Es steckt viel Bewegung in Zum Filmarchiv: "Neue Geschichten vom Franz". Zum einen sind Franz, Gabi und Eberhard oft flott unterwegs. Sie laufen eine Rolltreppe hoch und wieder runter, rein in die U-Bahn, raus, wieder rein. Und im Freibad rennt Franz zwischen Wiese und Halle hin und her. Höhepunkte sind die Fahrt mit einem Einkaufswagen oder der "Express"-Transport der im Rollstuhl sitzenden Frau Berger. Die Machart des Films verstärkt den lebhaften Eindruck. Die Kamera fährt seitlich oder von vorne mit, kreist um die Figuren, heftet sich an ihre Fersen. So haben auch kleine Momente Schwung, zum Beispiel, wenn Frau Berger im Flur ihre Tasche fallen lässt.

Der Kameramann Matthias Grunsky und der Regisseur Johannes Schmid haben sich bewusst für die vielen Bewegungen entschieden. Eben auch, weil die Kinder so viel auf den Beinen sind. "Wir wollten mit der Kamera direkt dabei sein", erzählt Grunsky. Besonders bei den Actionszenen sei das wichtig gewesen. Schauen wir uns mal genauer an, welche Bewegungen die Kamera in dem Film ausführt – und wie das gedreht wurde.

Erst die Planung, dann der Dreh

Mit den Kameras aus der Zum Inhalt: Stummfilmzeit und der frühen Zeit des Tonfilms Ende der 1920er-Jahre waren so viele Bewegungen wie in "Neue Geschichten vom Franz" gar nicht oder nur mit viel mehr Aufwand möglich. Matthias Grunsky kennt den Unterschied: "Ganz alte Kameras waren so groß wie Kühlschränke und ziemlich laut. Sie steckten zur Schalldämmung in Kästen. Heute sind die Kameras kleiner und leichter, wendiger. Die Weiterentwicklung der Technik hat stark verändert, wie Filme aussehen."

Gedreht wurde mit einer modernen ARRI Alexa LF. Hier steht sie auf einem Dolly, der im Bild kleiner wirkt als er ist.

Foto: Matthias Grunsky

Wie beim Film üblich, begann die Arbeit von Matthias Grunsky lange, bevor die erste Klappe fiel: "Der Zum Inhalt: Regisseur und ich haben vor dem Dreh Szene für Szene besprochen, wie wir das filmen wollen. Also ob eine Zum Inhalt: Szene viele oder wenige Zum Inhalt: Einstellungen hat, ob sie aus der Nähe oder von weiter weg (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) gedreht ist und so weiter. "Zum externen Inhalt: Storyboards (öffnet im neuen Tab) – also Zeichnungen, die wie ein Comic die geplante Bildfolge zeigen – gab es in diesem Fall nicht. Stattdessen hat Grunsky eigene kleine Skizzen und Notizen angefertigt. "Ich verbringe immer viel Zeit an den Motiven. Da mache ich Fotos und einen Plan." Die vielen Zum Inhalt: Kamerabewegungen waren also früh angedacht. Bei der praktischen Umsetzung kamen verschiedenste Mittel zum Einsatz.

Aus der Hand gefilmt

Viele Szenen wurden mit einer Handkamera gedreht. Die Kamera steht dann nicht auf einem Stativ, sondern wird aus der Hand geführt. "So kann man viele natürliche Bewegungen machen", sagt Grunsky. "Die Kamera hing dabei an einem Easyrig. Das ist eine Art Weste, an der hinten eine Stange angebracht ist." Das Ganze war so eingestellt, dass Matthias Grunsky auf der Höhe seiner Hüfte filmte. "Damit wir auf Augenhöhe mit den Kindern sind." Im Film sieht man das beispielsweise, wenn Grunsky im Treppenhaus mit Franz in die Hocke geht.

Matthias Grunsky dreht aus der Hand. Über ihm sieht man die Stange vom Easyrig, an dem die Kamera auf der Augenhöhe des Kinds hängt. (Bild vom Dreh des ersten Films "Geschichten vom Franz" )

Pedro Domenig

Für Bewegung sorgen auch die vielen Reißschwenks, die Grunsky für einige Übergänge zwischen zwei Szenen gemacht hat. Die Kamera wird dabei ganz schnell von links nach rechts oder von oben nach unten gerissen. "Die meisten Reißschwenks wurden vor Ort gedreht und im Zum Inhalt: Schnitt angepasst." Einen solchen Reißschwenk sehen wir schon ganz am Anfang des Films, als Übergang von einem Riesenrad zu den Kindern, die eine Straße entlanggehen. So macht bereits der Einstieg klar, dass es in dem Film viel Bewegung geben wird.

Neben den Schwenks gibt es im Film einige Zum Inhalt: Zooms. Dabei "saust" das Bild auf die Figuren zu. "Die Zooms sind alle direkt beim Dreh und nicht erst in der Zum Inhalt: Postproduktion entstanden", berichtet Grunsky. Dafür hat der Kameramann ein spezielles Zoomobjektiv auf die Kamera geschraubt, das einen Ausschnitt des Bilds näher heranholen kann, obwohl die Kamera die ganze Zeit am selben Fleck steht. Im fertigen Film sind die Zooms mit einem "huschenden" Ton (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design) unterlegt.

Für ein Zoom wird ein spezielles Objektiv vorne an die Kamera geschraubt

Lukas Swatek

Kamerafahrten

Die Kamerafahrten des Films wurden mit anderen Hilfsmitteln umgesetzt. "Für die meisten Fahrten habe ich einen Dolly benutzt, also einen Kamerawagen, der auf Schienen fährt. Damit haben wir unter anderem im Schwimmbad (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) gedreht, wenn die Kamera dem laufenden Franz seitlich folgt." Andere Kamerafahrten hat Grunsky mit einem "Easy Rider" gedreht. "Das ist ein elektrisches Dreirad, auf dem die Kamera mitfährt."

So sieht der Easy Rider aus – ein cooles Dreirad für Erwachsene.

Lukas Swatek

Actionszenen

Die Bewegungen aus der Hand, die Schwenks, Zooms und Fahrten mit dem Dolly oder dem Dreirad bringen viel Dynamik in den Film. Noch waghalsiger sind die Actionszenen. Wenn die Kinder Frau Berger in einem Rollstuhl per U-Bahn und Taxi zum Theater befördern, wirkt das wie eine Verfolgungsjagd: Erst sehen wir Franz und Eberhard mit dem Stuhl auf die Kamera zulaufen. Dann sind wir hinter dem rechten hinteren Rad des Rollstuhls, in das ein Fußgänger stolpert. Außerdem sehen wir Frau Berger während der Fahrt aus einer festen Einstellung von vorne. Um das so umzusetzen, mussten die Filmleute ein wenig tüfteln.

Der Dolly hängt hinter dem Rollstuhl. Darin sitzt ein Stuntdouble für Maria Bill, die im Film Frau Berger spielt.

Matthias Grunsky

"Um bei der Fahrt mit dem Rollstuhl das Rad zu filmen, haben wir den Dolly wie einen Anhänger an den Stuhl gehängt", erzählt der Kameramann. "Und um die Fahrt von vorne zu zeigen, wurde die Kamera mit einer Stange am Rollstuhl befestigt. Das war alles fest angeschraubt, damit das Bild nicht wackelt." Ganz ähnlich wurden auch die Fahrten mit dem Lastenrad des Vaters und dem Einkaufswagen gedreht. Beim Dreh standen die Gefährte in doppelter Ausführung bereit – einmal mit Aufbau und einmal ohne, um die Außensicht zu filmen.

So sah der Kameraaufbau aus, um Frau Berger bei voller Fahrt aus der Nähe zu filmen.

Matthias Grunsky

Und so sieht der Aufbau für die Fahrt mit dem Einkaufswagen aus. Das Gewicht musste ausgeglichen sein, damit der Wagen nicht nach vorne überkippt.

Urs Höfer

Durch die Positionen der Kamera sind wir mittendrin dabei. Es werden aber noch andere Mittel verwendet, um die Szenen rasant zu gestalten: zum Beispiel schnelle Bildwechsel, wenn wir die Kinder im Einkaufwagen sehen, oder die Vorbeifahrt an einem Mann. Nach der Fahrt setzt sich die Bewegung fort, wenn Franz und die anderen um eine U-Bahn-Stange tanzen.

Noch mehr Effekte

Zu einer Detektivgeschichte gehören natürlich auch Momente der Spannung (Glossar: Zum Inhalt: Suspense). In manchen Szenen sorgt die Zum Inhalt: Filmmusik für eine aufregende Stimmung, wenn sie bei spannenden Stellen immer schneller wird. Aber auch die Kameraarbeit trägt dazu bei, etwa mit vielen Beobachterperspektiven aus Sicht der Kinder, wenn diese Frau Berger bespitzeln, und bei den Nachtszenen. Der Dreh war in diesem Fall etwas schwieriger, weil Kinder nachts nicht arbeiten dürfen. Also wurden die meisten dieser Szenen am Tag gedreht. "Wir haben im Treppenhaus alle Fenster verdunkelt", verrät Grunsky. Als andere Möglichkeit nennt er Holzboxen, die man vor die Fenster baut. "Da kann man Lampen reinstellen, die Laternen oder das Mondlicht nachahmen." Mit solchen Zum Inhalt: Tricks tut ein Film so, als wäre es draußen dunkel. Die Nachtszenen an frischer Luft wurden aber wirklich abends gedreht.

Die Fahrradkette ist unten mit den Pedalen verbunden. Dreht man daran, dreht sich das Prisma. Der Bildschirm oben rechts zeigt den Effekt.

Matthias Grunsky

Für die Übergänge in die traumhaften Szenen hat Grunsky – wie im Bild oben zu sehen – ein Prisma auf ein umgebautes Fahrrad montiert. "Mit den Pedalen dreht man das Prisma vor der Kamera. Das gibt einen magischen Effekt, der gut passt." Ein anderer Effekt wurde über die Geschwindigkeit der Bilder erzielt. "Normalerweise nimmt eine Kamera 24 Bilder pro Sekunde auf – und so wird ein Film auch abgespielt." Für einige Traumszenen hat Grunsky aber nur sechs Bilder pro Sekunde aufgenommen, um die veränderte Wahrnehmung auszudrücken. "Beim Abspielen entsteht dann ein abgehackter Eindruck. Die Bewegungen verwischen."

Am Ende des Films wird nochmal zurückgespult, um den Dieb zu finden. Dann erinnern wir uns auch wieder, dass wir einen Film gesehen haben. Denn beim Schauen des Films macht man sich kaum Gedanken über den Aufwand, der dahintersteckt. Und der Zum Inhalt: Abspann zeigt dann Fotos von den Dreharbeiten.

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