Kategorie: Filmbesprechung
"Free Speech Fear Free"
Ein Schüler erkundet filmisch Meinungs- und Redefreiheit und schafft damit einen Einstieg in das vielschichtige Thema "freedom of speech"
Unterrichtsfächer
Thema
In "Free Speech Fear Free" spürt der Filmemacher Tarquin Ramsay einer zentralen Frage nach: "Was ist Redefreiheit?" Mit 15 Jahren begann Ramsay die Arbeit an seinem Zum Inhalt: Dokumentarfilm – fünf Jahre später hat er mit zahlreichen Aktivisten/-innen, Journalisten/-innen sowie Schauspieler/-innen gesprochen. Statt einer allgemeingültigen Definition von "freedom of speech" analysiert der Film die verschiedenen Dimensionen von Meinungs- und Redefreiheit, die je nach Land unterschiedlich weit gefasst sind. So spielen auch Informationsfreiheit, Datenschutz und verschiedene Zensurformen eine Rolle, die mit persönlichen Erfahrungen veranschaulicht werden: John Kiriakou etwa wurde als CIA-Whistleblower verurteilt. Die britische Journalistin Sarah Harrison hat wiederum das Berliner Exil einer Verurteilung nach den Antiterrorgesetzen in Großbritannien vorgezogen. Schilderungen des Theater-Ensembles Belarus Free Theatre aus Weißrussland hingegen zeigen den Kontrast zur Lebensrealität in einer Diktatur.
"Free Speech Fear Free" beginnt mit einer Zum Inhalt: Vorausblende: John Kiriakou erzählt im Interview (Glossar: Zum Inhalt: Talking Head), weshalb er auf Ramsays erste Kontaktanfrage geantwortet habe. Daraufhin entfaltet der junge Filmemacher die Entstehung des Films. Werden zu Beginn noch Mitschüler/-innen und Lehrende interviewt, schildern im Laufe der Zeit immer mehr Experten/-innen ihre Erfahrungen zum Thema. Im Stil eines Essayfilms inszeniert sich Ramsay oft selbst während der Vorbereitungen zu den Interviews oder in eingeblendeten symbolischen Zum Inhalt: Szenen. Zwischen den Interview- Zum Inhalt: Sequenzen sorgen Zeitlupenaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Zeitraffer/Zeitlupe), die mit Ramsays Zum Inhalt: Voiceover und einem bedrohlich anmutenden Score (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) unterlegt sind, für eine bedrückende Stimmung. Diese Stilmittel akzentuieren die Botschaft des Films, dass die Redefreiheit auch in demokratischen Gesellschaften in Gefahr ist – etwa durch Antiterrorgesetze und Massenüberwachung. Mit den Aufnahmen von der Tochter einer Aktivistin, von deren Ansichten sich Ramsay begeistert zeigt, appelliert er insbesondere an junge Menschen, sich des wichtigen Themas bewusst zu werden.
Die Art und Weise, wie der Film die Entwicklung des Projekts transparent macht und wie Ramsay seine teils sehr prominenten Interviewpartner/-innen für sich gewonnen hat, bietet Schüler/-innen den Anreiz, eigene Filmprojekte zu gestalten und innere Hürden zu überwinden. Untersucht werden kann, welche filmischen Mittel Ramsay nutzt, um seine Botschaft zu vermitteln und das Publikum zu überzeugen. In gesellschaftswissenschaftlichen Fächern lassen sich die Dimensionen der Rede- und Meinungsfreiheit auf theoretischer Ebene und im Alltag besprechen. Ein Rollenspiel erleichtert den Einstieg zu diesem Thema. Höhere Jahrgangsstufen können schließlich kritisch darüber diskutieren, was individuelle Freiheit ausmacht und welche Abwägungen zwischen dem Recht auf Sicherheit und dem Recht auf Freiheit auf politischer Ebene stattfinden.