Die DDR ist seit 34 Jahren Geschichte, im Film ist sie jedoch sehr "lebendig". Familiendramen, Zum Inhalt: Komödien, Liebesgeschichten, Flucht- und Zum Inhalt: Spionagethriller, Zum Inhalt: Biopics über prominente Künstler/-innen oder Zum Inhalt: Kinder- und Jugendfilme – das Spektrum an fiktionalen Filmen und Serien über die DDR ist inzwischen kaum zu überschauen. Das Online-Handbuch Zum externen Inhalt: Die DDR im Film (öffnet im neuen Tab) listet allein über 80 Kino- und TV-Produktionen auf. Dabei handelt es sich jedoch "nur" um die wichtigsten Filme, die zwischen 1990 und 2020 produziert wurden. Zählt man die Spielfilme hinzu, die bereits vor 1990 als Gegenwartsfilme bei der DEFA oder aus westlicher Perspektive über die DDR entstanden sind, dann kommt man leicht auf mehrere Hundert Produktionen.

Zwiespältige Rückblicke

Was die fiktionalen Filme seit 1990 verbindet, ist ihr retrospektiver Blick auf ein Land, das nicht mehr existiert, über dessen Bedeutung aber nach wie vor intensiv gestritten wird. Spielfilme über die DDR müssen daher – wie grundsätzlich alle fiktionalen Erzählungen über die Vergangenheit – als Ausdruck eines bestimmten Geschichtsbildes interpretiert werden. Häufig erzählen sie mehr über den Zeitpunkt ihrer Entstehung als über die Vergangenheit selbst. Realistisch – im Sinne eines "echten" Abbildes – sind historische Spielfilme ohnehin nie, auch wenn sich alle Beteiligten um größtmögliche Authentizität bemühen. Interessant ist daher eher, welche DDR-Erzählungen zu welcher Zeit entstanden sind – und besonders erfolgreich waren, denn die Publikumsresonanz ist ein Spiegel für die Wirkmächtigkeit einer Geschichtserzählung im Film. Dabei lassen sich unterschiedliche Schwerpunkte beobachten.

Die ersten historisierenden DDR-Filme, die unmittelbar nach der Wiedervereinigung entstanden sind, stammten überwiegend von Filmemachern, die selbst in der DDR gelebt und als Regisseure gearbeitet hatten. Filme wie "Stein" (1991) von Egon Günther, "Der Verdacht" (1991) von Frank Beyer oder "Der Tangospieler" (1992) von Roland Gräf behandelten tabuisierte Themen, die nun offen angesprochen werden konnten: Politische Unterdrückung, Stasi-Überwachung und Repressionserfahrungen im Alltag. Im Kino fanden sie jedoch kein großes Publikum – möglicherweise, weil sie sehr schwermütig Zum Inhalt: inszeniert waren, aber wohl auch, weil sie für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zu spät kamen. Nichtsdestotrotz sind die Filme noch heute wichtige Zeitdokumente, weil sich in ihnen der selbstkritische Blick ostdeutscher Filmemacher auf das Scheitern der sozialistischen Utopie spiegelt.

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Komödien als Publikumserfolge


Erste Versuche, die DDR-Vergangenheit in Form von größeren Erzählungen aufzugreifen, blieben meist eher schablonenhaft wie Margarethe von Trottas "Das Versprechen" (1994), der seine Geschichte entlang historischer Zäsuren – vom Mauerbau bis zum Mauerfall – erzählte, ohne Nähe zu den Figuren zu entwickeln. Frank Beyer verdichtete mit der Romanverfilmung "Nikolaikirche " (1995) unterschiedliche Perspektiven in Form eines Familiendramas – ein Erzählmuster, das häufig wieder aufgegriffen wurde (etwa in der erfolgreichen TV-Serie "Weissensee," 2010-2018). Beyers Film war ein ambitionierter Versuch, die Ereignisse der Friedlichen Revolution nachzuerzählen, aber auch hier blieb eine größere Resonanz aus. Das änderte sich einige Jahre später, als die DDR im Genre der Komödie eine erste Renaissance erlebte. Zum Filmarchiv: "Sonnenallee" (1999) von Leander Haußmann, der eine jugendliche Liebesgeschichte in der DDR mit zeitgenössischer Popkultur und einem selbstironischen Blick zurück verknüpfte, wurde zu einem überraschenden Erfolg. Zugleich löste er eine erste feuilletonistische Debatte über die Darstellung der DDR im Film aus: Darf man mit Humor auf das Leben im Sozialismus zurückblicken oder verharmlost man damit die Diktatur? Auch Zum Filmarchiv: "Good bye, Lenin!" (2003) von Wolfgang Becker wählte einen unbeschwerten Zugang, indem er die Geschichte der Wiedervereinigung auf den Kopf stellte. Während "Sonnenallee " vor allem beim ostdeutschen Publikum auf Zuspruch stieß, avancierte "Good bye, Lenin!" sogar zu einem weltweiten Hit, der sein Publikum vor allem auf einer emotionalen Ebene ansprach. Die DDR-Geschichte reduzierte er dabei auf eine oberflächliche Symbolik, auch die Widersprüche der ostdeutschen Gesellschaft blieben weitgehend außen vor.

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Fokus: Staatssicherheit

Eine Kontroverse löste Zum Filmarchiv: "Das Leben der Anderen" (2006) von Florian Henckel von Donnersmarck aus – ein Drama, in dem ein Stasi-Offizier einen DDR-Schriftsteller überwachen soll, ihn dann jedoch vor der Verfolgung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) schützt. Da es dafür kein reales Vorbild gab und der Film viele Klischees reproduzierte, sahen manche Kritiker darin ein kitschiges Märchen, das mit der DDR so viel zu hatte "wie Hollywood mit Hoyerswerda", wie der Regisseur Andreas Dresen prägnant formulierte. Andere – wie etwa Joachim Gauck, damals Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen – lobten den Film hingegen als bis dato beste Schilderung der Überwachungsgesellschaft. Die Debatte offenbarte, dass es nicht nur eine richtige Sicht auf die DDR gibt, sondern das Filme stets nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden, in denen sich nicht alle Zuschauer/-innen gleichermaßen wiederfinden, weil sie unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Unabhängig von der Frage nach der historischen Genauigkeit funktionierte "Das Leben der Anderen" als gut gespieltes Drama – dementsprechend groß war auch der Zuspruch beim Publikum, der nicht zuletzt durch eine effektive Werbekampagne und diverse Preise (darunter der Oscar® für den besten ausländischen Film) weiter angefeuert wurde. Mit über sieben Millionen Zuschauer/-innen allein in der EU zählt der Film zu den erfolgreichsten deutschen Kinofilmen der letzten Jahrzehnte und trug so – trotz aller berechtigten Kritik – auch dazu bei, dass die DDR-Geschichte in der Öffentlichkeit sehr viel stärker wahrgenommen wurde.

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Der Erfolg von "Das Leben der Anderen" hatte jedoch auch zur Folge, dass sich viele Filme über die DDR fortan auf die Staatssicherheit fokussierten. Mehr noch: Eindimensionale Stasi-Figuren wurden zur filmischen Chiffre für Verrat, Repression und Unterdrückung in der DDR. Nur selten stellten Filme die individuellen Folgen der Stasi-Überwachung differenzierter dar, wie Christian Petzolds "Barbara" (2012), in dem eine Ärztin einen Ausreiseantrag stellt und ins Visier des Geheimdienstes gerät, als sie ihre Flucht über die Ostsee plant. Einen komplexen Blick auf das MfS-Thema präsentierte auch Andreas Dresen mit Zum Filmarchiv: "Gundermann" (2018). In seiner Annäherung an Gerhard Gundermann integrierte er dessen Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) in eine vielschichte Erzählung über das widersprüchliche Leben des Liedermachers, ohne ihn einseitig zu verurteilen.

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Offene Geschichte

Den öffentlichen Diskurs über die DDR prägten häufig Filme, die sich politischen Themen widmeten. Neben der Staatssicherheit spielten Fluchtgeschichten ("Jenseits der Mauer" , Friedemann Fromm, 2009; , Michael Herbig, 2018) oder politische Unterdrückung ("Wir wollten aufs Meer" , Toke Constantin Hebbeln, 2012; Zum Filmarchiv: "Das schweigende Klassenzimmer", Lars Kraume, 2018) eine zentrale Rolle. Wenngleich viele der Filme konventionell inszeniert waren und historische Ereignisse vereinfachten, übernahmen sie eine wichtige Funktion, da sie meist auf realen Schicksalen basierten und so an Opfer des SED-Regimes erinnerten. Zugleich bedingten sie aber eine thematische Engführung, da ostdeutsche Lebensgeschichten jenseits von staatlicher Repression nur selten im Kino oder Fernsehen zu sehen waren. Erst in jüngerer Zeit gab es verstärkt Versuche, Erfahrungen im DDR-Alltag filmisch darzustellen, die neben dem Einfluss des Staates auch individuelle Entwicklungen aufzeigen, wie Zum Filmarchiv: "In einem Land, das es nicht mehr gibt" (2022) von Aelrun Goette, der die autobiografisch inspirierte Geschichte eines jungen Models in der DDR-Modeszene Ende der 1980er-Jahre erzählt. Der Erfolg dieser Filme zeigt, dass es beim Publikum ein Interesse an differenzierteren Geschichten gibt, die die DDR-Vergangenheit nicht allein auf ihre diktatorischen Prägungen reduziert. Indirekt spiegeln die Filme damit auch den noch immer andauernden Diskurs über die Wahrnehmung ostdeutscher Lebenswirklichkeit(en) wider.

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Es ist anzunehmen, dass sich die filmische Darstellung der DDR mit zunehmendem zeitlichen Abstand weiter ausdifferenzieren wird. Populäre Serien wie "Deutschland 83/86/89 " (2015/2018/2020) oder "Kleo " (seit 2022) nutzen den DDR-Kontext nur noch als Hintergrund für satirisch überzeichnete Genregeschichten für ein primär jüngeres Publikum. Die historischen Bezüge wirken dabei häufig austauschbar. Zugleich zeigt sich aber auch ein vielversprechender Trend unter jüngeren Regisseur/-innen, die auf aktuelle Entwicklungen in Ostdeutschland blicken. In Filmen wie Annika Pinskes "Alle reden übers Wetter" (2022), Jonas Walters "Tamara " (2023) oder Janin Halischs "Sprich mit mir" (2023) spielt die DDR-Geschichte nur noch eine indirekte Rolle; vielmehr sind es die Umbrüche der Nachwendezeit und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart, die in den Filmen anhand individueller Erzählungen aufgegriffen werden. Generell ist eine spannende Frage, wie in Zukunft vor allem jüngere Filmschaffende die DDR darstellen werden, die sie nicht selbst erlebt haben. Nahe liegt, dass sie in ihren Filmen andere Fragen an die Vergangenheit stellen – und sich so neue Perspektiven auf die DDR-Geschichte ergeben.

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