Kategorie: Filmbesprechung + Arbeitsblatt
"Nahschuss"
Der Film erzählt nach wahren Begebenheiten über das letzte Hinrichtungsopfer in der DDR.
Unterrichtsfächer
Thema
Ostberlin 1981. Kurz vor seinem Abflug wird Dr. Franz Walter aufgefordert, seine geplante Studienreise nach Äthiopien abzublasen. Der junge Wissenschaftler soll stattdessen in der Hauptverwaltung Aufklärung, dem Auslandsgeheimdienst des Ministeriums für Staatssicherheit, tätig werden. Als Belohnung stellt ihm die DDR eine Professur und eine luxuriöse Wohnung in Aussicht. Walter lässt sich darauf ein. Anfangs genießt er die Privilegien, heiratet bald darauf seine Freundin und widmet sich engagiert dem Auftrag, einen in die Bundesrepublik geflohenen Fußballspieler zurückzuholen. Zusammen mit dem Führungsoffizier seiner Abteilung reist er in die BRD, besticht Informanten und erhöht den Druck auf den Sportler. Doch allmählich wachsen seine Zweifel an den Methoden des Ministeriums. Entfremdet mittlerweile auch von seiner Frau, will Walter raus aus dem System und gerät dabei selbst ins Visier des Ministeriums für Staatsicherheit.
Franziska Stünkels Politdrama (Glossar: Zum Inhalt: Genre) ist an den realen Fall des Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Werner Teske angelehnt, der 1981 als letzter Angeklagter in der DDR zu Tode verurteilt und durch einen sogenannten "Nahschuss" in den Hinterkopf hingerichtet wurde. Der Prozess der Filmfigur Walter bildet die Rahmenhandlung. Ein klassisches Zum Inhalt: Biopic ist dies aber nicht, vielmehr das fiktionalisierte Psychogramm eines Mannes, der sich aus Karrieregründen mit der Staatsicherheit eingelassen hat und nun verzweifelt versucht, diesen "Pakt mit dem Teufel" zu beenden. Mit langen Zum Inhalt: Einstellungen und einer dunklen Zum Inhalt: Farbgestaltung spiegelt Stünkel das Innenleben des Protagonisten wider. Das Geschehen konzentriert sich überwiegend auf Innenräume (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) , die in zusehends dunklerer Ausleuchtung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) immer erdrückender erscheinen. Aufgrund des physisch-intensiven Spiels von Lars Eidinger sowie der bewegten Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) wirkt der Leidensweg der Hauptfigur lebensnah.
Als Reflektion der Repressionen durch das Ministerium für Staatssicherheit und mit einem ambivalenten Protagonisten als Täter und Opfer wirft "Nahschuss" Fragen auf: Mit welchen Erwartungen lässt sich der Protagonist vom Geheimdienst anwerben? Wie wäre es ihm ergangen, wenn er den Auftrag verweigert hätte? Auch am Beispiel des massiv unter Druck gesetzten Fußballspielers lassen sich die menschenverachtenden Methoden des Überwachungsstaats exemplarisch nachvollziehen. Unter Vorspiegelung einer angeblichen Krebserkrankung, muss sich seine Ehefrau einer Chemotherapie unterziehen, was ihren Mann zur Rückkehr in die DDR bewegen soll. Das Todesurteil gegen die reale Person Werner Teske, das auch gegen das geltende Staatsrecht der DDR verstieß und 1993 annulliert wurde, vergegenwärtigt zudem die Rolle der Justiz im SED-Regime. Im Zusammenhang mit aktuellen Menschenrechtsfragen kann ebenfalls eine Auseinandersetzung mit der Todesstrafe erfolgen und untersucht werden, in welchen Ländern diese noch zur Anwendung kommt.
Weiterführende Links
- External Link Offizielle Film-Website
- External Link filmportal.de
- External Link Stasi-Mediathek zum Fall Werner Teske
- External Link rbb: Der letzte Nahschuss
- External Link bpb.de: Lexikon "Ministerium für Staatssicherheit"
- External Link bpb.de: Dossier Stasi
- External Link bpb.de: Die DDR – ein Unrechtsstaat?
- External Link Informationen zu den barrierefreien Kinofassungen