Der Dokumentarfilmer (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) Stephan Hilpert hat drei Menschen aus Europa bei ihrem beruflichen Engagement in Afrika begleitet und das komplexe Phänomen Entwicklungspolitik an einem konkreten Ort veranschaulicht. Der Ort ist hier die Demokratische Republik Kongo (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), ein von innerstaatlichen Konflikten, einer autoritären Regierung und – insbesondere in der östlichen Region – großer Armut geprägtes Land. Anne-Laure aus Belgien organisiert dort in der Stadt Goma das Musik- und Friedensfestival Amani. Peter aus Deutschland leitet ein Projekt mit Straßenkindern und blickt auf seine jahrzehntelange Arbeit als Entwicklungshelfer zurück. Der spanisch-französische Konfliktforscher Raúl wiederum arbeitet mit einer Gruppe von lokalen Assistenten an einer Studie über die Rebellengruppen im östlichen Kongo. In wessen Auftrag er forscht, wird im Film nicht erzählt.

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"Congo Calling" wechselt in der Zum Inhalt: Montage zwischen den drei Mitwirkenden, deren Geschichten bezüglich entwicklungspolitischer Fragen unterschiedlich ergiebig sind. Zum Inhalt: Talking-Heads-Interviews ergänzen dabei die vor Ort gedrehten Straßenaufnahmen. Die Episoden über Peter, kurz vor der Rente und auf der Suche nach neuen Aufträgen, und Anne-Laure, die zwischen einer Rückkehr nach Belgien und ihrer Beziehung zu einem kongolesischen Dissidenten wählen muss, bleiben oft auf einer persönlichen Ebene. Das Beispiel von Raúl illustriert hingegen allgemeingültiger die ambivalente Konstellation zwischen den Kongolesen und den europäischen Akteuren der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit. In einer Zum Inhalt: Szene trifft sich Rául etwa mit Rebellen, die ihm sachlich vor laufender Kamera erklären, dass sie ihn umbringen würden, wenn er mit politischem – statt mit wissenschaftlichem – Interesse vor Ort sein sollte. In einer anderen Szene muss er sich mit einem Korruptionsfall in seiner Forschungsgruppe auseinandersetzen.

"Congo Calling" kann in den Fächern Politik, Sozialkunde oder Ethik eingesetzt werden, etwa als Fallbeispiel in einer Unterrichtsreihe zur Entwicklungspolitik. Vor der Sichtung ist allerdings eine thematische Einführung zur Situation in der Demokratischen Republik Kongo empfehlenswert, da der Film nur wenig Kontext vermittelt. Besonders die Episode um Raúl wirft grundsätzliche Fragen auf, ob und wie europäische "Hilfe" in Entwicklungsländern sinnvoll sein kann. Nach der Veruntreuung von Geldern durch einen Mitarbeiter sagt Raúl etwa: "Ich bringe meine Freunde in große Versuchung. Ich bringe Säcke voll Geld in diesen Ozean der Armut. Damit müssen sie dann zurechtkommen." Können Europäer und Kongolesen unter diesen Umständen gleichberechtigt zusammenarbeiten, wie es etwa die deutsche Entwicklungspolitik als Ziel formuliert hat? Welche Interessen verfolgt der Globale Norden durch sein humanitäres und wirtschaftliches Engagement im Globalen Süden? In Bezug auf den Film sollte kritisch diskutiert werden, ob dem Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) durch die Wahl der drei Beispiele und die Montage ein differenzierter Blick auf das Thema gelingt.

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