Aufgabe 1: Thematische und filmästhetische Heranführung – Freiheiten und Grenzen einer Liebe

Fächer: Deutsch, Französisch, Kunst, Geschichte, Philosophie, Ethik ab Klasse 10, ab 15 Jahre

Im Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" steht die Liebe zwischen zwei Frauen im Mittelpunkt, die unter sehr schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen ihre Momente der Freiheit leben.

Vor dem Filmbesuch:

a) Ein wichtiges Motiv im Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" ist das Begehren. Verschriftlicht Eure Gedanken zu den beiden folgenden Fragen:

• Wen oder was kann man begehren?
• Wie fühlt sich Begehren für euch an?

b) Sammelt eure Gedanken in Stichpunkten an der Tafel/am interaktiven Whiteboard (IWB). Später werdet ihr auf die Stichpunkte zurückkommen.

Nach dem Filmbesuch:

c) Schließt die Augen und denkt zurück an den Film. Welche eine Zum Inhalt: Szene ist euch am deutlichsten in Erinnerung geblieben? Begründet, warum. Ordnet die Bedeutung dieser Szene für den gesamten Film ein. Macht euch Notizen.

d) Stellt euch in einer Fishbowl-Diskussion gegenseitig eure Notizen vor (maximal fünf Partner/-innenwechsel). Notiert euch, was ihr von euren Mitschülerinnen und Mitschülern erfahren habt.

e) Ihr habt nun eine Vielzahl an Szenen aus dem Film nochmals vor Augen geführt bekommen. Welche Szenen stehen für die Freiheiten, welche für die Grenzen einer Liebe? Sammelt so viele Szenen wie möglich in der Tabelle an der Tafel/am IWB. Greift für die Bearbeitung auch auf die Zum Filmarchiv: "Filmbesprechung" auf kinofenster.de zurück.

Freiheiten und...Grenzen einer Liebe
Marianne, Héloïse und Sophie beim Kartenspielen

f) Im Film treten kaum Männer auf. Dennoch sind Männer für die Erzählung des Films wichtig. Sie üben Macht aus, ohne überhaupt anwesend zu sein. Welche Aspekte aus der Tabelle von e) können über die An- beziehungsweise Abwesenheit von männlicher Macht erklärt werden?

g) Besprecht in der Klasse nun die folgenden Fragen. Greift dabei auch auf eure Gedanken aus a) und b) zurück:
• Wer begehrt im Film? Und wer wird begehrt? Unter welchen Bedingungen wird im Film begehrt?
• Wie, meint ihr, fühlt sich das Begehren für die Figuren an?
• Konntet ihr euch in das Begehren der Figuren im Film einfühlen? Auf welche Weise (nicht)?

h) Inwiefern lässt sich der Film als ein (aktueller) politischer Film verstehen? Diskutiert im Plenum und bezieht dabei die beiden folgenden Zitate mit ein:
• "Das Private ist politisch." (Formel der feministischen Bewegung der 1960er-/1970er-Jahre);
• "Jedes Begehren birgt auch eine politische Dimension." (Zum externen Inhalt: Queer Theory (öffnet im neuen Tab))

i) Stellt euch vor, die drei zentralen Frauenfiguren des Films, Marianne, Héloïse und Sophie, wären zu ihrer Zeit aktiv in einer Frauenrechtsbewegung. Aus welchen Restriktionen würden sie sich befreien wollen? Für welche gesellschaftlichen Veränderungen, Rechte und Freiheiten würden sie einstehen wollen? Sammelt Aspekte an der Tafel.

j) Findet euch in Kleingruppen zusammen. Entscheidet euch für einen Aspekt, den ihr in i) gesammelt habt. Erstellt ein politisches Schriftstück für eine fiktive Frauenrechtsdemonstration (beispielsweise Plakat, Flugblatt, Rede). Ziel ist es, dass aus euren Arbeiten klar und deutlich hervorgeht, für was ihr einsteht.

k) Stellt euch gegenseitig eure Arbeiten vor. Gebt euch Feedback bezüglich der Klarheit der gesellschaftspolitischen Aussage.

Aufgabe 2: Filmästhetik und Malerei in "Porträt einer jungen Frau in Flammen"

Fächer: Deutsch, Französisch, Kunst, Geschichte, Philosophie, Ethik, Kunst ab Klasse 10, ab 15 Jahre

"Porträt einer jungen Frau in Flammen" erzählt nicht nur von einer besonderen Freundschaft und Liebe vor dem Hintergrund des Entstehungsprozesses eines Porträts Ende des 18. Jahrhunderts. Der Film geht auch visuell eine Wechselbeziehung mit der Malerei ein.

Vor dem Filmbesuch:

a) Malerei wird klassischerweise unter den Begriff der bildenden Künste gefasst, Film hingegen zu den darstellenden Künsten gezählt. Die Gestaltung von Bildern, von abstrakt bis fotorealistisch, steht indes im Zentrum beider Künste. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten seht ihr zwischen Malerei und Film?
• Vergleicht und ergänzt eure Überlegungen anhand von Begriffsdefinitionen in Nach-schlagewerken.
• Betrachtet in Kleingruppen jeweils ein Standbild aus dem Film. Interpretiert die Bilder, beziehungsweise die Situationen und findet einen Titel. Überlegt, ob die Aufnahmen auch als Gemälde funktionieren würden. Vergleicht eure Ergebnisse anschließend im Plenum.

Alamode Film

Alamode Film

Alamode Film

Alamode Film

Alamode Film

• Diskutiert, welche Mittel der Bildgestaltung entweder in der Malerei oder im Film oder gleichermaßen in beiden Künsten eingesetzt werden.

  1. Zum Inhalt: Farbgestaltung
  2. Zum Inhalt: Bildkomposition
  3. Zum Inhalt: Kadrage
  4. Zum Inhalt: Perspektive
  5. Zum Inhalt: Schnitt/Montage
  6. Zum Inhalt: Einstellungsgrößen
  7. Zum Inhalt: Kostüm
  8. Zum Inhalt: Ausstattung
  9. Zum Inhalt: Schauplatz
  10. Zum Inhalt: Kamerabewegung
  11. Zum Inhalt: Ton
  12. Zum Inhalt: Musik

• Fasst eure Ergebnisse im Klassengespräch zusammen. Erörtert zum Beispiel auch folgende Fragen:
o Wie beeinflussen sich die beiden Künste womöglich gegenseitig?
o Kennt ihr Filme oder Filmszenen, die "wie gemalt" wirken oder Gemälde, die an Filmszenen erinnern?
o Inwiefern ähneln und unterscheiden sich die Wirkungen von Malerei und von Film auf euch als Betrachter/-in beziehungsweise Zuschauende?

Optional zur Vertiefung:
Lest den Absatz 4 des Zum Inhalt: Hintergrundtextes zu den Wechselbeziehungen zwischen Film und Malerei in "Porträt einer jungen Frau in Flammen" .
Der Absatz behandelt Ausführungen des Filmkritikers André Bazin zum Bildrahmen. Diskutiert Bazins Unterscheidung zwischen "cadre“ und "cache" kritisch.

Während des Filmbesuchs:

b) Teilt euch in vier Gruppen auf. Jede Gruppe übernimmt eine Frage und beantwortet sie stich-punktartig unmittelbar nach der Sichtung:
• Achtet auf die im Film entstehenden oder gezeigten Gemälde. Was stellen sie dar? Was ist an ihrer Gestaltung auffällig? Gibt es Parallelen zu den Filmbildern?
• Welche Gestaltungsmittel setzt der Film ein, die an Malerei erinnern?
• Mit welchen Gestaltungsmitteln macht der Film ohne Worte die Gefühle der beiden Protagonistinnen deutlich?
• Achtet auf Ungewöhnliches – das heißt, etwas, das ihr aus anderen Spielfilmen viel-leicht weniger kennt (Figuren, Handlung oder Zum Inhalt: Szenen, Kamera und Zum Inhalt: Schnitt, Einsatz von Zum Inhalt: Musik und Zum Inhalt: Soundeffekten …).

Nach dem Filmbesuch:

c) Tauscht euch im Plenum über eure Beobachtungen und Notizen zu b) aus.

d) Analysiert zu zweit oder in Kleingruppen jeweils einen der Filmausschnitte nach folgenden Aspekten und wertet eure Ergebnisse im Plenum aus. Greift dafür auch auf eure Überlegungen zu a), b) und c) zurück.

• Geht dabei auf die Wahl der filmästhetischen Mittel ein. Welche sind spezifisch filmisch? Welche erinnern an Malerei? Stellt die Wirkung der entsprechenden Mittel dar.
• Erörtert, für welchen Moment der Beziehung zwischen den Hauptfiguren Héloïse und Marianne die jeweilige Szene steht und wie dies durch die Wahl der Gestaltungsmittel deutlich wird.

Porträt einer jungen Frau in Flammen, Szene ( © Alamode Film)

Porträt einer jungen Frau in Flammen, Szene ( © Alamode Film)

Porträt einer jungen Frau in Flammen, Szene ( © Alamode Film)

e) Wie Maler/-innen ihre Gemälde, planen und entwerfen Filmemacher/-innen die Einstellungen und Szenen ihrer Werke genau, um Inhalte zu transportieren und bestimmte Wirkungen zu erzielen. Diskutiert den Auszug aus dem Zum Inhalt: "Künstlerinnen sind unterrepräsentiert, aber sie waren immer da"Interview mit der Regisseurin Céline Sciamma zur Wechselbeziehung von Malerei und Film in "Porträt einer jungen Frau in Flammen" .

Das Kino kann Fragen stellen, die andere Künste betreffen. In der Wahl der Einstellungen und des Lichts stellen wir uns die Fragen, die sich Maler/-innen auch stellen. Aber in all unseren Antworten geht es um das Kino. Jede Einstellung könnte wie ein Tableau aussehen. Aber nicht, weil wir der Malerei Tribut zollen, sondern weil wir Kino machen und versuchen, eigene Bilder zu kreieren. Das verpassen wir, wenn wir Frauen nicht als Künstlerinnen arbeiten können. Natürlich fehlen dann gewisse Bilder in der Kunstgeschichte. Aber sie sind ein Teil unserer Intimität. Darum geht es beim fiktionalen Erzählen: um eine Verkörperung unserer Intimität. Ich habe zum Beispiel kaum Abtreibungsszenen auf der Leinwand gesehen. Wir zeigen sie. Und stellen gleichzeitig ihre Darstellung aus.

Quelle: Céline Sciamma im Interview auf kinofenster.de

• Worin besteht eurer Ansicht nach die "Neuartigkeit" des Films, obwohl es sich der Handlung und dem Setting nach um einen Zum Inhalt: Historienfilm handelt?
• Welche Filme fallen euch ein, die durch besonders neuartige Bilder bestechen?

Optional zur Vertiefung:
f) Fragen von Identität, Freiheit und Selbstbestimmung greift der Film anhand der Porträtkunst auf. Porträts sind bis heute eine beliebte Gattung.
• Recherchiert zu Geschichte und Entwicklung der Porträtkunst. Ordnet darin das Werk der fiktiven Künstlerin Marianne aus dem Film ein.
• Stellt euch vor, ihr werdet porträtiert (Fotografie oder Malerei). Was wäre euch wichtig? Fertigt eine Liste oder Skizze für den/die Künstler/-in an (Kleidung, Frisur, Gesichtsausdruck, Gegenstände, Licht, Farbe, Pose, Perspektive, Bildausschnitt …)
• Diskutiert eure Ideen zu zweit und porträtiert euch danach gegenseitig.
• Gleicht bei einem Gallery Walk die Interpretationen der Klasse mit euren Intentionen ab.

Aufgabe 3: Die Repräsentation von Frauen in Kunst, Film und Gesellschaft

Deutsch, Französisch, Kunst, Geschichte, Philosophie, Ethik ab Klasse 10, ab 15 Jahre

Der Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" kann als künstlerischer Versuch verstanden werden, den auch heute noch sehr wirkmächtigen männlichen Blick in Kunst und Gesellschaft zu überwinden.

Während des Filmbesuchs:

a) Teilt euch während des Films in drei Gruppen (A/B/C) auf. Macht euch während des Films und unmittelbar danach Notizen.

Gruppe A)
Die Frau in der Malerei
Fasst zusammen, wie Héloïse ursprünglich dargestellt werden soll und wie sie am Ende von Marianne dargestellt wird. Geht auch darauf ein, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen Marianne als weibliche Künstlerin in ihrer Zeit arbeitet.

Gruppe B)
Frauen in der Gesellschaft
Fasst zusammen, welches Verhalten von den Frauenfiguren in der im Film dargestellten Gesellschaft des 18. Jahrhunderts erwartet wird und wer über ihr Leben bestimmt.

Gruppe C)
Frauen im Film
Fasst zusammen, wie die Frauen im Film dargestellt werden und welche Veränderungen sie durchlaufen.

b) Findet euch mit anderen Schülerinnen und Schüler aus euren Beobachtungsgruppen zusammen. Sammelt und ergänzt eure Ergebnisse. Bereitet die Ergebnisse so auf, dass ihr sie im Plenum präsentieren könnt. Bezieht dafür die jeweiligen Clips zur Vertiefung und Veranschaulichung mit ein.

Gruppe A:

Porträt einer jungen Frau in Flammen, Szene ( © Alamode Film)

Gruppe B:

Porträt einer jungen Frau in Flammen, Szene ( © Alamode Film)

Gruppe C:

Interview ( © Alamode Film)

c) Stellt eure Ergebnisse im Plenum vor. Diskutiert anschließend die folgenden Fragen:
• Welche gesellschaftliche Rolle kommt der Frau in der im Film dargestellten Gesellschaft zu?
• Wie drückt sich dies in der Malerei aus?
• Welches Ziel verfolgt der Film durch seine Darstellung von Frauen?

d) Bezieht nun das untenstehende Zitat der Regisseurin Céline Sciamma zur Diskussion der folgenden Fragen mit ein.
• Was meint Sciamma mit dem "männlichen Blick"?
• Inwiefern wird dieser im Film überwunden?

Der männliche Blick ist die Konvention. Beim weiblichen Blick geht es darum, immer Subjekte anzusehen, die Angeschauten nie zum Objekt zu machen. [...] Es geht also nicht darum, wie spezifisch unser Blick ist, es geht darum, wie neu er ist.

Quelle: Céline Sciamma im Interview auf kinofenster.de

e) Wendet euch nun der Selbstdarstellung von Frauen in der heutigen Zeit am Beispiel der sozialen Medien zu. Lest euch die Ergebnisse der Studie Zum externen Inhalt: Weibliche Selbstinszenierung in den neuen Medien (öffnet im neuen Tab) aufmerksam durch und fasst die zentralen Aussagen in eigenen Worten zusammen.

f) Gleicht die Ergebnisse der Studie am Beispiel des folgenden Zum externen Inhalt: Videos (öffnet im neuen Tab) ab. Ihr könnt auch auf einen euch bekannten YouTube-Kanal oder Instagram-Account zurückgreifen, in dem Weiblichkeit inszeniert wird.

g) Greift erneut auf das Zitat von Sciamma aus d) zurück. Inwiefern lässt sich der ‚männliche Blick‘ in den sozialen Medien beschreiben? Sammelt Merkmale an der Tafel.

h) Erstellt ein Foto, eine Skizze oder ein Gemälde, in der ihr so weit wie möglich den männlichen, konventionellen Blick überwindet. Ihr könnt in dieser Aufgabe allein oder mit einer Partnerin oder einem Partner arbeiten.
• Führt euch die Merkmale des "männlichen Blicks" am Beispiel der sozialen Medien noch einmal vor Augen.
• Überlegt euch, was beim Fotografieren oder Zeichnen/Malen zu beachten ist, um mit diesen Konventionen zu brechen. Welche Aussage soll mit dem Bild verbunden sein?

i) Stellt euch eure Produkte in einem Gallery Walk vor und diskutiert, inwiefern es euch gelungen ist, den "männlichen Blick" zu überwinden.