Irgendetwas stimmt nicht mit Eli, die Oskar eines Abends auf dem Spielplatz trifft: Sie ist dünn bekleidet, aber scheint nicht zu frieren, obwohl es Winter ist, sie scheint mehr zu schweben als zu fallen, wenn sie vom Kletterturm springt und verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Für Oskar wird Eli dennoch zu einer wichtigen Bezugsperson, denn der Zwölfjährige ist ganz auf sich allein gestellt. In der Schule wird er regelmäßig von einer Jungenclique gedemütigt und geschlagen, seine Mutter ist kaum da, sein Vater lebt woanders. Während die Medien immer häufiger von brutal ermordeten Menschen im Stockholmer Stadtteil Blackeberg berichten, freundet sich Oskar mit Eli an. Eli macht Oskar Mut, verspricht ihm, für ihn da zu sein, und rät ihm, sich gegen seine Peiniger zu wehren. Nachdem Oskar einmal zurückgeschlagen hat, wird er tatsächlich selbstbewusster. Und er beginnt zu ahnen, dass Eli in die Todesfälle in der Umgebung verwickelt sein könnte – und dass sie womöglich ein Vampir ist.

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Ein Vampirfilm von dunkler Schönheit

Tomas Alfredson hat das Drehbuch von John Ajvide Lindqvist nach dessen eigenem Roman als atmosphärischen Zum Inhalt: Horrorfilm mit Zum Inhalt: Coming-of-Age-Bezügen inszeniert. Eine dunkle Schönheit, vor allem aber Distanz und Kälte strahlen die weitgehend in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen kargen Bilder (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) aus, die der Kameramann Hoyte von Hoytema ("Zum Filmarchiv: "Interstellar"" , Christopher Nolan, USA 2014) für den Film gefunden hat. So liegen von Anfang an eine große Schwermut und Stille über dem Film, die die Gefühlslage von Oskar spiegeln. Auch Oskar ist innerlich kalt und sprachlos geworden. Von seiner Umwelt wird er bildlich oft durch Glasscheiben oder durch eine sehr flache Zum Inhalt: Tiefenschärfe getrennt. Er erduldet still die Misshandlung durch seine Mitschüler; nur wenn er allein ist, lässt er seiner Wut freien Lauf. Für die Vampirin Eli wiederum ist Gewalt die einzige Möglichkeit, überhaupt am Leben zu bleiben. Vor allem, nachdem der ältere Mann, mit dem sie in einem problematischen Abhängigkeitsverhältnis lebt und der für sie mordet, eines nachts nicht mehr zu ihr zurückkehrt. Die Sehnsucht der beiden Figuren nach Nähe und Geborgenheit zeigt der Film in ruhigen, ganz leisen Zum Inhalt: Szenen teils geradezu zärtlich und unschuldig. Dann wieder lässt er die Gewalt explodieren – oft im Bildhintergrund, außerhalb des Bildrands oder verdeckt von Figuren und Gegenständen, was jedoch die beunruhigende Wirkung noch verstärkt.

Zwei Außenseiter finden gemeinsam zur Stärke

An konstruktiven oder gar pädagogisch wertvollen Handlungsmöglichkeiten im Mobbing-Kontext ist "So finster die Nacht" nicht interessiert. Der Film nutzt den Rahmen des Vampirfilms stattdessen, um in die Gefühlswelten zweier verletzter Figuren einzutauchen und diese auszuloten. Beide sind einsame Außenseiter, beide gewinnen an Stärke, weil sie sich bedingungslos so akzeptieren, wie sie sind. Dabei rücken die Themen Anderssein oder Sich-anders-fühlen zunehmend in den Mittelpunkt. "Wenn ich kein Mädchen wäre, würdest du mich dann auch mögen?", fragt Eli Oskar einmal – was sich auch aus Gender-Perspektive lesen lässt. Auf einer metaphorischen Ebene kann Eli auch als Verkörperung all der guten und schlechten Wünsche verstanden werden, die Oskar im Verborgenen in sich trägt. Eli kann, was Oskar nicht kann; sie sind durch ein unsichtbares Band untrennbar miteinander verbunden. Im Jahr 2010 erfuhr der Oscar®-nominierte Film unter dem Titel "Let Me In" und der Regie von Matt Reeves ein US-amerikanisches Remake.

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