Kategorie: Unterrichtsmaterial
"Mit Siebzehn" - Arbeitsblätter
Fünf themenbezogene Aufgaben zur Arbeit mit dem Coming-of-Age-Drama "Mit siebzehn" (ab Klasse 11).
Aufgabe 1: Annäherung an den Film
Fächer: Deutsch, Französisch, Philosophie, Psychologie, ab Oberstufe
Damien und Thomas, beide 17 Jahre alt, besuchen die gleiche Klasse im Gymnasium und können sich nicht leiden. Als Damiens Mutter Thomas bei sich zuhause aufnimmt, sind die beiden gezwungen, sich miteinander auseinanderzusetzen.
Vor dem Filmbesuch:
a) Sie werden von der Lehrkraft in zwei Gruppen eingeteilt. Bearbeiten Sie die folgende Aufgabe arbeitsteilig:
Gruppe A: Sehen Sie sich die Zum Inhalt: Anfangssequenz des Films an. Welche Wirkung wird durch die Zum Inhalt: Kamera und durch die Zum Inhalt: Filmmusik ausgelöst? Welche Figur wird als Erstes eingeführt? Was für ein Bild erhalten Sie von ihr? Was lässt dies über den Film vermuten? Notieren Sie sich Ihre Überlegungen.
Gruppe B: Sehen Sie sich den folgenden Clip an. Welche Wirkung haben Zum Inhalt: Kamera und Zum Inhalt: Ton? Welchen Eindruck erhalten Sie von den Figuren? Welchen Kernkonflikt vermuten Sie im Film? Notieren Sie sich Ihre Überlegungen.
b) Tragen Sie Ihre Ergebnisse im Kurs zusammen, sodass alle in Kenntnis beider Zum Inhalt: Szenen sind und lassen Sie die Ergebnisse zunächst für sich stehen.
Nach dem Filmbesuch:
c) Inwiefern haben sich Ihre Erwartungen an den Film erfüllt? Was hat Sie am meisten überrascht/verstört/berührt? Inwiefern stehen die Szenen aus b) sowohl inhaltlich als auch wirkungsästhetisch exemplarisch für den Film? Schreiben Sie eine kurze Antwort hinter Ihre vor dem Film formulierten Erwartungen und diskutieren Sie diese mit Ihren Gruppenmitgliedern.
d) Das unten angeführte Zitat des Schriftstellers Marcel Proust fungiert für Regisseur André Téchiné und Zum Inhalt: Drehbuchautorin Céline Sciamma als eine Art Motto des Films. Beziehen Sie Stellung zu diesem Zitat, wobei Sie Bezug auf konkrete Szenen des Films nehmen, die Ihnen treffend erscheinen. Sammeln Sie Ihre Ergebnisse im Plenum und halten Sie sie strukturiert an der Tafel fest.
e) Inwiefern finden Sie das Zitat treffend/nicht treffend gewählt? Inwiefern stimmen Sie der Aussage Prousts aus Ihrer eigenen jugendlichen Perspektive zu/nicht zu? Tragen Sie Ihre begründete Position im Plenum vor.
Von Monstern und Göttern
" ... Aber das Charakteristische an dem verrückten Alter, in dem ich mich befand – ein keineswegs undankbares, vielmehr sehr fruchtbares Alter –, ist vor allem, dass man nicht den Verstand zu Rate zieht und dass die nebensächlichsten Merkmale von Menschen einen integralen Bestandteil ihrer Persönlichkeit auszumachen scheinen. Überall umstellt von Monstern und Göttern, kennt man praktisch keine Ruhe. Kaum eine Geste, die man damals gemacht hat und nicht später ungeschehen machen würde. Was wir aber stattdessen besser bedauern sollten, ist der Verlust der Spontaneität, die sie uns damals hat machen lassen. Später sieht man Dinge mehr unter einem praktischen Aspekt, in bestem Einklang mit dem Rest der Gesellschaft, aber die Jugend ist die einzige Zeit, in der man etwas lernt."
Aufgabe 2: Figurenanalyse Marianne – Damien – Thomas
Fächer: Deutsch, Französisch, Philosophie, Psychologie, ab Oberstufe
In dem Verhältnis der drei zentralen Figuren des Films, Damien, Thomas und Marianne, findet sich vieles wieder, was den prototypisch-traditionellen Vorstellungen von einem Mutter-Sohn-Verhältnis entspricht. In der Dreierkonstellation finden sich allerdings auch viele emanzipativ-moderne Elemente.
Vor dem Filmbesuch:
a) Sammeln Sie vor dem Filmbesuch Assoziationen zu den Begriffen Eltern, Sohn und Coming-out. Halten Sie Ihre Ergebnisse auf einer Folie fest.
b) Die drei zentralen Figuren des Films sind Marianne, Damien und Thomas. Teilen Sie sich in Stammgruppen auf, sodass es zu jeder Figur mindestens eine Gruppe gibt. Beachten Sie folgende Kriterien einer Figurenanalyse.
Während des Filmbesuchs:
Halten Sie Ihre Beobachtungen unmittelbar nach dem Filmbesuch stichpunktartig fest.
Nach dem Filmbesuch:
c) Finden Sie sich mit Mitschüler/-innen zusammen, die sich mit derselben Figur auseinandergesetzt haben. Tauschen Sie sich über Ihre Beobachtungen aus und ergänzen Sie ggf. Ihre eigenen Notizen.
d) Filme können Leerstellen erzeugen. So bleibt im Hinblick auf die Dispositionen der Figuren vieles ungesagt. Füllen Sie die Leerstellen in Bezug auf Ihre Figur, indem Sie in der Expertengruppe Überlegungen anstellen, wie die Gedankenwelt der Figur aussehen könnte, was ihre Träume, Wünsche, Ängste, Standpunkte und Handlungsmotive sein könnten.
Sehen Sie sich hierfür auch die folgende Szene im Hinblick auf Ihre Figur nochmals an (mehrfaches Ansehen möglich):
Thomas:
Damien:
Marianne:
e) Wählen Sie ein Mitglied der Gruppe, das sich auf dem "Hot seat" den Fragen der anderen Kursmitglieder stellt. Die anderen stellen sich darauf ein, der Befragten/dem Befragten soufflierend zur Seite zu stehen.
Nach der "Hot seat"-Methode:
f) Wie haben sich die Befragten in ihrer Rolle gefühlt? War die Inszenierung der jeweiligen Figur überzeugend? Gibt es andere Möglichkeiten, die Figur zu denken?
g) Vergleichen und diskutieren Sie abschließend im Plenum Ihre zu Beginn auf der Folie fixierten Assoziationen aus a) mit den Erkenntnissen aus e) bezüglich der Beziehung zwischen Marianne, Damien und Thomas.
Aufgabe 3: Homosexualität und Coming-out
Fächer: Deutsch, Französisch, Philosophie, Biologie, ab Oberstufe
Homosexualität und das damit verbundene Coming-out sind wichtige Themen des Films "Mit siebzehn" . Damien und Thomas müssen für sich den Fragen nachgehen, was es heißt, einen anderen Mann zu begehren und wie sich dieses Verlanegn zeigen kann.
Vor dem Filmbesuch:
a) In dem Film "Mit siebzehn" geht es um zwei junge Männer, die ihr homosexuelles Begehren entdecken. Welche Erwartungen gehen Ihnen durch den Kopf? Notieren Sie sich ungefiltert Ihre eigenen Assoziationen.
Nach dem Filmbesuch:
b) Finden Sie sich mit einer Partnerin/einem Partner zusammen. Tauschen Sie sich aus, inwiefern Sie in Ihren eigenen Erwartungen aus a) bestätigt bzw. überrascht wurden.
c) Finden Sie sich in Gruppen zusammen. Notieren Sie die Begriffe Homosexualität und Coming-out auf ein A3-Blatt. Sammeln Sie nun weitere Begriffe zu diesem Themenfeld aus dem Film und erstellen eine strukturierte Zum externen Inhalt: Mind Map (öffnet im neuen Tab). Berücksichtigen Sie die folgenden Szenen:
Hinweis: Sie können sich die Szenen mehrfach ansehen.
d) Lesen Sie den Zum Inhalt: Hintergrundtext von Jan Künemund zu Coming-out und Homosexualität. Ergänzen Sie Ihre Mind Map ggf. um Aspekte, die im Artikel angesprochen werden und von Ihnen noch nicht berücksichtigt wurden.
e) Präsentieren Sie die Ergebnisse aus den Kleingruppen im Plenum. Prüfen Sie bei den Präsentationen der anderen Gruppen, ob die visuelle Darstellung des Themas überzeugend ist und ob die im Film gegebene Komplexität des Themas verdeutlicht wird.
Optional:
f) Ein wichtiges Motiv im Film ist das Begehren. Machen Sie sich schriftlich Gedanken zu den folgenden Fragen:
Wen oder was kann man begehren?
Wie fühlt sich Begehren an?
Warum begehrt man?
g) Finden Sie sich in Kleingruppen zusammen. Sehen Sie sich die folgende Zum Inhalt: Szene (mehrfach) an, in der Thomas und Damien über verschiedene philosophische Definitionen von Verlangen sprechen. Vergleichen Sie Ihre eigenen Überlegungen mit den zitierten Positionen von Leibniz, Platon und Aristoteles. Inwiefern finden sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
h) Damien zitiert aus Platons "Gastmahl" eine kategorische Unterscheidung zwischen heterosexuellem und homosexuellem Verlangen. Diskutieren und beurteilen Sie, inwiefern Sie dieser Unterscheidung (nicht) zustimmen.
Aufgabe 4: Filmästhetische Inszenierung von (männlicher) Körperlichkeit und Gewalt
Fächer: Deutsch, Französisch, Kunst, ab Oberstufe
In "Mit siebzehn" geht es viel um die Darstellung von Körperlichkeit. Auf der gestalterischen Ebene greifen die Macher des Films auf unterschiedliche Mittel zurück, um dies filmästhetisch zu realisieren.
a) Der Regisseur André Téchiné sagt über den Film: "Eine einzige Idee leitete uns: die Körperlichkeit. Den Film so physisch wie möglich schreiben. Jede Szene sollte ein Moment der Aktion sein. Die Figuren mussten stets auf der Lauer liegen und reagieren ohne zu verstehen, was mit ihnen geschieht und wie sie reagieren sollten und es vor allem nicht in Worte fassen können." (Quelle: Zum externen Inhalt: Webseite des Verleihs (öffnet im neuen Tab))
Analysieren Sie die filmischen Gestaltungsmittel der Zum Inhalt: Szenen arbeitsteilig ( Zum Inhalt: Einstellungsgröße, Zum Inhalt: Montage, Zum Inhalt: Filmmusik, Zum Inhalt: Kamerabewegung und Zum Inhalt: –perspektive, Zum Inhalt: Farbgebung) mit Bezug auf die Darstellung der Körperlichkeit. Kommen Sie zu einer begründeten Gesamtbeurteilung der Szene. Bereiten Sie eine strukturierte Präsentation Ihrer Ergebnisse vor.
Gruppe A
Gruppe B
Gruppe C
Gruppe D
b) Präsentieren und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse aus den jeweiligen Zum externen Inhalt: Szenenanalysen (öffnet im neuen Tab). Inwiefern gleichen sich die filmischen Gestaltungsmittel? Diskutieren Sie, nach welchem Prinzip insgesamt im Film die Inszenierung von Körperlichkeit hergestellt wird. Beziehen Sie in Ihre Diskussion auch andere Szenen des Films mit ein, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind.
c) Finden Sie sich in Kleingruppen zusammen und machen Sie ein Zum externen Inhalt: Foto (öffnet im neuen Tab), bei dem es um die ästhetische Inszenierung von Körperlichkeit geht. Beachten Sie die folgenden Arbeitsschritte:
Sehen Sie sich zur Vorbereitung nochmals die Szenen aus Aufgabe b) an. Stoppen Sie die Szenen, um sich verschiedene Stills in Ruhe hinsichtlich der Bildgestaltungsmittel anzusehen.
Planen und nehmen Sie Ihr Bild auf. Überlegen Sie: Wer übernimmt die Aufgabe des arrangierenden Fotografen, wer stellt sich als Model zur Verfügung? Was soll auf dem Foto genau eingefangen werden? Welche Umgebung wird benötigt? Wie kann die Kamera ( Zum Inhalt: Perspektive/ Zum Inhalt: Einstellungsgröße) als wirkungsvolles Gestaltungsmittel eingesetzt werden? Achtung: Niemand darf während der Aufnahmen in seiner physischen und psychischen Integrität zu Schaden kommen.
Wählen Sie passende Musik und ggf. Ton aus, mit der/dem Sie Ihr Bild bei der Präsentation unterlegen.
d) Präsentieren und diskutieren Sie im Plenum die in den Kleingruppen entstandenen Bilder.
Aufgabe 5: Die Darstellung sozialer Milieus und der Zusammenhang von Herkunft und Bildung
Fächer: Deutsch, Französisch, Politik, Philosophie, ab Oberstufe
Die beiden jugendlichen Hauptfiguren des Films "Mit siebzehn" , Damien und Thomas, kommen aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Während Damien der Sohn einer Ärztin und eines Soldaten ist, wächst Thomas als Adoptivkind in einer einfachen Bauernfamilie auf. Nach wie vor sind in unserer Gesellschaft die familiäre und soziale Herkunft und die Chancen auf Bildung eng miteinander verknüpft.
Während des Filmbesuchs:
a) Thomas und Damien, die Protagonisten des Films, kommen aus "zwei verschiedenen Welten". Machen Sie sich direkt nach dem Filmbesuch in einer Tabelle Notizen, wodurch sich die Welt Damiens und die Welt Thomas‘ auszeichnet.
Nach dem Filmbesuch:
b) Sammeln Sie Ihre Notizen in einer Tabelle an der Tafel. Finden Sie je eine Überschrift für Thomas‘ und für Damiens Lebenswelt.
c) Lesen Sie sich den Artikel Zum externen Inhalt: Von der Krippe zum Abitur: Chancen und Widersprüche im französischen Bildungssystem (öffnet im neuen Tab) durch. Fassen Sie die zentralen Punkte des Artikels zusammen.
d) Sehen Sie sich die folgende Zum Inhalt: Szene an. Welche Aspekte des Artikels finden Sie in dieser Szene wieder? Wie interpretieren Sie vor diesem Hintergrund die Aussage des Schulleiters, es handele sich bei Thomas um einen "typischen Mobber"? Berücksichtigen Sie bei der Analyse der Aussage Ihnen bekannte Kommunikationsmodelle. Machen Sie sich eigene Notizen.
Hinweis: Sie sollten sich die Szene mehrfach ansehen.
e) Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse aus b) und d) im Plenum im Hinblick auf den Zusammenhang von Bildung und Herkunft im Film. Verfassen Sie ein abschließendes Urteil.
Optional:
f) Blicken Sie auf Ihre eigene Schulzeit: Haben Sie selbst schon einmal eine Diskriminierungserfahrung im schulischen Kontext erlebt bzw. in Ihrem eigenen Umfeld mitbekommen? Wodurch wurde diese ausgelöst und was waren die Konsequenzen? Diskutieren Sie Ihre Erfahrungen.
g) Finden Sie sich in Kleingruppen zusammen. Recherchieren Sie den Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildung in Deutschland. Der folgende Zum externen Inhalt: Artikel (öffnet im neuen Tab) kann als Rechercheausgang dienen. Tragen Sie Ihre Ergebnisse in einem Lernplakat zusammen.