Kategorie: Hintergrund
"Lars ist LOL" – eine spannend erzählte Geschichte
Was ist eigentlich eine Dramaturgie? Eine Antwort für alle ab 11 am Beispiel des norwegischen Kinderfilms.
Ein neues Schuljahr beginnt, und Amanda bekommt eine wichtige Aufgabe: Die Elfjährige soll ein Patenkind bekommen. In ihrer Schule helfen die älteren Kinder den Jüngeren. Amanda findet das cool und freut sich zuerst darauf. Doch dann sagt die Lehrerin, dass Amanda sich um Lars kümmern soll.
Lars ist neu in der Klasse und genauso alt wie Amanda. Er ist ein Junge mit dem Down-Syndrom. Das bedeutet, dass sein Körper eine kleine Besonderheit hat. Dadurch braucht Lars manchmal länger, um Sachen zu lernen oder macht Dinge auf seine eigene Art. Amanda will sich um Lars kümmern. Aber sie möchte auch cool sein, um von der Mädchenclique in ihrer Klasse akzeptiert zu werden. Und dann ist da noch Adam, ihr heimlicher Schwarm.
Der Film Zum Filmarchiv: "Lars ist LOL" ("Lars er LOL", Eirik Sæter Stordahl, NO 2024) zeigt uns, wie Amanda und Lars sich kennenlernen. Er erzählt uns die Geschichte ihrer Freundschaft.
Filmstill aus LARS IST LOL, Nordisk Film
Die Kunst, eine spannende Geschichte zu erzählen
Die Kunst, eine Geschichte spannend zu erzählen, nennt man Zum Inhalt: Dramaturgie. Diese beschäftigt sich mit den Regeln des Geschichtenerzählens. Dabei ist es egal, ob wir ein Buch lesen, einen Film gucken oder ein Hörspiel hören. Die Dramaturgie ist wie ein Plan für die Geschichte: Was passiert zuerst? Was kommt dann? Wann wird es aufregend? Und wie hört es auf?
"Lars ist LOL" benutzt einige Techniken der Dramaturgie, die viele andere Zum Inhalt: Kinderfilme auch haben – aber ein paar Sachen sind auch ganz anders.
Das Problem
Wenn es in einer Geschichte ein Problem gibt, nennt man dies Konflikt. Ohne diesen Konflikt wäre der Film langweilig, denn wenn alles gut läuft, passiert einfach zu wenig. Der Konflikt sorgt dafür, dass es spannend wird.
In "Lars ist LOL" hat Amanda folgenden Konflikt: Möchte sie zur coolen Gruppe gehören oder lieber eine Freundschaft mit dem Außenseiter Lars eingehen? Amanda muss sich entscheiden. Aber wir wissen nicht, wie sie sich entscheiden wird. Das macht den Film spannend.
Gut und Böse – so einfach ist es nicht
In vielen Kinderfilmen gibt es klar verteilte Rollen: die Guten und die Bösen. In "Lars ist LOL" ist das nicht so einfach. Amanda ist zwar die Hauptfigur und macht viele Dinge richtig – aber nicht alles. Manchmal macht sie Fehler oder sie ist sogar gemein. Und manchmal weiß sie nicht genau, warum sie etwas tut.
Das macht Amanda besonders. Sie ist keine "Superheldin", sondern ein echter Mensch. So wie wir. Mit Gefühlen, mit Unsicherheiten, mit Mut – und auch mit Schwächen.
Wir sehen alles mit Amandas Augen
In vielen Geschichten weiß die Person, die sie erzählt, alles. Sie erzählt uns, was alle Figuren der Geschichte denken und machen. Dadurch sollen wir den Überblick behalten, auch, wenn es kompliziert wird.
Aber bei "Lars ist LOL" ist das anders. Hier sehen wir alles durch Amandas Augen. Wir wissen nur, was sie macht. Wenn Amanda sich freut, freuen wir uns mit. Wenn sie unsicher ist, spüren wir das auch. Und wenn sie sich schämt oder traurig ist, merken wir das genauso. Wir sind die ganze Zeit nah bei ihr – fast so, als wären wir Amanda selbst.
Filmstill aus LARS IST LOL, Nordisk Film
Dadurch, dass wir die ganze Zeit an ihrer Seite sind, wissen wir nie mehr als Amanda selbst. Und das macht es spannend! Und wir verstehen auch besser, warum sie sich so verhält. Manchmal macht Amanda Sachen, die sie später bereut. Und das kennen wir auch von uns.
Ein Moment, der alles ändert
In Geschichten gibt es oft Momente, die alles verändern. Solche Momente nennt man auch "Wendepunkte". In "Lars ist LOL" gibt es zum Beispiel den Augenblick, in dem Amanda sich so verhält, als wäre Lars nicht ihr Freund. Sie macht sogar bei den fiesen Witzen mit: Sie beteiligt sich am Chat, in dem sich die anderen über Lars lustig machen.
Das tut weh – für Lars und auch für uns, die zusehen. Und Amanda merkt: Das war falsch. Doch nur traurig zu sein, reicht nicht. Sie muss sich anstrengen, damit alles wieder gut wird. Manchmal ist eine einfache Entschuldigung nicht genug. Man muss wirklich etwas ändern – und das kostet Mut und Entschlossenheit.
Was will uns der Film sagen?
Viele Geschichten beschäftigen sich mit einem besonderen Thema. Und viele Geschichten haben eine Botschaft. Auch "Lars ist LOL" will uns nicht nur Spaß bereiten. Der Film möchte uns auch etwas mitgeben.
"Lars ist LOL" erzählt von Mobbing. Aber er sagt nicht einfach: "So ist es richtig!" und "Das ist falsch!" Stattdessen stellt der Film Fragen: Was mache ich, wenn andere gemein sind? Traue ich mich, jemandem zu helfen? Wie fühlt es sich an, wenn man ausgeschlossen wird? Und kann man Vertrauen wieder zurückgewinnen? Der Film sagt uns nicht, was wir denken sollen. Indem er uns Fragen stellt, bietet er uns die Möglichkeit, selbst nachzudenken.
Filmstill aus LARS IST LOL, Nordisk Film
Zwischen Schule und Zauberschloss
Der Film zeigt vieles, was wir aus dem echten Leben kennen: Schule, Freundschaften, Streit. Amanda wirkt wie ein Mädchen aus unserer Klasse. Vielleicht wären wir gern mit ihr befreundet – oder wären gerne so wie sie.
Aber es gibt auch Dinge im Film, die ein bisschen übertrieben wirken: Die Klassenlehrerin und der Sportlehrer oder auch Amandas Eltern sind zum Beispiel noch ein wenig ungeschickter oder gedankenloser als im wirklichen Leben. Einiges erscheint sogar fast wie aus einem Märchen: Lars lebt mit seinem Vater in einem alten Haus – Amanda nennt es das "Zauberschloss". Da spielen sie zusammen Harry Potter mit selbstgemachten Kostümen und geheimen Verstecken. Amandas Freund Adam ist wie ein stiller Märchenprinz. Und Anna, das gemeine Mädchen aus der Klasse, benimmt sich wie eine böse Stiefschwester.
Diese Mischung aus echtem Leben und Märchenzauber macht den Film besonders. Mal fühlt sich alles echt an – und mal wie aus einem wunderbaren, zauberhaften Traum.
Fazit – warum der Film so besonders ist
"Lars ist LOL" ist ein Film über eine besondere Freundschaft. Er zeigt echte Gefühle und Probleme, die Kinder kennen. Er ist spannend, manchmal traurig, manchmal lustig – und er macht uns Mut. Indem der Film die Regeln der Dramaturgie gut einsetzt, berührt er uns und lädt zum Nachdenken ein.