Kriegsveteran Vincent (Bill Murray) lebt allein in seinem verwahrlosten Haus in Brooklyn. Seine Pension verzockt er bevorzugt auf der Pferderennbahn oder er versäuft sie in Bars. Mit der schwangeren Prostituierten Daka tröstet er sich über die Tatsache hinweg, dass seine demente Frau ihn bei seinen wöchentlichen Besuchen im Pflegeheim nicht mehr erkennt. Trotzdem hat sich der mürrische Vincent gut in seinem Leben eingerichtet. Als Maggie (Melissa McCarthy) und ihr zwölfjähriger Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) im Haus nebenan einziehen, wird sein Leben jedoch gehörig durcheinandergewirbelt. Um sich aus seiner akuten Geldnot zu befreien, springt Vincent kurzfristig als Babysitter des Jungen ein.

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Bill Murray spielt in "St. Vincent" wieder einen typischen Bill Murray-Charakter. Schon der Titel verweist auf die zentrale Thematik das Films: Welche charakterlichen Qualitäten machen einen guten Menschen aus? Denn Vincent, dieser unmanierliche, pöbelnde und politisch inkorrekte Kotzbrocken, so lautet die Botschaft von Regiedebütant Theodore Melfi, ist trotz seiner Laster eine Art moderner Heiliger – zumindest in den Augen von Oliver. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem komischen Heiligen und Oliver folgt weitgehend dem Muster des Feelgood-Movies, überzeugt aber durch einen subtilen, manchmal auch anarchischen Humor und natürlich die Chemie zwischen Bill Murray und Jaeden Lieberher. Wie in der Figur Olivers Murraysche Lakonie und kindliche Unschuld zusammenfinden, ist beeindruckend.

Mit seiner verlotterten Moral und dem unsteten Lebenswandel stellt Vincent einen typischen Antihelden dar. Im Englischunterricht bietet es sich daher an, sich mit der Tradition des Antihelden in Literatur und Film auseinanderzusetzen. Im Zuge dessen könnte etwa diskutiert werden, welche Auswirkungen es auf eine Erzählung hat, wenn die Hauptfigur mit Eigenschaften eines Antihelden ausgestattet ist. Für den Religionsunterricht eignet sich eine Beschäftigung mit der Heiligen-Thematik – und der Frage, welche Definitionen von „Heiligkeit“ in den verschiedenen Weltreligionen anzutreffen sind. Was wiederum bedeutet es für Olivers Verständnis, wenn er in Vincent einen modernen Heiligen sieht? Maggies Situation, die die alleinerziehende Mutter dazu bewegt, ihren Sohn einem Nachbarn anzuvertrauen, erzählt zudem etwas über die amerikanische Gesellschaft und das Bild der modernen Familie. Zu guter Letzt bietet die generationenübergreifende Freundschaft zwischen Vincent und Oliver eine schöne Grundlage für eine Charakterstudie.

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