Die 10-jährige Anina ist „in ein unglaubliches Durcheinander hineingeraten.“ Schuld daran ist ihrer Meinung nach allein ihr Name: Anina Yatay Salas. Er besteht aus drei Palindromen, jedes Wort kann vorwärts wie rückwärts gelesen werden. So ein Name ist wie ein Witz, findet Anina. Kein Wunder, dass sie deshalb in der Schule gehänselt wird. Vor allem ihre mollige Erzrivalin Yisel – „der Elefant“ – hat es auf sie abgesehen. Eines Tages geraten die beiden aneinander, was in einer wilden Rauferei und schließlich im Zimmer der Rektorin endet. Doch statt einer Standpauke erhalten die Mädchen jeweils einen versiegelten Umschlag. Eine Woche lang sollen sie ihn aufbewahren und dann ungeöffnet wieder mitbringen. Fortan kreisen Aninas Gedanken um das Kuvert, dessen Geheimnis ihr von Tag zu Tag größer erscheint. Während dieser Zeit lernt Anina Yisel besser kennen und erkennt, dass ihre vermeintliche Feindin mit eigenen Problemen zu tun hat.

Anina, Trailer (© Cine Global)

"Anina" ist ein unaufgeregter Zum Inhalt: Animationsfilm, der vom Alltag einer Zehnjährigen erzählt. Dafür nimmt er die Perspektive seiner Protagonistin ein – im Film durch viele subjektive Einstellungen (Glossar: Zum Inhalt: Subjektive Kamera) und den reflektierenden Kommentar vermittelt. So entsteht eine lebendige Kinderwelt, in der die tägliche Busfahrt, Gespräche mit den Eltern und der besten Freundin oder Neckereien in der Schule Platz finden. Dabei lenkt der Film den Blick wiederholt auf Details. Wie sonst könnte die Titelheldin all die Fahrscheine mit Palindrom-Zahlen finden, die sie sorgfältig in ein Heft klebt? Die elliptische Erzählweise (Glossar: Zum Inhalt: Elliptische Struktur) gleicht der Gedankenwelt des Mädchens, in der die Grenzen zwischen Fantasie, Träumen und Wirklichkeit fließend sind und ein kleiner Vorfall unüberschaubare Ausmaße annimmt. Handgemachte Aquarellzeichnungen in warmen erdigen Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) entsprechen dem ruhigen Ton, mit dem einem jungen Publikum auf Augenhöhe eine kleine Entwicklungsgeschichte erzählt wird.

Da "Anina" direkt an der Lebenswelt eines Kindes ansetzt, bietet er viele Identifikationsmöglichkeiten für Schüler/innen. So können sie etwa über die Bedeutung von Familie und Freundschaft nachdenken und analysieren, wie sich das Mädchen im Laufe der Geschichte entwickelt. Denn tatsächlich verschiebt sich Aninas egozentrische Perspektive, indem sie die Bedürfnisse von Yisel wahrzunehmen lernt. Weitere Fragen betreffen das Zusammenleben mit Menschen, das Thema Recht und Gerechtigkeit oder die Ausbildung von Identität. Darüberhinaus regt der Film dazu an, sich im Deutsch- und Spanischunterricht spielerisch mit Palindromen zu beschäftigen und so das Sprachgefühl zu fördern. Im Fach Kunst kann – etwa in Form von Daumenkinos – mit Animationstechniken oder mit der Wirkung von Farben experimentiert werden. Vor dem Kinobesuch ist zu beachten, dass der Film im spanischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt wird. Für jüngere Kinder stellt dies sicher eine besondere Herausforderung da, die aber umgangen werden kann, indem der Text während der Filmsichtung eingesprochen wird.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema