Der 16-jährige Daniel freut sich auf die Sommerferien bei seinem Vater, der seit der Trennung der Eltern im fernen Florida lebt. Doch kurz vor dem Abflug sagt dieser die Reise ab. Nun muss der Heavy Metal-Fan den Sommer wohl oder übel in dem spießigen, englischen Vorort (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) verbringen, in dem er mit seiner Mutter Sue, einer Bibliothekarin, lebt. Während Sue ihren Sohn mit neuen Schuhen oder einem Tag am Meer trösten will, lehnt der bockige Teenager sämtliche Vorschläge ab. Lieber will er mit seinem Kumpel Kyle eine Band gründen, was aber ebenso wenig an Fahrt aufnimmt wie Sues Flirt mit dem Geschichtslehrer ihres Sohns. Doch selbst im größten Pubertätsfrust zeigt sich, dass sich Mutter und Sohn eigentlich recht nahestehen. Und so verbringt das nur auf den ersten Blick grundverschiedene Duo einen warmherzigen, unspektakulär schönen Sommer in der britischen Provinz.

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Anfänglich wirken Daniel und Sue wie Klischeefiguren: Hier der schwarz (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) gekleidete Sohn mit seinen langen, ungewaschenen Haaren und der "Nerv nicht, Mutter"-Laune, dort die unscheinbare Bibliothekarin mit einem Hang zu Blümchentapeten und Geschichtsbüchern (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung). Doch schon bald vermittelt der debütierende Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Simon Bird das Liebenswerte seiner beiden Hauptfiguren, die vor allem in der englischen Originalfassung lebendig und lebensecht wirken – vermittelt durch einen ganzeigenen Sprachduktus, der leider in der synchronisierten Fassung verloren geht. Die Mutter-Sohn-Geschichte basiert auf der 2012 veröffentlichten Graphic Novel Days of the Bagnold Summer von Joff Winterhart, die Lisa Owens als Filmdrehbuch (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) adaptiert (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) hat. Seine literarische Herkunft ist dem Indie-Film eingeschrieben durch die häufige Wahl seitlicher Zum Inhalt: Kameraperspektiven und in der Bildaufteilung (Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) durch die Imitation von Comic-Panels. Hinzu kommt der eingängige Indie-Soundtrack der Band Belle and Sebastian (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik), der eine sommerliche, aber auch leicht melancholische Grundstimmung erzeugt. So ist "Mein etwas anderer Florida Sommer" ein nah am Alltäglichen inszenierter, zugleich auf unaufdringliche Weise formbewusster Film geworden.

Für eine Besprechung in den Fächern Deutsch und Englisch bietet sich zunächst eine Figurenanalyse an. Mit welchen Merkmalen sind die Hauptfiguren Daniel und Sue ausgestattet, worin unterscheiden und ähneln sie sich? Ein auffälliges Mittel zur Charakterisierung ist das durchdachte Zum Inhalt: Kostümbild, das das Innere nach außen kehrt. Auch die Beziehung der Familie zum Hund Riley, ihre Perspektive auf die elterliche Scheidung oder Attribute wie Daniels Smartphone und Sues altmodische Brille sagen etwas über die Figuren aus. Interessant ist, dass die Story Mustern des Zum Inhalt: Coming-of-Age-Films folgt, Mutter und Sohn dabei aber gleichberechtigt nebeneinanderstellt. Denn wie Daniel verändert sich auch Sue im Laufe des Films. Eine Stilanalyse kann die vielen Aufteilungen des Bildes durch Symmetrien, Splitscreens und Rahmungen untersuchen, die auf die adaptierte Graphic Novel anspielen. Ein Vergleich mit dem Original kann aufzeigen, wie nah Simon Bird bei der (Figuren-)Gestaltung an der Vorlage bleibt. Nicht zuletzt spielt die Musik eine entscheidende Rolle. Daniels Heavy Metal-Vorliebe bildet einen Kontrast zum beschaulichen Vorort, wenn er zum Sound der schmetternden Musik an gepflegten Reihenhäusern und Vorgärten vorbeiradelt. Um die Rolle von Musik im Film zu erkennen, können die Schüler/innen mit Handy-Kameras vergleichbare Szenen drehen und sie mit verschiedenen Musikstücken unterlegen. Wie verändert sich dadurch die Stimmung und der Eindruck der Szene?

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