Das Weimarer Kino brachte Klassiker hervor, welche die Zeit überdauert und die Filmgeschichte nachhaltig beeinflusst haben. Die Unterrichtsvorschläge bringen Schüler/-innen ab Klasse 8 die cineastische Vielfalt dieser Epoche sowie die politischen Kontexte – im fachübergreifenden Unterricht mit Geschichte, Politik und Kunst – nahe (Aufgabe 1). Bei der produktiven Filmarbeit rückt zudem die Bedeutung der "entfesselten" Kamera, als zentrale Erfindung der Neuen Sachlichkeit, in den Fokus (Aufgabe 2). Oberstufenschüler/-innen untersuchen zudem die Ästhetik und den politischen Stellenwert der Filmarbeit von Regisseuren/innen im US-amerikanischen Exil am Beispiel von Fritz Lang und setzen sich mit aktuellen Exilfilmen auseinander (Aufgabe 3). Da das Weimarer Kino zudem die Geburtsstunde einiger Zum Inhalt: Genres darstellt, die Jugendlichen heute geläufig sind (beispielsweise Zum Inhalt: Horrorfilme oder Zum Inhalt: Science-Fiction-Filme), kann die zeitübergreifende filmgeschichtliche Bedeutung von Filmklassikern reflektiert werden (Aufgabe 4).

Aufgabe 1: Die Vielfalt des Weimarer Kinos erkunden

Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte, Kunst

  1. Wählt in einer Gruppe einen Film aus der Weimarer Republik für eine Kurzvorstellung aus:

  2. Präsentiert im Vortrag Hintergrundinformationen zu: Genre, zentrale Themen, Regisseur, filmische Mittel, Wirkungsabsicht, Produktionshintergrund. Zieht als Quelle auch den Text Zum Inhalt: Licht und Schatten: Eine kurze Geschichte des Weimarer Kinos heran.

  3. Zeigt an einer ausgewählten Filmszene die Experimentierlust, das Expressionistische, das Unterhaltende, das Magische und/oder das für euch besonders Auffällige an diesem Film.

  4. Fasst eure Beobachtungen zu allen präsentierten Filmen in einer Mindmap zum Begriff "Weimarer Kino" zusammen.

  5. Setzt eure Kenntnisse in Bezug zu dem historischen Hintergrund der Weimarer Republik und diskutiert, inwiefern einige oder alle vorgestellten Filme inhaltlich und ästhetisch Zeugnisse einer krisenhaften Zeit sind (siehe auch: Zum Inhalt: Licht und Schatten: Das Weimarer Kino).

Aufgabe 2: Aspekte der Neuen Sachlichkeit entdecken

Oberstufe, Fächer: Deutsch, Politik, Kunst

  1. Schauen Sie sich Ausschnitte aus den Filmen "Menschen am Sonntag" (Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, DE 1930) und "Berlin – Die Symphonie der Großstadt" (Walter Ruttmann, DE 1927) an. Warum werden diese Filmdokumente als Neue Sachlichkeit bezeichnet? Wie unterscheidet sich dieser Stil vom Expressionismus? Vergleichen Sie hierzu etwa den Zum Inhalt: Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari" (Robert Wiene, DE 1920).

  2. Entwickeln Sie selbst eine Idee für einen kurzen Film von jungen Menschen an einem Sonntag im Jahre 2013 oder eine filmisch-dokumentarische Annäherung an eine Stadt Ihrer Wahl (auch parodierend, beispielsweise "Die Symphonie der Kleinstadt"). Welche Ausschnitte des Alltagslebens würden Sie zeigen?

  3. Informieren Sie sich über die "entfesselte Kamera" im Weimarer Kino, etwa in F.W. Murnaus "Der letzte Mann" (DE 1924). Welche besonders ungewöhnliche, aber realisierbare Zum Inhalt: Kameraperspektiven auf Ihre Darsteller/-innen, Gebäude und Situationen möchten Sie bei Ihrem Film anwenden?

  4. Skizzieren Sie wesentliche Einstellungen einer Szene in einem Zum Inhalt: Storyboard. Wer möchte, kann eine zentrale Szene filmen.

Aufgabe 3: Inhaltliche und ästhetische Kontinuitäten in Exilfilmen

Oberstufe, Fächer: Geschichte, Politik, Deutsch, Englisch, Ethik/Religion

  1. Definieren Sie den Begriff Exilfilm, beispielsweise mit Hilfe des Zum externen Inhalt: Interviews mit dem Kurator der Retrospektive der Berlinale Rainer Rother (öffnet im neuen Tab), und begründen Sie, warum Fritz Langs Spielfilm "Auch Henker sterben" ("Hangmen Also Die!" , USA 1943) in diese Kategorie fällt.

  2. Untersuchen Sie, inwiefern dieser Regisseur an die düstere Ästhetik eines Films aus der Weimarer Zeit, beispielsweise Zum Filmarchiv: "M – eine Stadt sucht einen Mörder" (DE 1931), anknüpft.

"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang, Deutschland 1930 (© Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek)

Copyright: Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek

"Auch Henker sterben" von Fritz Lang, USA 1943 (Foto: Deutsche Kinemathek)

Deutsche Kinemathek/Berlinale 2013)

  1. Diskutieren Sie, inwiefern "Auch Henker sterben" die politische Haltung des Regisseurs und/oder seine Erfahrungen im Exil widerspiegelt. Ziehen Sie hierzu auch den Text: Zum Inhalt: Im Exil: Das Filmschaffen deutscher Emigranten/innen nach 1933 heran.

  2. Finden Sie ein Beispiel für einen aktuellen Exilfilm und beurteilen Sie, ob dieser die damals als typisch geltenden Exilthemen (beispielsweise Heimat- und Identitätsverlust, Kritik an der Willkür des Staates, Hervorhebung der kulturellen Besonderheiten des Exillandes) behandelt oder nicht behandelt.

Aufgabe 4: Einfluss des Weimarer Kinos auf die Filmgeschichte

Oberstufe, Fächer: Deutsch, Geschichte, Kunst

"Metropolis" von Fritz Lang, Deutschland 1926 (© Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek)

Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek

"Metropolis" von Fritz Lang, Deutschland 1926 (© Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek)

Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek

  1. Schauen Sie sich auf einem Videoportal den Filmtrailer zur restaurierten Fassung von Zum Filmarchiv: "Metropolis" (2011) an.

  2. Sehen Sie sich vergleichend dazu den Trailer von Luc Bessons "Das fünfte Element" ("Le cinquième élément" , FR 1997) über ein Videoportal an. Inwiefern finden Sie Bilder/Motive/Szenen des Filmklassikers Zum Filmarchiv: "Metropolis" in "Das fünfte Element" zitiert?

  3. Diskutieren Sie, ob und wie die Kenntnis von Filmklassikern die Wahrnehmung aktueller Filme bereichert.