"Was hatten wir für einen schönen Sommer." Ein melancholischer Satz, der "In Liebe, Eure Hilde" von Andreas Dresen ebenso auf den Punkt bringt wie sein Titel. Im Film sagt ihn Hilde Coppi, als sie während ihrer Haftzeit unter dem NS-Regime ihren ebenfalls eingesperrten Ehemann Hans sehen darf. Ein paar Minuten haben sie, in denen Hans das einzige Mal seinen Sohn sieht, den Hilde kurz zuvor im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße zur Welt gebracht hat.

Verhaftet wurde das junge Ehepaar aus Berlin im September 1942 wegen seiner Beteiligung am Widerstandsnetzwerk "Rote Kapelle". Die von den NS-Behörden ersonnene Bezeichnung suggeriert eine straffe Organisation; tatsächlich handelte es sich um einen eher losen Verbund aus etwa 400 Menschen mit sehr heterogenen Weltanschauungen und Herkünften. Für das Aufhängen regimekritischer Plakate, die Übermittlung abgefangener Botschaften deutscher Kriegsgefangener an deren Angehörige und wiederholte Versuche, Informationen in die Sowjetunion zu funken, werden die Coppis wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Den gemeinsamen Sohn darf Hilde bis zur Vollstreckung in ihrer Zelle versorgen.

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Eine einfühlsame Schilderung von Idealismus und Liebe

Den Kontrast zwischen besagtem Sommer und den Haftmonaten etablieren Dresen und die Zum Inhalt: Autorin Laila Stieler als prägendes Prinzip ihres Porträts der Widerständlerin Hilde Coppi, die Liv Lisa Fries intensiv verkörpert. Ausgehend von der Festnahme folgt der Film einer ungewöhnlichen Zum Inhalt: Rückblendenstruktur: Während der gegenwärtige Erzählstrang Hildes Gefängniszeit protokolliert, entfernen sich die sommerlichen Rückblenden immer weiter vom unglückseligen Ausgang. Im Gefängnis dominieren Enge und Beton, starre Kamerapositionen und knappe Anweisungen des Personals; draußen hingegen entfaltet sich eine einfühlsame Schilderung von Idealismus und Liebe. Wir sehen Badeausflüge, es wird gezeltet und angebändelt. Die Unbeschwertheit gipfelt in einer kreisenden Zum Inhalt: Kamerabewegung, die Hilde und Hans verliebt auf dem Moped zeigt und die mit sehnsuchtsvoller Zum Inhalt: Filmmusik untermalt ist, der einzigen im Film. Der gegenläufige Aufbau spürt dem Inneren von Hilde Coppi nach, deren Erinnerung an den Sommer in der Haft umso heller strahlt.

Wie der Gefängnispfarrer Harald Poelchau, der Hilde sagt, er könne die Todeskandidaten ja nicht allein lassen, weicht auch Dresen der Protagonistin nie von der Seite. Die Kamera schwenkt ihr nach, verharrt auf ihrem Gesicht und folgt ihr in einer Zum Inhalt: Plansequenz durch die Gänge des Gefängnisses. Lange Zum Inhalt: Einstellungen dokumentieren die Leibesvisitation bei der Inhaftierung oder die Geburt ihres Sohns. Konsequent und schonungslos begleitet Dresen die Protagonistin auch bei ihrem letzten Gang. In einer minutenlangen Zum Inhalt: Szene steht Coppi mit fünfzehn Verurteilten vor dem Hinrichtungsschuppen in Berlin-Plötzensee an, wo sie im Dreiminutentakt hereingerufen und vom Fallbeil enthauptet werden. Der hohe Grad an Realismus, der durch die Zum Inhalt: dokumentarische Qualität der Bilder entsteht, erschüttert nachhaltig.

In den Rückblenden legt Dresen den Fokus auf die private Verbundenheit der Widerstandsgruppe und spart deren Politisierung oder eine Beschreibung der Motive und Wege in den Widerstand weitgehend aus. Es gibt keine Rede gegen das Regime und anders als etwa in Zum Filmarchiv: "Sophie Scholl – Die letzten Tage" (Marc Rothemund, D 2005) weder NS-Symbolik noch eindimensional überzeichnete NS-Schergen. Stattdessen möchte Dresen zeigen, dass auf beiden Seiten der Geschichte Menschen standen, im Guten wie im Bösen. Zu dem Anspruch, dem Alltag in der Diktatur näher zu kommen, trägt auch die nicht durchweg historisch akkurate Ausstattung (Glossar: Zum Inhalt: Requisite) bei. Das Geschehen wirkt so heutiger und vermittelt einen Eindruck davon, wie die Menschen seinerzeit ihre Gegenwart wahrnahmen.

Eine weibliche Perspektive auf den Widerstand

Entsprechend ist In Liebe, Eure Hilde keine Abhandlung zur Geschichte der "Roten Kapelle", die in der BRD und der DDR gegensätzlich bewertet wurde. Im Westen galten die Widerstandskämpfer/-innen lange als "Verräter", die Informationen an die Sowjets weitergaben, im Osten wurden sie zu kommunistischen Antifaschisten überhöht. Stieler und Dresen legen das Augenmerk auf das alltäglich Menschliche und blicken dabei aus einer eher seltenen weiblichen Perspektive auf den Widerstand. Vor Gericht bekennt Hilde Coppi, aus Liebe zu ihrem Mann gehandelt zu haben, der Film lässt aber auch die Deutung zu, dass sie ihrer eigenen humanistischen Überzeugung folgte. Am Ende des Films weist ihr Sohn, der heute 81-jährige Hans Coppi junior, in einem Zum Inhalt: Voiceover darauf hin, dass die Aktionen seiner Eltern eine sehr begrenzte Wirkung hatten. Nur ein einzelner, harmloser Funkspruch erreichte die Sowjetunion. Nichtsdestotrotz betont der Film eindrücklich den universellen Wert, in unmenschlichen Zeiten gegen das Unrecht einzutreten.

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