Kategorie: Unterrichtsmaterial
Aufgabe: Werner Herzog und Landschaften im Film
Eine Aufgabe zum Thema "Werner Herzog und Landschaften im Film" für die Fächer Kunst, Philosophie, Deutsch ab 16 Jahren, ab Oberstufe
Fächer: Kunst, Philosophie, Deutsch ab 16 Jahren, ab Oberstufe
a) Lesen Sie in Einzelarbeit den Zum Inhalt: Einführungstext des Dossiers zu Werner Herzog. Fassen Sie in Stichpunkten zusammen
welchen Status Werner Herzog in der deutschen Filmlandschaft hat,
welche Themen das filmische Werk Werner Herzogs bestimmen und
welche Beziehung zwischen Herzogs Filmen und den Epochen der Romantik und des Expressionismus besteht.
Führen Sie Ihre Ergebnisse im Plenum an der Tafel zusammen.
b) Im Einleitungstext ist von Werner Herzogs "ehrfürchtigem Verhältnis zu Landschaften" die Rede. Lesen Sie arbeitsteilig die Zusammenfassungen ausgewählter Filme (z.B. "Aguirre, der Zorn Gottes" , "Fitzcarraldo" , "Fata Morgana" , "Lebenszeichen" , "Lektionen in Finsternis" , "Gasherbrum – der leuchtende Berg" , "Begegnungen am Ende der Welt" , "Grizzly Man" , "La Soufrière" ), auf der Seite des deutschen Verleihs Zum externen Inhalt: Arthaus (öffnet im neuen Tab) oder anderen Internetquellen. In welchen Zum Inhalt: Landschaftsformen spielen diese jeweils?
c) Markieren Sie auf einer im Klassenzimmer ausgehängten Weltkarte jeweils den Ort, an dem der von Ihnen ausgewählte Film aus Aufgabe b) spielt und ergänzen Sie die Markierung mit einer kurzen Beschreibung der dargestellten Landschaft. Stellen Sie Ihren Film knapp der Klasse vor.
d) Betrachten Sie anschließend zusammen die gemeinsam gestaltete Weltkarte und erläutern Sie, an welchen Orten und in welchen Landschaften Werner Herzogs Filme spielen. Überlegen Sie dabei auch gemeinsam, welchen Bedingungen sich Herzogs Filmcrew bei den Dreharbeiten ausgesetzt hat.
e) Lesen Sie das Zitat von Werner Herzog. Erläutern Sie, welche Funktion die Landschaft in seinen Filmen hat. Erklären Sie damit auch Ihre Ergebnisse aus Aufgabe b) und c).
"Landschaften spielen eine große Rolle in allen meinen Filmen, […]. Wenn ich mir Hollywood-Filme anschaue oder Werbefilme im Fernsehen, das sind ja alles verbrauchte, beleidigte Landschaften. Da wird Landschaft immer nur als Hintergrund verwendet. Bei mir ist Landschaft immer eine innere Landschaft. Der Urwald in "Aguirre, der Zorn Gottes" oder in "Fitzcarraldo" ist ein menschlicher Zustand, es ist ein Fieberwahn, ein Delirium, eine fast erfundene Landschaft. Landschaften können so weit "inszeniert" werden, daß sie auf einmal Eigenschaften unserer Seele sind. Das verbindet mich stark mit Caspar David Friedrich, der genau dasselbe versucht hat, natürlich mit anderen Mitteln und zu einer anderen Zeit. Die Frage war immer: Wie können wir Landschaften der Seele darstellen?" (Werner Herzog in Edgar Reitz, Bilder in Bewegung. Essays, Gespräche zum Kino, Reinbek bei Hamburg, 1995, S. 66)
f) Werner Herzog vergleicht sein filmisches Programm mit dem künstlerischen Programm des Malers Caspar David Friedrich. Betrachten Sie eine Auswahl von Friedrichs Gemälden auf Zum externen Inhalt: planet-schule.de (öffnet im neuen Tab). Beschreiben Sie, welchen Eindruck die Landschaft auf Sie macht. Inwiefern spiegelt die Landschaft hier "Eigenschaften unserer Seele"? Tauschen Sie sich in Partnerarbeit aus.
g) Betrachten Sie eine Auswahl von Stills aus den Filmen von Werner Herzog auf der Seite der Zum externen Inhalt: Deutschen Kinemathek (öffnet im neuen Tab). Welchen Eindruck macht die Landschaft in Herzogs Filmen auf Sie? Wie wirkt die Landschaft im Vergleich zu den Gemälden Caspar David Friedrichs auf Sie? Tauschen Sie sich in Partnerarbeit aus. Sammeln Sie im Anschluss Ihre Ergebnisse an der Tafel.
h) Wählen Sie ein Still aus Aufgabe g) aus, das Ihnen besonders gut gefällt. Lesen Sie die Zusammenfassung des Films, aus dem es stammt. Welche "Eigenschaft der Seele" könnte in diesem ausgedrückt sein? Versuchen Sie sich in den Protagonisten des Films hineinzudenken und verfassen Sie einen inneren Monolog, der zur dargestellten Landschaft passen könnte.
Vertiefende Aufgaben
i) Lesen Sie die Zitate von Edmund Burke und Immanuel Kant zum Begriff des "Erhabenen". Arbeiten Sie anhand dieser Zitate den Unterschied zwischen "erhabener" und "schöner" Landschaft heraus.
"Erhabene Objekte sind riesig in ihren Dimensionen, schöne aber verhältnismäßig klein. Schönheit verlangt Glätte und Ebenheit; das Große kann rauh und ungehobelt sein. Schönheit muß die gerade Linie vermeiden, darf aber von ihr nur unmerklich abweichen; das Große liebt in vielen Fällen die gerade Linie, läßt aber, wenn sie einmal von ihr abweicht, auch eine sehr starke Abweichung zu. Schönheit darf nicht dunkel, das Große muß finster und düster sein. Schönheit muß licht und zart, das Große muß fest und sogar massiv sein." (Edmund Burke, "Vom Erhabenen und Schönen", Zum externen Inhalt: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=145&ausgabe=14 (öffnet im neuen Tab))
"Der Anblick eines Gebirges, dessen beschneite Gipfel sich über Wolken erheben, die Beschreibung eines rasenden Sturms oder die Schilderung des höllischen Reichs von Milton erregen Wohlgefallen, aber mit Grausen; dagegen die Aussicht auf blumenreiche Wiesen, Täler mit schlängelnden Bächen, bedeckt von weidenden Herden, die Beschreibung des Elysium oder Homers Schilderung von dem Gürtel der Venus veranlassen auch eine angenehme Empfindung, die aber fröhlich und lächelnd ist. Damit jener Eindruck auf uns in gehöriger Stärke geschehen könne, so müssen wir ein Gefühl des Erhabenen und, um die letztere recht zu genießen, ein Gefühl für das Schöne haben. Hohe Eichen und einsame Schatten im heiligen Haine sind erhaben, Blumenbetten, niedrige Hecken und in Figuren geschnittene Bäume sind schön. Die Nacht ist erhaben, der Tag ist schön.“ (Immanuel Kant, "Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen", Zum externen Inhalt: www.gutenberg.org/files/41197/41197-h/41197-h.htm (öffnet im neuen Tab))
j) Beurteilen Sie, inwiefern das Kriterium des Erhabenen auf die Landschaft in Werner Herzogs Filmen zutrifft. Ziehen Sie dafür mindestens zwei Filmstills auf der Seite der Zum externen Inhalt: Deutschen Kinemathek (öffnet im neuen Tab) als Beispiele heran (oder sichten Sie den dazugehörigen Film, wenn Sie die Möglichkeit haben).
k) Werner Herzog wurde nach dem Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Lektionen in Finsternis" mit dem Vorwurf der "Ästhetisierung des Grauens" (Zum externen Inhalt: www.arthaus.de/lektionen_in_finsternis (öffnet im neuen Tab)) konfrontiert. Diskutieren Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den ästhetischen Kategorien des Erhabenen und des Schrecklichen.
l) Lesen Sie die Zitate von Friedrich Schiller und Immanuel Kant. Erläutern Sie, welche Wirkung das Erhabene auf den Betrachter im Gegensatz zum Schönen hat.
m) Lesen Sie das Zitat Werner Herzogs. Setzen Sie sein ästhetisches Programm in Bezug zu den beiden Zitaten von Schiller und Kant.
"Das Gefühl des Erhabenen ist ein gemischtes Gefühl. Es ist eine Zusammensetzung von Wehsein, das sich in seinem höchsten Grad als ein Schauer äußert, und von Frohsein, das bis zum Entzücken steigen kann und, ob es gleich nicht eigentlich Lust ist, von seinen Seelen aller Lust doch weit vorgezogen wird." (Friedrich Schiller, "Über das Erhabene", Zum externen Inhalt: www.projekt-gutenberg.org/schiller/erhaben/erhaben.html (öffnet im neuen Tab))
"Kühne überhangende gleichsam drohende Felsen, am Himmel sich auftürmende Donnerwolken, mit Blitzen und Krachen einherziehend, Vulkane in ihrer ganzen zerstörenden Gewalt, Orkane mit ihrer zurückgelassenen Verwüstung, der grenzenlose Ozean, in Empörung gesetzt, ein hoher Wasserfall eines mächtigen Flusses u. dgl. machen unser Vermögen zu widerstehen, in Vergleichung mit ihrer Macht, zur unbedeutenden Kleinigkeit. Aber ihr Anblick wird nur um desto anziehender, je furchtbarer er ist, wenn wir uns nur in Sicherheit befinden; und wir nennen diese Gegenstände gern erhaben, weil sie die Seelenstärke über ihr gewöhnliches Mittelmaß erhöhen, und ein Vermögen zu widerstehen von ganz anderer Art in uns entdecken lassen, welches uns Mut macht, uns mit der scheinbaren Allgewalt der Natur messen zu können." (Immanuel Kant, "Kritik der Urteilskraft", Zum externen Inhalt: www.projekt-gutenberg.org/kant/kuk/kukp281.html (öffnet im neuen Tab))
"Dieses Gefühl vollkommener Ekstase – aus dem herauszutreten, was wir physisch sind – hat mich begeistert und fasziniert, auch im übertragenen Sinn. Was wir im Kino leisten können, daß wir Bilder zeigen können, die nur in unserer Phantasie sind, die ganz tief in uns schlummern, Bilder, die wir aufwecken mit einer Kamera und die wir dann auch im Zuschauer aufwecken können. Ich glaube, es sind immer Bilder, die ganz tief in uns drinstecken und auf einmal aufgeweckt werden wie Geschwister, die uns unbekannt waren." (Werner Herzog in Edgar Reitz, Bilder in Bewegung. Essays, Gespräche zum Kino, Reinbek bei Hamburg, 1995, S. 65-66)