Das Berliner RambaZamba ist kein Theater wie alle anderen. Besetzt mit und maßgeblich gestaltet von Menschen mit geistiger Behinderung, begeistert es seit seiner ersten Aufführung im Jahr 1991 das Publikum. Sobo Swobodniks Zum Inhalt: Dokumentarfilm begleitet die Gruppe über sechs Monate bei den Proben für ein neues Stück. Zu sehen ist, wie die Ensemblemitglieder von nichtbehinderten Kolleg/-innen zu Schauspiel-Profis ausgebildet werden und anschließend mit ihnen auf der Bühne stehen. Einige wie Jonas Sippel, wie die meisten mit dem Downsyndrom geboren, sind seit Jahren dabei und fast schon prominent. Neben Proben, Ankleiden und Schminken geben die Schauspieler/-innen Einblicke in ihr professionelles Selbstbild, aber auch in ihre Lebens- und Gefühlswelten. Der eloquente Sippel beobachtet gern Menschen, schließlich sei das Teil des Berufs. Seine Kollegin Hieu Pham vermittelt ihre Emotionen vor allem auf der Bühne, als Sängerin der Band 21 downbeat. Am Ende steht die Premiere von Der Golem, inklusive beeindruckender Live-Musik und Lichtshow.

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Ramba Zamba Trailer from Manuel Stettner on Vimeo.

Wie das Theaterprojekt folgt auch der Einsatz der filmästhetischen Mittel in "Ramba Zamba" einem integrativen Ansatz: Die Schauspieler/-innen stehen im Mittelpunkt des Films, der auf jeglichen Off-Kommentar (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) verzichtet. Ausschließlich sie selbst geben Auskunft über ihre Arbeit, und zum Teil führen sie sogar die Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen). Eine therapeutische oder pädagogische Einfühlung wird, analog zum Selbstverständnis von RambaZamba, bewusst vermieden. Im Gegenteil: Die Anweisungen der Theaterregie sind im Probenalltag recht streng, auch diese Bühne ist ein Ort der Kunst. Die Schauspieler/-innen nutzen die ungewohnte Plattform zur kreativen Selbstdarstellung, offenbaren ihre Vorlieben, zeigen stolz ihr Zuhause oder die Plakate ihrer wichtigsten Inszenierungen, von Schillers Die Räuber bis Becketts Endspiel. Mitunter wirken die privaten Ausflüge, etwa ein spontaner Urlaub in Südtirol, etwas beliebig. Insgesamt aber ergibt sich ein engagiertes Porträt von Menschen mit geistiger Behinderung, deren kreative Möglichkeiten im gesellschaftlichen Alltag viel zu selten wahrgenommen werden.

"Ramba Zamba" macht die künstlerische Arbeit behinderter Menschen sichtbar und führt so vor Augen, wie Inklusion in unserer Gesellschaft gelebt werden kann. Konsequent werden die Protagonist/-innen nicht als Behinderte, sondern als Schauspieler/-innen betrachtet. Die einzigartige Bedeutung der Institution RambaZamba, längst mit mehreren Theaterpreisen ausgezeichnet, bleibt dabei etwas unterbelichtet. In künstlerischen oder sozialkundlichen Fächern können Schüler/-innen daher zunächst überlegen, wie eine konventionelle Dokumentation an das Thema herangegangen wäre. Weiterhin kann das Thema Inklusion diskutiert und auf den eigenen Alltag übertragen werden – auch auf den schulischen Bereich. Die Philosophie von RambaZamba, Behinderung entgegen gesellschaftlicher Normalitätskonzepte nicht als Defizit, sondern als besondere Stärke zu begreifen, lässt sich auch als Auftrag an die Politik verstehen. Nicht zuletzt lädt der Film ein zu einer Auseinandersetzung mit der Kunstform Theater, die soziale Konflikte spielerisch verarbeitet und somit die Voraussetzungen für ein tolerantes Miteinander schafft.

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