Zum Filmarchiv: "Romys Salon" ("Kapsalon Romy" , Mischa Kamp, NL/DE 2019) nimmt überwiegend die Perspektive der zehnjährigen Hauptfigur Romy ein, durch deren Augen wir die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter miterleben. Die Zum Inhalt: Drehbuchautorin Tamara Bos und die Regisseurin Mischa Kamp setzen verschiedene filmästhetische Mittel ein, um die Perspektive der Identifikationsfigur einzunehmen.

Die Videoanalyse zeigt die Erzählperspektivierung von "Romys Salon" anhand von drei ausgewählten Zum Inhalt: Szenen exemplarisch auf. Dabei wird die Aufmerksamkeit vor allem auf die Kameraführung, auf den Bildaufbau und auf die Zum Inhalt: Montage gelenkt.

Videoanalyse: Die Erzählperspektive in ROMYS SALON (© kinofenster.de)

Hier können Sie die Videoanalyse auch im Textformat nachlesen:

Filmszene: Stine: "Das ist der Schlüssel für den Salon."

Sprecher: "Romys Salon" nimmt überwiegend die Perspektive der Hauptfigur Romy ein, durch deren Augen wir die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter miterleben. Verschiedene filmsprachliche Mittel zeigen Romys Erlebniswelt und Perspektive an. Ganz klassisch meldet sich Romy als Erzählerin in einem Zum Inhalt: Voiceover zu Wort.

Filmszene: Romy: "Stine Rasmussen, so heißt meine Oma. Der Name kommt aus Dänemark."

Sprecher: Die Welt der Erwachsenen bleibt weitgehend außen vor – wie hier, wenn der Anwohner in der Zum Inhalt: Unschärfe am Bildrand steht.

Filmszene: Romy: "Dies ist unsere Geschichte, die Geschichte von meiner Oma und mir."

Sprecher: Oder wenn Fensterscheiben und andere Gegenstände Romy von der Welt der Erwachsenen trennen. Hinzu kommen untersichtige Kameraeinstellungen und Draufsichten, die Romys Sichtachse und die der Erwachsenen imitieren. Außerdem einige Zum Inhalt: subjektive Einstellungen, die Romys Perspektive zeigen, sogenannte Point-of-View-Bilder. Schauen wir drei Filmszenen genauer an und achten darauf, wie die Zum Inhalt: Inszenierung Romys Erzählperspektive konkret umsetzt.

Eröffnungsszene – Romy als Identifikationsfigur

Sprecher: Die Eröffnungsszene führt die Hauptfiguren und die Erzählperspektive ein. Noch bevor das erste Bild erscheint, spricht Romy in einem Voiceover vor graublauem Hintergrund.

Filmszene: Romy: "Früher dachte ich, dass ich alles wüsste und dass meine Oma dumm wäre. Aber eigentlich wusste ich gar nichts."

Sprecher: Das Eröffnungsbild führt Romy in einer nahen Einstellung (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) als Off-Erzählerin und Identifikationsfigur ein. Die Bildschärfe liegt auf Romy, insbesondere auf ihren graublauen Augen, die an die Farbe des vorangestellten Hintergrunds erinnern. Links: Romys Großmutter, von der vor allem die Hände ins Bild ragen. Die folgende Einstellung klärt die Aufteilung der Personen im Raum. Die Oma und die Mutter stehen ganz außen am linken und rechten Bildrand und unterhalten sich über Romys Kopf hinweg. Beide sind nur im Anschnitt zu sehen, und beide spiegeln sich unscharf im Spiegel. Von hier springt der Film in das erste Bild zurück.

Filmszene: Romy: "Nein!" – Romys Mutter: "Kann Romy nach der Schule hierher kommen?"

Sprecher: Die Eröffnungsszene besteht aus zwei verschiedenen Zum Inhalt: Kameraperspektiven und sieben einzelnen Zum Inhalt: Einstellungen. Romy ist im ersten und letzten Bild der Szene zu sehen.

Nachts im Haus – Romy beobachtet und wird beobachtet

Sprecher: Schauen wir eine weitere Szene, die Romys Sicht durch subjektive und beobachtende Kameraperspektiven vermittelt:

Filmszene: Stine: "Natürlich bin ich mir sicher! Du kannst einfach nicht rechnen! Guck mich nicht so an! Ich bin nicht verrückt!" – Herr Van Puten: "Das sage ich doch auch nicht. Aber, die Sache ist die: Wenn ich die ganzen Einnahmen zusammenzähle, dann müsste eigentlich genug Geld da sein." – Stine: "Sehr gut!"

Sprecher: Erneut beginnt die Szene mit Romy, die aus der Unschärfe ins Bild läuft. Die Diskussion der Erwachsenen ist aus Romys Sicht gefilmt. Der Türrahmen verdeckt dabei teilweise den Blick – eine Beobachterperspektive. Die nächste Einstellung blickt über Romys Schulter auf die Erwachsenen, die in der Unschärfe bleiben – eine Overshoulder-Einstellung. Wir schauen gemeinsam mit Romy auf das Geschehen:

Filmszene: Stine: "Seltsam." – Herr Van Puten: "Ja, wirklich seltsam."

Sprecher: Auch die Anschlussszene nimmt teilweise Romys Perspektive ein. Die Aufnahme des Weckers zeigt an, dass Zeit vergangen ist. Im Badezimmer wird Romy ihrerseits aus einer Beobachterperspektive gezeigt. Unmittelbar danach imitiert die Kamera wieder Romys Blick, was auch der Zum Inhalt: Schwenk von unten nach oben verdeutlicht. Später in der Szene folgt die Kamera Romy. Romy hört Geräusche von der Straße, doch die Außentür ist verschlossen.

Filmszene: Romy: "Oma?" – Hundebellen auf der Straße, Nachbarin auf der Straße: "Nicht so schnell!"

Sprecher: Relevant ist hier, dass das Gespräch mit der Anwohnerin und die Ankunft der Großmutter von drinnen gefilmt sind.

Filmszene: Nachbarin auf der Straße: "Sei doch mal still, Tino!“ – Hundebellen auf der Straße – Nachbarin: "Nicht so schnell!" – Romy: "Oma ist weg!" – Nachbarin: "Deine Oma? Sie kommt sicher gleich zurück. Geh schnell wieder ins Bett." – Ein Auto hupt auf der Straße.

Sprecher: Der Film springt nicht nach draußen, sondern bleibt konsequent bei Romy:

Filmszene: Stine: "Herrlich, herrlich! Oh, eine tolle Fahrt! Das ist sooo gut!" – Nachbarin: "Stine! Romy!"

Im Krankenhaus – Romy als Komplizin

Sprecher: Kommen wir zur dritten Szene: Obwohl es inhaltlich um die Diagnose der Großmutter geht, steht Romys Reaktion im Mittelpunkt. Abermals beginnt der Sinnabschnitt mit einer Draufsicht auf Romy. Die zweite Einstellung zeigt Romy von der Seite, hinter ihr der Krankenhausflur. Die Großmutter sitzt rechts hinter einer Scheibe im Behandlungszimmer. Eine subjektive Einstellung.

Filmszene: Arzt: "Hier haben wir einen Apfel.“ – Stine: "Ja, das sehe ich auch."

Sprecher: Wo ein Schnitt (Glossar: Zum Inhalt: Montage) in den Behandlungsraum erwartbar wäre, bleibt die Szene bei Romy. Romy beobachtet:

Filmszene: Stine: "Natürlich ist er auf der. Wo auch sonst!"

Sprecher: Der Fokus liegt weiter auf Romy. Die Erwachsenen agieren in der Unschärfe. Romy gibt auch das Ende der Szene vor: Die Kamera entfernt sich mit ihr.

Fazit

Sprecher: Neben dem erzählerischen Fokus auf Romy tragen ihr Voiceover-Kommentar, subjektive Einstellungen und Beobachterperspektiven und die imitierten Sichtachsen dazu bei, dass "Romys Salon" aus Romys Perspektive erzählt ist.

Filmszene: Stine: "Und wir nennen ihn Romys Salon! Gut?"