Eine deutsche Provinzstadt (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) zu Beginn des Ersten Weltkriegs. "Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben," trichtert der Lehrer Kantorek einer Abiturklasse ein, "das Feld der Ehre ruft euch!" Vom Patriotismus mitgerissen, melden sich Paul Bäumer und seine Klassenkameraden zum Fronteinsatz. Doch die Kriegsbegeisterung der naiven Jugendlichen versiegt schnell. Bei der Ausbildung werden sie vom Unteroffizier Himmelstoß schikaniert, auf dem Schlachtfeld sterben sie reihenweise im Stellungskrieg.

Erich Maria Remarques Antikriegsroman Im Westen nichts Neues avancierte 1929 rasch zum viel diskutierten Bestseller, die Zum Inhalt: Filmadaption im Folgejahr zum nicht weniger Aufsehen erregenden internationalen Kassenschlager. Die Filmrechte hatte der in Oberschwaben geborene jüdische US-Produzent Carl Laemmle erworben, dessen Hollywoodstudio Universal das Projekt mit einem seinerzeit enormen Budget von rund 1,2 Millionen US-Dollar realisierte. Als Regisseur fungierte der russisch-jüdische Immigrant Lewis Milestone, der im Krieg an militärischen Lehrfilmen mitgewirkt und 1929 einen Oscar® für seine stumme Kriegskomödie "Two Arabian Knights" erhalten hatte.

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Modern inszeniert

Das Zum Inhalt: Drehbuch zu "Im Westen nichts Neues" folgt im Kern der Vorlage, erzählt aber nicht wie der Roman mit Zum Inhalt: Rückblenden, sondern chronologisch. Wie das Buch zielt der Kinofilm auf eine möglichst realistische Darstellung der Fronterfahrung, wofür die plastische Romansprache mittels aufwendiger Technik ins Filmische übersetzt wird. Die starke pazifistische Wirkung von Buch wie Film liegt in der sachlich-realistischen Darstellung der Kriegsgräuel, die in der Kinoadaption bisweilen dokumentarisch (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) anmutet. Die Soldaten beider Seiten sind in der inhumanen Kriegsmaschinerie austauschbar, die Feinde meist nur schemenhaft erkennbar. Erst mit dem erstochenen Franzosen Duval erhält der Gegner ein Gesicht, in dem Paul sein eigenes Schicksal gespiegelt sieht.

Lewis Milestone adaptiert Remarques Schilderung in einer zur Entstehungszeit hoch innovativen Weise. Die mobile Aufnahmetechnik des Kameramanns Arthur Edeson und ein großer Zum externen Inhalt: Kamerakran (öffnet im neuen Tab) ermöglichten auch bei Außenaufnahmen Fahrten (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) durch die Schützengräben und über das Niemandsland. In schneller Folge wechseln weite und nahe Einstellungen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen), statische und bewegte Bilder, wenn etwa ein französischer MG-Schütze in einer langen Zum Inhalt: Schuss-Gegenschuss-Montage dutzende Deutsche niederstreckt. Wie die Soldaten verliert das Publikum im Gemetzel die Übersicht, erlebt die Angriffe und Gegenangriffe aus Bodennähe mit.

Neben der stilprägenden Bildgestaltung zieht das ambitionierte Zum Inhalt: Sounddesign ins Geschehen. Als früher Tonfilm war "Im Westen nichts Neues" eine Sensation. Nur zum Auftakt und am Ende ertönt Marschmusik, ansonsten dominiert das Dröhnen und Pfeifen des Trommelfeuers. Für die Tonaufnahmen außerhalb des Studios wurde das Mikrofon direkt am Kamerakran befestigt, der somit als übergroße Tonangel diente. Die Dialoge wurden direkt aufgenommen, weitere Geräusche in der Zum Inhalt: Postproduktion hinzugemischt. Im Spielfilmbereich waren derart unmittelbare Kriegsszenen neu. Allenfalls "Westfront 1918" (DE 1930) von G.W. Pabst setzte Toneffekte auf vergleichbare Weise ein, andere relevante Zum Inhalt: Kriegsfilme wie "The Big Parade" (USA 1925) von King Vidor waren noch "stumm".

Umstrittener Stoff

Ein Jahrzehnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte Remarques literarische Vorlage Im Westen nichts Neues in Deutschland, aber auch über die Grenzen hinweg heftige Debatten ausgelöst, die die Verfilmung ein Jahr später neu entfachte. Während die einen den Film als technisch raffinierten Meilenstein feierten, wurde er von rechtsnationaler Seite massiv angefeindet – insbesondere von den in der Weimarer Republik aufsteigenden Nationalsozialisten. Zwar wurde die Originalversion für die deutsche Freigabe um rund 54 Minuten gekürzt, wobei etwa Pauls für den Film ersonnene Antikriegsrede zensiert wurde. Doch für nationalistische Kreise war schon die unheroische Darstellung des Ersten Weltkriegs als sinnloses Massensterben defätistisch und ehrenrührig.

Die deutsche Uraufführung am 4. Dezember 1930 im Berliner Mozartsaal verlief noch reibungslos. Am Folgetag inszenierte der damalige NSDAP-Gauleiter Joseph Goebbels ebendort den Höhepunkt seiner Propagandakampagne gegen den Film. SA-Männer sprengten die öffentliche Vorführung mit Mäusen und Stinkbomben. Goebbels hetzte erst im Kino, später bei tagelangen Demonstrationen gegen den Film. Die von der NS-Presse begleitete Aktion schlug ein, noch im Dezember untersagte die Filmprüfstelle unter Verweis auf die öffentliche Ordnung sämtliche Aufführungen von "Im Westen nichts Neues" . Das Verbot wurde bereits im Frühjahr revidiert, aber 1933 von den Nationalsozialisten erneuert.

Heute gilt die mehrfach umgeschnittene Bestselleradaption längst als kanonischer Antikriegsfilm, der den schwierigen Spagat zwischen Abschreckung und Schaulust vorbildlich meistert. Über die (film-)historische Relevanz hinaus erscheint sein Pazifismus in Anbetracht gegenwärtiger Kriege wieder ein Stück aktueller.

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