trieb den Digitalpionier in Latzhose bereits zu Beginn des Computer-Zeitalters um. 1981 gründeten der damals 29-Jährige und weitere Computer-Begeisterte den Chaos Computer Club (CCC). Holland und Mitstreiter/-innen wie der erste CCC-Pressesprecher Steffen Wernéry erkannten die weitreichenden Implikationen des vernetzten Datenverkehrs früh. 1984 erregten die Aktivist/-innen mit einer Cyber-Attacke auf den frühen Onlinedienst BTX (Bildschirmtext) der Bundespost Aufmerksamkeit. Fortan enthüllte die Hackervereinigung digitale Sicherheitslücken und veröffentlichte zensierte Datensätze zu Ereignissen wie dem Reaktorunglück in Tschernobyl. Kollaborationen einzelner Hacker mit Geheimdiensten führten zu Verhaftungen und Zwietracht innerhalb der Gruppe, die zwischenzeitig vor dem Aus stand. Heute gilt der CCC als Korrektiv der digitalen Informationsgesellschaft – und Hollands Vision ist aktueller denn je.

Mit der flirrenden Zum Inhalt: Montage ihres Zum Inhalt: Dokumentarfilms imitieren Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf den digitalen Datenstrom selbst. Der Film besteht fast ausschließlich aus Archivbildern im Zum Inhalt: 4:3-Format, die das Duo zu einer Collage über die Geschichte des Chaos Computer Clubs verdichtet: Privates und öffentliches Videomaterial, Fotografien, Ausschnitte aus Fernsehshows, Nachrichtenbeiträge und Schlagzeilen zeigen die Anfangsjahre des CCC und porträtieren den "Datenkünstler" Wau Holland. Mit Eindrücken von selbstgebauten Modems, Reden auf Kongressen und viel Zum Inhalt: 80er-Punk-Musik zimmern Maeck und Schwerdorf zugleich ein Zeitporträt der alten Bundesrepublik. Peter Glaser vom Hackermagazin "Die Datenschleuder" kommentiert sparsam und selbstironisch, der experimentelle Score von Alexander Hacke erzeugt Spannung. Eingefügte Sequenzen aus den Thrillern "23 – Nichts ist so wie es scheint" (D 1998) und (D 2014) sowie das leitmotivische Abfilmen von Computerbildschirmen verweisen auf die Konstruktion des Films, der den Inhalt gleichsam über die Form vermittelt. Ausschnitte mit Whistleblower/-innen schlagen die Brücke in die Gegenwart.

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Aus heutiger Sicht wirken Wau Hollands Thesen zur Datenfreiheit ihrer Zeit weit voraus. In den Fächern Informatik, Gesellschaftskunde oder Geschichte können Aspekte wie Privatsphäre und öffentlich zugängliche Informationen besprochen werden, auf die die Pionier/-innen des CCC bereits früh hinwiesen. Seinerzeit sprach man das Wort "hacken" deutsch aus wie in „Hackebeil“ und die digitale Subkultur entstand erst. Bei den ersten "Komputerfrieks" (so die Selbstbezeichnung von Wau Holland) flossen Technikbegeisterung und Überlegungen zur gesellschaftlichen Entwicklung ineinander, es ging um freien sozialen Austausch, Hacker-Ethik und die Verantwortung im Umgang mit Informationen, um Demokratie, Digitalisierung und Netzpolitik. Welche Fragen sind bis heute virulent, welche Impulse geben neue Techniken wie "Augmented Reality" und Whistleblower wie Edward Snowden? In formaler Hinsicht kann eine Filmanalyse die Montagetechnik untersuchen, die Unterhaltung und Faktenvermittlung verbindet – als Szenenbeispiel bietet sich der Vorspann an, der Stilmittel wie krisselige VHS-Bilder, Inserts in Computerschrift und den 1980er-Punk etabliert.

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