Ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zeit scheint stehengeblieben, doch tatsächlich hat sich seit dem Mauerfall 1989 alles verändert. Nur mühsam sichern die wenigen Bewohner/innen ihre Existenz als Kleinbauern/innen, Zeitarbeiter/innen oder Handwerker/innen für alles. Lediglich zwei von ihnen arbeiten in der örtlichen Milchviehanlage, dem Nachfolgebetrieb der LPG "Roter Stern". Die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft bot bis zu ihrer Auflösung 1992 allen im Dorf einen verlässlichen Arbeitsplatz. In Interviews wird das Ende der DDR gelegentlich beklagt, ebenso der Wegzug der Jugend, die hier keine Perspektive mehr sieht. Auf dem jährlichen Dorffest oder auf einer Hochzeit wird aber auch ein Gemeinschaftsgefühl erkennbar, das die Verbliebenen trotz aller Schwierigkeiten in der Heimat hält.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

Neue Visionen

Die Dokumentarfilmer Leopold Grün und Dirk Uhlig werfen einen neugierigen Blick auf einen von der Weltgeschichte vergessenen Ort. Als Grundlage des Films dienen unkommentierte Erzählungen (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) der Bewohner/innen. So erinnert sich die Pferdezüchterin Gabi an ihren alkoholkranken Ex-Mann; der Westzuzügler Harry träumt von Reisen ans Nordkap und hat sich mit seiner Arbeitslosigkeit abgefunden. Heitere Momente ergeben sich etwa, wenn Opa Ronald seinen Urenkeln aus der Bild-Zeitung vorliest und die DDR-Zwangskollektivierung bissig kommentiert. Das melancholische Gefühl des Stillstands dokumentiert auch die in der Regel statische Kamera. Ab etwa der Hälfte des Films werden lange Einstellungen im Abendlicht hin und wieder mit Zum Inhalt: Filmmusik akzentuiert, als Illustration einer manchmal bedrückenden, aber auch friedlichen Ruhe.

Der verwunschene Ort im Nordosten der Republik erhält keinen Namen. Nur einer von vielen, dient er den Filmemachern als Beispiel für die gesellschaftlichen, ökonomischen und strukturellen Folgen des Mauerfalls. Themen wie Auflösung gewohnter Strukturen, Privatisierung, Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Jugend können im Unterricht anhand des Films aufgegriffen und vertieft werden. In den Medien kaum noch Thema, zeigen sich diese Auswirkungen großer Politik hier am einzelnen Menschen. Schülerinnen und Schüler können im Unterricht versuchen, die bruchstückhaften Erzählungen zu einer Geschichte des Ortes zusammenzufassen und mit den Bildern in Einklang zu bringen. Im Geschichts- oder Erdkundeunterricht bietet sich unterstützend eine Erläuterung der agrarpolitischen Strukturen der DDR und deren Neuordnung – beziehungsweise Zerschlagung – nach dem Mauerfall an.

Wichtiger Hinweis:

In der Zum externen Inhalt: Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung (öffnet im neuen Tab) kann "Am Ende der Milchstraße" kostenlos gesichtet werden.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Unterrichtsmaterial

Mehr zum Thema