Aufgabe 1: Annäherung an den Film

Fächer: Deutsch, Sozialkunde, Ethik, Religion und Psychologie ab Klasse 8

Vor dem Filmbesuch:

a) Was wisst ihr bereits über Anne Frank? Nutzt in Partnerarbeit die Methode des Brainstormings. Sammelt auch Attribute, die Anne Frank aus eurer Sicht beschreiben. Haltet eure Ergebnisse schriftlich fest.

b) Wie nimmt sich Anne in der folgenden Zum Inhalt: Szene selbst wahr? Wie beschreibt sie ihr soziales Umfeld und wie das Verhältnis zu ihren Eltern? Haltet eure Ergebnisse stichpunktartig fest und geht dabei auf die Funktion des Tagebuchs ein.

Das Tagebuch der Anne Frank, Szene (© Universal)

Nach dem Filmbesuch:

c) Tauscht euch aus, inwieweit Begriffe wie "Märtyrerin", "angehende Schriftstellerin" und "ganz normale Jugendliche" auf die Darstellung Anne Franks im Film zutreffen.

d) Seht euch die folgende Szene noch einmal an. Wie hat sich die ursprüngliche Bedeutung von Anne Franks Tagebuchs verändert?

Das Tagebuch der Anne Frank, Szene (© Universal)

Aufgabe 2: Auseinandersetzung mit den Protagonist/-innen

Fächer: Deutsch, Psychologie ab Klasse 8

Vor dem Filmbesuch:

a) Sammelt Informationen zum Leben der Familie Frank bzw. zu den einzelnen Familienmitgliedern Otto (Vater), Edith (Mutter) sowie Margot (Schwester) und Anne: Lebensdaten, Wohnort(e), Vorlieben, besondere Eigenschaften etc. Sammelt auch Fotos der Personen und Angaben über Aussehen und Kleidung. Notiert eure Ergebnisse und druckt einzelne Bilder/Fotos aus dem Internet aus.

Während des Filmbesuchs:

b) Jede/r Schüler/-in achtet ganz besonders auf das Mitglied der Familie Frank, zu dem zuvor recherchiert wurde, und merkt sich die im Film gezeigten Eigenschaften und Handlungsweisen. Haltet eure Beobachtungen nach dem Filmbesuch stichpunktartig fest.

Nach dem Filmbesuch:

c) Vergleicht die ersten Ergebnisse eurer Recherchen mit den Notizen der Filmsichtung und beachtet dabei folgende Fragen:

  • Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede zwischen historischen Personen und Filmfiguren werden deutlich? Berücksichtigt sowohl das Aussehen als auch Verhaltensweisen.

  • Welche filmischen Mittel werden verwendet, um die Zuschauenden in die damalige Zeit zu versetzen (zum Beispiel Zum Inhalt: Ausstattung, Zum Inhalt: Kostüme; siehe Zum externen Inhalt: Glossar (öffnet im neuen Tab) unter www.kinofenster.de)?

  • Welche Eigenschaften zeichnen Annes Verhalten aus, speziell im Verhältnis zu ihrer Familie?

  • Welche Tagebucheinträge werden im Film in dramatischer Form fiktionalisiert, um Charaktereigenschaften einer Figur zu unterstreichen? Um welche Charaktereigenschaften handelt es sich hierbei?

d) Ergänzt eure ersten Recherchen mit den Ergebnissen aus Aufgabe c).

e) Seht euch die folgende Zum Inhalt: Szene an, die im Buch nicht vorkommt. Welches Bild zeichnet diese Szene von Anne? Überlegt, warum dieser Konflikt für den Film fiktionalisiert wurde.

Das Tagebuch der Anne Frank, Szene (© Universal)

Aufgabe 3: Historischer Hintergrund

Vor dem Filmbesuch:
Fächer: Deutsch, Sozialkunde, Ehtik, Religion, Geschichte ab Klasse 8

a) Welche Hintergründe und Zusammenhänge über die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten seit 1933 sind euch bekannt? Tragt eure Ergebnisse zusammen.

b) Sucht in Partnerarbeit Informationen zu den "Nürnberger Gesetzen" bzw. "Nürnberger Rassengesetzen" und fasst die zentralen Inhalte zusammen. Vergleicht diese Punkte mit den Grundrechten im heutigen Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und bewertet beide Gesetze.

c) Rechercheaufgabe: Sammelt Informationen zur Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht.

  • Welche Maßnahmen wurden zur Unterdrückung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung eingesetzt?

  • Welche Formen des Widerstands und der Hilfe für die jüdische Bevölkerung sind bekannt?

Während des Filmbesuchs:

d) Achtet darauf, wie die Figur Wilhelm van Maaren seine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten begründet.

Nach dem Filmbesuch:

e) Erörtert: Was hätte man damals tun können, um der jüdischen Bevölkerung zu helfen? Wie definiert ihr den Begriff Zivilcourage? Bezieht dabei eure Rechercheergebnisse zum Widerstand in den Niederlanden mit ein.

Aufgabe 4: Editionsgeschichte und Bedeutung des Tagebuchs

Fächer: Deutsch, Psychologie, Geschichte ab Klasse 9

a) Versetzt euch in einen Tagebuchschreiber: Welche Erlebnisse/Gedanken/Beobachtungen würdet ihr in einem Tagebuch aufschreiben? Würdet ihr auch etwas hinzu erfinden, wenn es euch z.B. in ein besseres Licht rückt?

b) Sammelt Argumente: Inwiefern kann ein persönliches Dokument wie ein Tagebuch wichtig für die allgemeine Geschichtsschreibung werden?

c) Lest die folgenden Zitate aus dem Tagebuch der Anne Frank:

Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein. (Eintrag vom 12. Juni 1942; Hinweis: Die Ansprache „dir“/„du“ ist an das Tagebuch gerichtet.)

Es ist für jemanden wie mich ein eigenartiges Gefühl, Tagebuch zu schreiben. Nicht nur, dass ich noch nie geschrieben habe, sondern ich denke auch, dass sich später keiner, weder ich noch ein anderer, für die Herzensergüsse eines dreizehnjährigen Schulmädchens interessieren wird. (Eintrag vom 20. Juni 1942)

Gestern Abend sprach Minister Bolkenstein im Sender Oranje darüber, dass nach dem Krieg eine Sammlung von Tagebüchern und Briefen aus dieser Zeit herauskommen soll. Natürlich stürmten alle gleich auf mein Tagebuch los. Stell dir vor, wie interessant es wäre, wenn ich einen Roman vom Hinterhaus herausgeben würde. (…) Aber im Ernst, es muss ungefähr zehn Jahre nach dem Krieg schon seltsam erscheinen, wenn erzählt wird, wie wir Juden hier gelebt, gegessen und gesprochen haben. (Eintrag vom 29. März 1944)

Mit Schreiben werde ich alles los. Mein Kummer verschwindet, mein Mut lebt wieder auf. Aber, und das ist die große Frage, werde ich jemals etwas Großes schreiben können, werde ich jemals Journalistin und Schriftstellerin werden? Ich hoffe es, ich hoffe es so sehr! Mit Schreiben kann ich alles ausdrücken, meine Gedanken, meine Ideale und meine Phantasien. (Eintrag vom 05. April 1944)

Inwieweit wird in den Tagbucheinträgen eine Entwicklung oder Veränderung von Anne Franks Absichten beim Schreiben erkennbar? Begründet eure Meinung.

d) Anhand der historisch-kritischen Edition lässt sich heute sehr leicht überprüfen, wie Annes Vater das Tagebuch seiner Tochter nachträglich überarbeitet hat. Vergleicht die Versionen A und B mit der von Otto Frank publizierten Version C. Welche Passagen hat Otto Frank gestrichen? Erörtert mögliche Gründe. Lest dazu auch folgendes Arbeitsblatt.

e) Wie ändert sich durch die Kürzungen im Tagebuch das Bild von Anne Frank? Vergleicht die Anne aus der Version C mit der Anne aus der Verfilmung von Hans Steinbichler. Welche Charaktereigenschaften zeichnen sie in den jeweiligen Fassungen aus?

Aufgabe 5: Erzählerische Inszenierung von Zwang und Freiheit

Fächer: Deutsch, Ethik, Religion, Geschichte ab 8. Klasse

Während des Filmbesuchs:

a) Achtet auf die Zum Inhalt: Schlussszene des Films, der Ankunft von Anne im Lager. Merkt euch möglichst genau, was dort passiert und wie die Szene gefilmt ist. Hilfreiche Begriffe für die Beschreibung der Szene wie Lichtsetzung, Zum Inhalt: Einstellungsgröße oder Zum Inhalt: Kameraperspektive können im Glossar auf www.kinofenster.de vorab recherchiert werden.

Nach dem Filmbesuch:

b) Welche Wirkung hatte die Zum Inhalt: Szene auf euch? Beschreibt eure Gefühle beim Anblick der Szene. Findet ihr es richtig, dass der Film diese Szene, die im Tagebuch nicht vorkommt, dennoch zeigt?

c) Überlegt euch eine alternative Schlusseinstellung. Diskutiert anschließend eure Vorschläge.

d) Lest euch nun den im Unterricht ausgehändigten Hintergrundartikel Zum Inhalt: Das Undarstellbare zeigen durch und diskutiert die dort genannten Positionen. Welche Meinung teilt ihr, welche nicht?

e) Hat sich nach dieser Unterrichtseinheit eure Meinung über die Schlusseinstellung von "Das Tagebuch der Anne Frank" verändert? Begründet eure Position mit Bezug auf die im Hintergrundartikel zitierten Aussagen.