Wichtiger Hinweis:

Auch als Podcast verfügbar: Die Besprechung von "Wishlist" gibt es Zum Inhalt: hier zum Nachhören.

"Hallo, ich bin Wish. Ich erfülle Wünsche. Für eine kleine Aufgabe kann auch dein Wunsch schon bald Realität werden." Das Symbol der digitalen Sprachassistentin "Wish" – kurz im Zum Inhalt: Close-up eines Smartphone-Bildschirms, dann wiederholt anhand Zum Inhalt: visueller Effekte als Zum Inhalt: Einblendung im Bild zu sehen – weckt Erinnerungen an das wohl berühmteste technische Auge der Filmgeschichte: das Kameraauge von HAL, die sich als tödlich erweisende künstliche Intelligenz aus Stanley Kubricks Zum Filmarchiv: "2001: Odyssee im Weltraum" (USA 1968). Damit wird schon früh das klassische Science-Fiction-Motiv der Bedrohung des Menschen durch technologische Entwicklungen angedeutet, das im Verlauf der ersten Staffel von "Wishlist" weiter ausgebaut wird.

Online-Angebot für Jugendliche von ARD und ZDF

Die Webserie wurde im Auftrag von Radio Bremen und funk, dem öffentlich-rechtlichen Online-Angebot für Jugendliche, produziert und ist auf der Video-Plattform YouTube und der Webseite von funk zu sehen. Außerdem wird die gesamte erste Staffel zeitlich versetzt auch von der ARD ausgestrahlt (am 17. Dezember 2017 und am 1. Januar 2018). Für die vermeintlich "ungeduldige" Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen wartet schon die Pilotfolge der Serie mit einem wahren Feuerwerk an Einfällen auf, um Zuschauer/-innen mindestens zu einem "Like", besser noch zu einem Abonnement des YouTube-Kanals zu bewegen: vom Beginn der Episode mit einem in Form einer Zum Inhalt: Plansequenz, die in einem Match Cut ( Zum Inhalt: Schnitt zwischen zwei ähnlichen Einstellungen aus unterschiedlichen Zum Inhalt: Szenen) endet, über die atmosphärische Zum Inhalt: Low-Key-Ausleuchtung bis hin zu einem scharfzüngigen Zum Inhalt: Voice-Over-Kommentar und dem Durchbrechen der "vierten Wand" mit dem Blick in die Kamera. Die zeitgemäße Darstellung von Text- und Videonachrichten, die authentisch klingende Jugendsprache und der Cliffhanger am Ende, der fester Bestandteil jeder weiteren Folge ist, sollen zum Weiterschauen der Serie motivieren. Ein starker Auftakt, auch wenn sich bereits andeutet, dass das Zum Inhalt: Drehbuch bisweilen die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte vernachlässigt.

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Eine verführerische App fürs Smartphone

Mira ist 17 Jahre alt, intelligent, schlagfertig – und isoliert. Andere Menschen bevorzugt sie am anderen Ende einer DSL-Leitung. Als eine unbekannte Nummer sie zur Nutzung der App "Wishlist" einlädt, installiert sie diese ohne zu zögern und kommentiert die umfangreichen Datenzugriffe der Anwendung bloß lakonisch mit den Worten: "Ist schon gut, liebe Grüße an die Mitarbeiter der NSA". Wie der Name sagt, verspricht die App der Nutzerin einen Wunsch zu erfüllen, wenn diese eine Aufgabe erledigt – und zwar in der Realität, nicht bloß am Smartphone. Die erste Aufgabe, die Mira für ihren wohl nicht ganz ernst gemeinten Wunsch eines rosa Elefanten aufgetragen wird, ist harmlos: Sie soll Mülleimer aus einem fremden Hinterhof auf die Straße bringen. Dass sie die Aufgabenstellung exakt dann erhält, als sie sich am Ort der gewünschten Ausführung befindet, scheint sie nicht zu beunruhigen. Zu ihrer Überraschung wird ihr Wunsch tatsächlich erfüllt – in Form eines Plüschtiers.

Sie stellt die App mit dem Wunsch nach einem "spektakulären Abend" erneut auf die Probe, was sie mit dem Rest der Serien-Charaktere zusammenführt: Janina, die Beauty-Tipps auf YouTube postet und für die Mira anfangs nur Verachtung übrig hat, Casper, der als erster an der App zu zweifeln beginnt, Dustin, Sohn reicher Eltern, und Kim, ein notorischer Aufreißer. Letzterer ist es, der Mira schließlich das Prinzip von "Wishlist" erklärt: Was sich der eine wünscht, kann ein anderer vielleicht erfüllen – als Aufgabe, um wiederum selbst einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Je größer der Wunsch, desto größer die Gegenleistung – bis hin zur Möglichkeit, dass diese nicht erbringbar ist. Schnell zeigt sich, wie brisant es ist, nicht zu wissen, welchen Wunsch man wem mit einer vermeintlich harmlosen Tat erfüllt. Nachdem Mira eine Tasche im Büro ihrer Lehrerin platziert hat und diese des Diebstahls beschuldigt wird, warnt Casper vor der weiteren Benutzung der App – doch zunächst wird er nicht ernst genommen.

Anlehnung an erfolgreiche Jugend-Formate

Die Kommentare unter den auf YouTube eingestellten Videos der Webserie weisen unter anderem auf Ähnlichkeiten zum Jugendliteraturpreisgewinner "Erebos" sowie auf die Zum Inhalt: Romanverfilmung "Nerve" (USA 2016) hin, in der Teilnehmer/-innen eines Online-Spiels gegen Geld zunehmend riskantere Aufgaben erledigen. Wie "Nerve" beginnt auch "Wishlist" als Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Gefahren neuer Technologien und dem gesellschaftlichen Umgang mit diesen. Der "Wishlist"-kritische Protagonist Casper macht dies mehrfach explizit zum Thema, etwa wenn er die anderen User in einer Zum Inhalt: Szene fragt, "was die App mit uns macht".

Doch schnell gerät diese Frage gegenüber der mysteriösen Rolle der hier agierenden "Puppet Master" – die Betreiber der App – in den Hintergrund, die selbst vor einem Mord nicht zurückschrecken und das Geschehen offenbar sorgfältig orchestrieren: Wie sonst ließe es sich erklären, dass Mira zur Erledigung einer Aufgabe plötzlich genau den Schlüssel braucht, den sie heimlich schon Wochen zuvor bekommen hat, versteckt in dem rosa Plüschtier (ihrer ersten "Wishlist"-Prämie)? So verschiebt sich der Fokus von der Frage, was eine neue Technologie mit uns macht (und wir mit ihr), zu einem recht generischen Verschwörungsplot: Dubiose Strippenzieher missbrauchen die neue Technik für eigene Interessen und Individuen werden Opfer ihrer Machenschaften.

Fortsetzung der Serie mit „Wishlist 2.0“

Noch ist die Geschichte um Miras Clique und die mysteriöse App allerdings nicht auserzählt, einige Hintergründe lässt die erste Staffel offen. Der Zum Inhalt: Trailer zu "Wishlist 2.0" – die zweite Staffel startete am 14. Dezember 2017 auf YouTube – verspricht Antworten und eine erweiterte Fortführung des erfolgreichen Serienformats: weitere Figuren, mehr Action, eine aufwendigere Produktion sowie größere Wünsche und kompliziertere Aufgaben der "Wishlist"-App. Denn soviel verrät der Trailer ebenfalls: Die von den Jugendlichen in der ersten Staffel benutzte App war nur eine Beta-Version, sie selbst waren Teil eines Testdurchlaufs. Jetzt aber soll die App weltweit auf den Markt gebracht werden.

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Vier wichtige Preise hat Wishlist 2017 bereits gewonnen, darunter den Grimme- und den Webvideopreis. Mindestens ebenso wichtig sind die "Likes", Kommentare und Abo-Zahlen auf YouTube, die darauf schließen lassen, dass es ARD und ZDF mit ihrem im Oktober 2016 gestarteten Content-Netzwerk funk gelingen könnte, die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen zu erreichen. Die unterschiedlichen Formate werden auf der eigenen Webseite funk.net online gestellt, sind daneben aber auch auf YouTube oder auf weiteren Social-Media-Plattformen abrufbar.

Um insbesondere Teenager gezielt anzusprechen, setzt das "Wishlist" -Team auf bewährte Strategien wie Gastauftritte von der Zielgruppe bekannten YouTube-Stars oder ein Gewinnspiel, an dem man durch das "Liken" und Teilen des Videos teilnimmt. Nicht zuletzt wird mit dem Smartphone das technische Gerät mit der größten Verbreitung unter den 12- bis 19-Jährigen (siehe JIM-Studie 2017) ins Zentrum der Erzählung gerückt. Die spannende Serie zeigt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Jahr 2017 nicht nur die zeitgenössische Form seriellen Erzählens, sondern auch die damit kombinierbaren Marketingstrategien für sich entdeckt hat.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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