In ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm Zum Filmarchiv: "Walchensee Forever" (DE 2020) arbeitet Regisseurin Janna Ji Wonders mit verschiedenen Materialien – von Schwarz-Weiß-Fotografien, alten Videoaufnahmen bis zu aktuell digital gedrehten Interviews. Die Videoanalyse untersucht, wie diese für den Film eingesetzt wurden.

Videoanalyse: Die Montage in Walchensee Forever (© kinofenster.de, 2021)

Im Folgenden können Sie die Videoanalyse im Textformat nachlesen:

Sprecher: In ihrem Dokumentarfilm "Walchensee Forever" porträtiert Janna Ji Wonders die Frauen aus ihrer Familie: die Großmutter Norma, deren Töchter Anna und Frauke sowie sich selbst: Anna: "Ja, jetzt bist du ja auf der Welt. Sollen wir tauschen, Plätze?"

Sprecher: Die Basis dafür bildet das umfangreiche Bild- und Videoarchiv, das die Familie Werner von 1918 bis heute zusammenstellte. Ein langes Interview (Glossar: Sprecher: Talking Heads) mit der Mutter verbindet den Fundus: Anna: "Ja, es ist seltsam … die Stimme meiner Schwester wiederzuhören."

Sprecher: Die versierte Filmeditorin Anja Pohl montiert das Material zu einer Collage. Dabei hantiert sie mit Bild- und Tonquellen diverser Formate: Schwarz-Weiß- und Farbfotos aus verschiedenen Jahrzehnten, Zum Inhalt: Super 8-, Zum Inhalt: 16mm- und Videoaufnahmen, zudem Briefe, Zeichnungen, Zeitungsartikel oder ein Radiobericht: Radiosprecher: "Hier ist der Bayerische Rundfunk mit seinem zweiten Programm. Vom Walchensee nach Mexiko nennt sich die folgende Sendung."

Sprecher: Werfen wir einen Blick darauf, wie Anja Pohl das vielfältige Material per Bild- und Tonmontage zu einer kontinuierlichen Erzählung zusammenfügt. Vor allem die Tonspur verknüpft die Fragmente. Das Gespräch mit der Mutter, aus dem Zum Inhalt: Off vorgetragene Texte oder die Zum Inhalt: Musik liegen als Klammer unter den Bildern: Frauke: "Einen Tag verbrachten wir am Strand von Camelle, im rauschenden Wellenlied." Sprecher: Weder Texttafeln (Glossar: Zum Inhalt: Insert) mit Jahres- und Ortsangaben, noch ein Kommentar sind hinzugefügt. Die Zeitebenen sind an der Art des Materials erkennbar: Norma: "Samma, filmst du jetzt schon? Komm, hör auf."

Sprecher: Einmal lesen Wonders und ihre Mutter eine Kurzgeschichte des Großvaters vor. Die Zum Inhalt: Sequenz zeigt auf, wie die Reise durch die Familienhistorie zugleich eine durch die Mediengeschichte ist. Erst ist die Erzählung mit Fotos illustriert, dann folgt der Wechsel zu frühen Bewegtbildern: Janna: "Als er Abschied nehmen musste, sagte ihm das Mädchen: Wenn du in den Krieg ziehen musst, will ich auch gehen und als Krankenschwester meine Pflicht tun. (…) Wir wollen nun nicht mehr länger warten."

Sprecher: Die Übergänge zwischen den Bild- und Tonstücken sind dezent gestaltet. Anstelle von Zum Inhalt: Blenden nutzt die Editorin Anja Pohl zum Beispiel die Bewegungen der gefilmten Personen: Janna: "Teilen wir es uns oder nicht?"

Sprecher: Ab und an markieren zufällige oder digital eingefügte Bildstörungen den Schnitt. Daneben schafft das Zum Inhalt: Tondesign eine Verbindung. Oft in Form von Überlappungen, bei denen der Ton einer Szene bereits in der vorherigen beginnt: Janna: "Ich hab hier 'ne Kurzgeschichte, die dein Vater geschrieben hat. Willst du die mal lesen?"

Sprecher: Gelegentlich ertönt das Klicken eines Kameraauslösers. Andere Stellen sind mit einer atmosphärischen Tonkulisse untermalt: Anna: "Irgendwann hat es uns weiter ins Innere des mexikanischen Landes gezogen … Also ich hör das heute noch in den Ohren, diese Töne der Gesänge in der Nacht, die dann so durch die Täler hallten."

Sprecher: Hier erfolgt der Bildwechsel im Rhythmus der Musik. Die Zum Inhalt: Montage strukturiert das Bild- und Tonmaterial zu einer fortlaufenden Filmerzählung. Vergangenes und Gegenwärtiges werden verbunden – wie in dieser Sequenz, wo eine Radiosendung die ältere Anna zum Mitjodeln bewegt.

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