Heldinnen waren in Zum Inhalt: Animes nie eine Seltenheit. Schon Ende der 1960er-Jahre erzählte die Serie "Mila Superstar" ("Atakku No. 1" , Kurokawa Fumio und Okabe Eiji, JP 1969-1971) über eine junge Sportlerin. Mit "Heidi" ("Arupusu no Shōjo Haiji" , JP 1974) haben die späteren Gründer des Studio Ghibli, Takahata Isao und Miyazaki Hayao, in den 1970er-Jahren einen europäischen Stoff mit einer jungen Protagonistin als Serie inszeniert. Auch in der Reihe "World Masterpiece Theater", die Werke der Weltliteratur in animierter Form (Glossar: Zum Inhalt: Animationsfilm) adaptierte, standen bisweilen Mädchen und Frauen im Mittelpunkt. Diese Linie setzt sich bis in die Gegenwart fort. In Shinkais Makoto Zum Filmarchiv: "Suzume" ("Suzume no Tojimari" , JP 2022) geht es um eine Schülerin im Teenageralter, die Japan retten und sich selbst mit ihrer Vergangenheit versöhnen muss.

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Auch viele Werke von Hosoda Mamoru und Altmeister Miyazaki, die neben Shinkai derzeit als die einflussreichsten Anime-Regisseure gelten, zeichnen sich durch die reflektierte und respektvolle Darstellung weiblicher Protagonistinnen aus. Ihre Filme bieten eine große Bandbreite an ebenso interessanten wie differenzierten weiblichen Identifikationsfiguren. Voyeuristische Darstellungen – etwa Blicke unter Röcke oder Figuren in sexuell stark anzüglichen Posen -, die in der Anime-Szene euphemistisch als "fan service" bezeichnet werden, gibt es in ihren Filmen nicht. Nichtsdestotrotz handelt es sich stets um Zum Inhalt: Inszenierungen von Männern – bis heute gibt es in der Anime-Branche nur sehr wenige Regisseurinnen (wie etwa Yamada Naoko).

Empathische Heldinnen mit Identifikationspotenzial - Miyazaki Hayao

Tatsächlich sind die jungen Heldinnen mindestens ebenso ein Markenzeichen der Animes von Miyazaki Hayao wie die Umweltthemen und die fantastischen Welten. Die Protagonistinnen sind es, die die Handlung vorantreiben und das Heft in die Hand nehmen. Manchmal stehen ihnen Jungen zur Seite – aber nicht etwa, um sie dann im entscheidenden Moment zu retten, sondern als Freunde auf Augenhöhe.

Während Prinzessinnen in Disney-Filmen sich lange Zeit an den Rollenbildern von Märchenvorlagen orientierten, erschuf Miyazaki 1984 einen radikalen Gegenentwurf: Nausicaä, die Titelheldin aus "Nausicaä aus dem Tal der Winde" ("Kaze no Tani no Naushika" ), ist eine Prinzessin – doch passt so gar nicht zu den tradierten Klischees. Mit einem Gleiter segelt sie über das Brachland, das von riesigen insektenähnlichen Kreaturen bewohnt wird; in der ersten Zum Inhalt: Szene, in der sie vorgestellt wird, trägt sie zweckmäßige Kleidung, eine Maske, um sich vom giftigen Staub zu schützen, und eine Waffe in der Hand, während sie durch eine dschungelähnlichen Wald streift. In der zweiten Szene ist sie es, die ihren alten Mentor vor einem Angriff der Omus, der Rieseninsekten, rettet – aber nicht durch Gewalt, sondern durch Geschick. So verbindet Miyazaki Eigenschaften, die bis dahin weitgehend männlichen Figuren zugeschrieben wurden, mit solchen, die als typisch für weibliche Charaktere galten. Seine Nausicaä verkörpert Stärke, Mut und Unabhängigkeit mit Empfindsamkeit, Besonnenheit und Empathie.

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Überhaupt ist Empathie vielleicht die zentrale Eigenschaft der weiblichen Figuren aus Miyazakis Filmen. Sie ermöglicht es den Protagonistinnen, einen Blick hinter die Oberfläche zu werfen. Eine Fähigkeit, die in den vielschichtigen Animewelten ohne klare Gut-Böse-Zuordnungen umso bedeutsamer ist. So erkennt Nausicaä als Erste, dass auch die schrecklich wirkenden Omus ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts sind und keineswegs nur Monster, die bekämpft werden müssen. Ähnlich ergeht es der Protagonistin in "Chihiros Reise ins Zauberland" ("Sen to Chihiro no kamikakushi" , JP 2001), die in einem verwunschenen Badehaus für Gottheiten einen Fluch brechen muss, durch den ihre Eltern in Schweine verwandelt wurden. Nach anfänglichem Trotz begibt sie sich auf eine Reise durch die fremdartige Welt, wird zur Heilerin für einen verschmutzten Flussgeist und findet sogar für einen Dämon ein neues Zuhause. Die Heldinnen sind es, die bei Miyazaki die Brücke in die Welt der Geister und Götter schlagen und empfänglich für die Wunder der Natur sind. Sie sind diejenigen, die dem Publikum die Augen öffnen und mit ihrer Haltung und Aufgeschlossenheit als Vorbild dienen sollen.

Mit diesen Charakterisierungen unterscheiden sich die Miyazaki-Heldinnen – vor allem jene aus den 1980er-Jahren – deutlich von den Darstellungen der populären Shōjo-Erzählungen in Mangas und Serien, die sich speziell an Mädchen und weibliche Teenager richten und sich durch passive sowie betont feminin aussehende Figuren auszeichnen. Bei Miyazaki hingegen sind die Mädchen und Frauen aktiv, haben unauffällige Körper, keine übertrieben großen Augen und keine überlangen Wimpern. Sie sollen vor allem normal wirken – und dadurch zur Identifikation einladen

Selbstbestimmte Charaktere an der Schwelle zum Erwachsenwerden – Mamoru Hosada

Während Miyazaki oft von jungen Mädchen erzählt, stellt Hosoda Mamoru, der zeitweise im Studio Ghibli gearbeitet hat vor allem weibliche Teenager in den Mittelpunkt seiner Geschichten. Hosoda kritisiert an Miyazaki, dass dessen Figuren zu wenige Ecken und Kanten haben. Dagegen bemüht er sich um vielschichtige, auch widersprüchliche Figuren.

In den Filmen von Hosoda Mamoru werden die Heldinnen oft mit grundlegenden Identitätsfragen konfrontiert. Ame in "Ame & Yuki – Die Wolfskinder" ("Ō kami Kodomo no Ame to Yuki" , JP 2012) ist die Tochter einer menschlichen Frau und eines Wolfswandlers, der fließend zwischen menschlicher und tierischer Form wechseln kann. Auch Ame trägt beide Seiten in sich. Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder, der sich der tierischen Seite näher fühlt und für das Leben als Außenseiter entscheidet, wählt Ame die Anpassung. Sie will unter Menschen leben und nicht auffallen. Das mehrere Jahre umspannende Zum Inhalt: Drama konzentriert sich dabei nicht nur auf die heranwachsenden Kinder, die ihren eigenen Weg finden müssen, sondern auch auf die Figur der Mutter, die Ame und Yuki rührend begleitet und auf ihre ganz eigene Art Stärke und Unabhängigkeit beweist. In Zum Filmarchiv: "Belle" ("Ryū to Sobakasu no Hime" , JP 2021) wiederum erfährt eine schüchterne und seit dem Tod ihrer Mutter verschlossene Jugendliche neues Selbstbewusstsein durch ihren Avatar in einer virtuellen Welt und lernt dabei, zu ihren Gefühlen zu stehen. Trotz technischer Überhöhungen und märchenhafter Motive bleibt der Film nah an der Lebenswelt der jungen Protagonistin, die am Ende durch ihr mutiges Auftreten zwei Geschwister vor ihrem gewalttätigen Vater in Schutz nehmen kann. Hosoda hat seinen Film an das französische Märchen Die Schöne und das Biest (La Belle et la Bête) angelehnt. In seiner Version der Geschichte ist Belle allerdings eine selbstbestimmte Persönlichkeit, die das Biest zwar auch retten darf, aber deswegen nicht seine Frau werden muss. Sie ist nicht mehr nur "die Schöne", sondern ein komplexer Charakter.

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Sehnsucht und Weltrettung - Shinkai Makoto

Die starke Verwurzelung im Alltag und der Fokus auf das Alltägliche und Normale – eine als "Slice-of-Life" bezeichnete Erzählform, die etwa in Mangas sehr beliebt ist – findet sich ebenso in den Filmen von Makoto Shinkai. Auch seine Heldinnen sind Schülerinnen im Teenageralter, was insbesondere einem jugendlichen Publikum die Identifikation mit diesen erleichtert. Großen Wert legt Shinkai bei der Charakterisierung seiner Protagonistinnen auf die Gefühlsebene. Eine große Sehnsucht prägt seine Figuren oft, sei es nach Liebe oder nach dem Überwinden von Einsamkeit. Bleibt der Episodenfilm "5 Centimeters per Second" ("Byōsoku Go Senchimētoru" , JP 2007) noch ganz in der Realität verhaftet und versucht, das Kribbeln im Bauch und den Liebeskummer seiner Protagonistin einzufangen, so verknüpft Shinkai seine Geschichten zunehmend mit fantastischen großen Abenteuerstoffen.

Mit Naturkatastrophen werden die Heldinnen seiner jüngsten Filme Zum Filmarchiv: "Your Name. – Gestern, heute und für immer" ("Kimi no Na wa." , JP 2016), "Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte" ("Tenki no Ko" , JP 2019) und "Suzume" konfrontiert; sie alle werden zu Weltretterinnen - und handeln nicht selbstlos in einem größeren Auftrag oder für einen größeren Zweck, sondern vor allem für die Menschen, die sie lieben, oder für sich selbst.

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