„Nightcrawler“ ist die abfällige Bezeichnung für Freelance-Reporter, die mit Hilfe von Polizeifunk-Scannern, den Camcorder stets im Anschlag, immer auf der Suche nach schweren Verkehrsunfällen oder Gewaltverbrechen sind. Die sensationsheischenden Bilder verkaufen sie an lokale Fernsehsender. Der Kleinkriminelle Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) ist ein Neuling in der Szene, macht sich durch seine Skrupellosigkeit jedoch bald einen Namen. Wo seine Kollegen auf Abstand bleiben, hält er immer direkt auf die blutigen Tatsachen. Seine Existenz ist einer einzigen Ambition untergeordnet: Er will nach oben – koste es, was es wolle. Dafür geht er auch über Leichen. Als es ihm gelingt, den Tatort eines spektakulären Verbrechens noch vor der Polizei zu erreichen, wittert er seine große Chance.

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Die erste Regiearbeit des Drehbuchautors (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) Dan Gilroy ("Das Bourne Vermächtnis" ) ist ganz auf ihren Hauptdarsteller zugeschnitten. Der erstaunlich hager anmutende Jake Gyllenhaal spielt einen klassischen man from nowhere, ein soziophatisches Nachtschattengewächs. Über Blooms Vergangenheit erfährt der Zuschauende wenig, seine floskelgesättigte Sprache mit Versatzstücken aus Management-Seminaren und Online-Motivationskursen klingt wie auswendig gelernt, liefert aber einen markanten Sound für einen satirisch zugespitzten Blick auf die Mechanismen des Nachrichtengeschäfts. Für eine gute Einschaltquote werden in "Nightcrawler" journalistische Standards schon mal übergangen. Gilroys bissige Medienkritik besitzt zudem eine moderne Zum Inhalt: Film Noir-Ästhetik: das nächtliche Los Angeles wird von den Neonlichtern nur spärlich ausgeleuchtet.

Der Film bietet sich mit seiner fragwürdigen journalistischer Ethik geradezu für die Arbeit in sozialwissenschaftlichen Fächern an. Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler die Darstellung des Fernsehens und lässt sich das Gezeigte eventuell auf deutsche Verhältnisse übertragen? "Nightcrawler" beschreibt auf überspitzte Weise die medialen Mechanismen beim Schüren kollektiver Ängste durch den Fokus auf Gewaltnachrichten. Hieran anknüpfend lohnt sich eine Diskussion darüber, worin im Kontext der Medien heutzutage der Sinn und die Funktion von Katastrophenmeldungen bestehen. Im Deutschunterricht kann ein Augenmerk auf Lou Blooms mechanische Sprache gelegt werden, die sowohl als Stilmittel wie auch als Charaktereigenschaft fungiert. Welche rhetorischen Mittel benutzt er? Was erzählt dies wiederum über seine Figur? Weiterhin besteht die Möglichkeit zu erarbeiten, mit welchen filmischen Mitteln ( Zum Inhalt: Lichtgestaltung, Zum Inhalt: Filmmusik, Zum Inhalt: Montage) der Film insbesondere in den Straßenszenen eine Atmosphäre der Bedrohung und Unsicherheit herstellt.

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