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Kriminalfilme - Spiegel der Gesellschaft?
Ob Detektiv oder Gangster - kein Filmgenre ist so vielseitig und beim Publikum beliebt wie der Kriminalfilm.
In eine Tiefgarage zu flüchten, ist meist ein Fehler. Erst recht, wenn einem gerade ein skrupelloser Mörder oder eine kaltblütige Killerin auf den Fersen ist. In Augenblicken wie diesen bleibt die Popcorn-Tüte meist links liegen. In einer Mischung aus Schau- und Angstlust verfolgen wir gebannt das Geschehen auf der Leinwand. Mord und Totschlag üben – zumindest im Kino – seit Jahrzehnten eine ungebrochene Anziehungskraft aus. Einer der ersten Filme über ein Verbrechen ist "Adventures of Sherlock Holmes" von James Stuart Blackton, der 1905 in den USA uraufgeführt wurde. Der Titel dieses frühen Werks verweist zudem auf die Ursprünge des Kriminalfilms, die in der Literatur zu finden sind.
Genre mit vielen Spielarten
Kein Filmgenre ist so umfangreich wie der Kriminalfilm. Es fächert sich auf in Detektiv- und Polizeifilm, Gangsterfilm mit Variationen wie Gefängnis- oder Gerichtsfilm und Thriller, den Alfred Hitchcock mit seinem Konzept von "Suspense" geprägt hat, indem er das Publikum zu Mitwissenden machte. Der Trick: Uns Zuschauenden liegen mehr Informationen als den Protagonisten/innen vor und das versetzt uns in eine besondere Art der (An-)Spannung. Wenngleich die Filme der verschiedenen Subgenres in ihrem jeweiligen point of view differieren, eint sie doch, dass im Mittelpunkt immer ein Verbrechen und dessen (mehr oder weniger erfolgreiche) Aufklärung durch eine/n Ermittler/in stehen. Dabei zeigt sich, dass der Krimi auf der großen Leinwand vor allem das spektakuläre Verbrechen darstellt – etwa den Serienkiller oder die politische Intrige – , während im Fernsehen die Geschichten eher im Alltag angesiedelt sind, man denke nur an den sonntäglichen "Tatort" . So hat sich das Genre im Kino tendenziell hin zur Action und zum Thriller verschoben, nicht selten auch mit Anleihen im Horrorfilm.
Zustandsbeschreibungen
In seiner aktuellen Themenausgabe stellt kinofenster.de vier im Juli und August startende Kriminalfilme vor, die nicht nur die Vielfalt des Genres widerspiegeln, sondern auch beispielhaft zeigen, wie das Genre gesellschaftliche Stimmungen und Probleme aufnimmt und verarbeitet. Zum Inhalt: Hände hoch oder ich schießeHände hoch oder ich schieße (DDR 1966/D 2009) von Hans-Joachim Kasprzik ist eine Kriminalkomödie über einen hoch motivierten Volkspolizisten. Sein Pech ist, dass er in einem Städtchen ohne Kriminalität lebt. Die scheinbar harmlose Geschichte war der DDR-Staatsmacht ein Dorn im Auge: Sie verbot den DEFA-Film, der nun erstmals im Kino zu sehen ist. Über mangelnde Arbeit kann die Titelfigur in Claude Chabrols Zum Inhalt: Kommissar Bellamy - Mord als SouvenirKommissar Bellamy – Mord als Souvenir (Bellamy, F 2009) nicht klagen. Selbst in den Ferien kann der Kommissar das Ermitteln nicht lassen. Chabrol wirft in seinem Film einen für ihn typischen Blick auf das französische Bürgertum und zeigt, wie schnell sich ein geordnetes Leben dem Abgrund nähern kann. Dass nichts ist, wie es scheint, davon handelt auch Howard Hawks Zum Inhalt: Tote schlafen festTote schlafen fest (The Big Sleep, USA 1946) mit Humphrey Bogart als existenzialistischem "private eye" Philip Marlowe; unbestritten ein Klassiker des Genres und des sogenannten Film Noir, dessen Filme sich in den 1940er- und 1950er-Jahren mit ihrer fatalistischen Weltsicht von den bisherigen Kinokrimis abhoben. Einem klassischen Gangstersujet widmet sich Michael Mann mit Zum Inhalt: Public EnemiesPublic Enemies (USA 2009): Er erzählt die Geschichte des Bankräubers John Dillinger, der während der Großen Depression in den 1930ern vom FBI gejagt wurde. Die mittlerweile dritte Dillinger-Verfilmung zeigt, wie reizvoll der Mythos und die Figur des Gangsters an sich, angelegt zwischen Kriminellen und Volkshelden, sind.