Kategorie: Film
"Romys Salon"
Kapsalon Romy
Die zehnjährige Romy, deren Eltern getrennt leben, darf neuerdings im Friseursalon ihrer Oma Stine aushelfen. Die alte Dame ist nämlich ein wenig schusselig geworden. Als sich ihr Zustand verschlechtert, muss ihre Familie handeln, denn Stine hat Alzheimer.
Unterrichtsfächer
Thema
Was ist nur los mit Oma Stine? Wieso kann sie plötzlich einfachste Rechenaufgaben nicht mehr lösen? Weshalb legt sie ein Buch in den Kühlschrank? Und warum vergisst sie Sachen, von denen sie eben noch selbst gesprochen hat? Die zehnjährige Romy versteht ihre Großmutter nicht mehr, die in einer niederländischen Kleinstadt einen Friseursalon betreibt und sich neuerdings seltsam verhält. "Früher dachte ich, dass ich alles wüsste und meine Oma dumm wäre", erzählt Romy zu Beginn des Films in einem Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar. "Aber eigentlich“, ergänzt sie, "wusste ich gar nichts."
Schon die ersten Sätze von Romy lassen erahnen, dass nicht alles so ist, wie es zunächst scheint. "Romys Salon" , die Zum Inhalt: Adaption des gleichnamigen Kinderbuchs von Tamara Bos, erzählt sensibel davon, wie ein Kind mit der Alzheimer-Erkrankung seiner Großmutter umzugehen lernt und behält dabei konsequent die Sichtweise der jungen Protagonistin bei. So entfaltet sich das ernste Thema erst allmählich. Am Anfang stehen die alltäglichen Probleme von Romy im Mittelpunkt, die eigentlich gar keine besonders enge Bindung zu ihrer Oma hat und mehr oder weniger widerwillig Zeit mit dieser verbringen muss.
Geschichte einer Annäherung zwischen Jung und Alt
Romys Eltern haben sich vor kurzem getrennt und nun muss die Mutter noch länger arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter zu verdienen. Damit Romy nicht allein ist, muss sie nach der Schule zu ihrer Großmutter gehen. Doch die fast 70-jährige Stine ist von ihrer Aufgabe als Babysitterin nicht begeistert. Sie hat genug als Friseurin zu tun. Ein Kind stört da nur. So sitzt Romy in der dunklen Dachgeschosswohnung über dem Salon und langweilt sich furchtbar. Das ändert sich, als Romy eines Nachts aufwacht und feststellt, dass ihre Oma sie allein gelassen hat. "Du hast mich vergessen", wirft Romy Stine nach deren Rückkehr vor. Und ihre Oma kann es nicht leugnen. Zum ersten Mal wird ihr bewusst, dass mit ihrem Gedächtnis etwas nicht stimmt und dass sie Unterstützung braucht. Ein bitterer Moment der Erkenntnis, der jedoch nicht zu einem Zerwürfnis zwischen der Großmutter und der Enkelin führt, sondern diese auf wunderbare Weise zusammenschweißen wird. Denn von nun an steht Romy nicht mehr länger nur in der Obhut ihrer Oma. Sie kann Verantwortung übernehmen und fortan auf ihre Oma aufpassen.
Vertauschte Rollen
In einer schwungvoll inszenierten Zum Inhalt: Montagesequenz zeigt der von Mischa Kamp inszenierte Film, wie Romy von ihrer Großmutter angeleitet wird und zunehmend wichtige Aufgaben im Friseursalon übernimmt, vom Kaffeekochen über das Eindrehen von Lockenwicklern bis zu der Abrechnung der Tageskasse. Romy genießt die Zeit mit ihrer Oma, die mit ihr auch ausgefallene Ausflüge unternimmt und ihr plötzlich teure Geschenke kauft. Für Romy zählt der Moment und das Glück des Augenblicks. Die gemeinsame Zeit mit Stine ist für Romy viel wichtiger als die mitunter krampfhaften Treffen mit ihrem Vater. Noch hat Romy kein Gefühl dafür, dass ihre Großmutter immer mehr die Kontrolle über sich verliert und die Reichweite ihrer Entscheidungen falsch einschätzt. Nachdem bei Stine erst Alzheimer diagnostiziert wird und sie bald darauf versehentlich einen Brand in ihrem Friseursalon verursacht, verschärft sich die Lage. Sie muss ihr Geschäft aufgeben und in ein Heim ziehen. Für Stine ist das eine Katastrophe. Die gebürtige Dänin vermisst ihr altes Zuhause und sehnt sich danach, noch einmal an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren – und Romy setzt alles daran, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Ernste Themen hoffnungsvoll erzählt
Während Stine ihre Selbstständigkeit verliert, lernt Romy, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dass der Film dabei vor allem im letzten Drittel ein wenig ins Märchenhafte abgleitet, wirkt dabei nicht störend. Denn getragen wird das Drama von dem Zusammenspiel der beiden Protagonistinnen, die sich mit ihren Stärken und Schwächen neu entdecken.
Es sind allerlei ernste Themen, die "Romys Salon" dabei auf warmherzige und humorvolle Weise aufgreift. Der Film erzählt über das Altern, über die Vergänglichkeit und Abschiednehmen, aber auch über durch Krankheiten ausgelöste physische und psychische Veränderungen, über den Wert von Erinnerungen und die Bedeutung des Gedächtnisses. Durch prägnante Zum Inhalt: Szenen gelingt es dem Film, einem jungen Publikum ein Gespür dafür zu vermitteln, was Alzheimer als Krankheit bedeutet – vor allem auch im Hinblick auf familiäre Beziehungen. Die Zum Inhalt: Inszenierung findet dafür ausdrucksstarke Bilder: Dunkle Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgebung) prägen den Film, der häufig in engen Innenräumen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) spielt, die durch die Zum Inhalt: Cadrage noch kleiner gemacht werden. Hinzu kommen häufige Blicke der Kamera von außen nach innen, die durch Jalousien oder Schatten gestört werden und die Innenräume wie Gefängnisse wirken lassen.
Obgleich "Romys Salon" gerade zum Ende hin sehr zu Herzen geht, wirkt er jedoch nicht hoffnungslos. Im Gegenteil: Über den sparsam eingesetzten Voiceover-Kommentar vermittelt Romy immer wieder Einblicke in ihre Gedankenwelt. Sie macht deutlich, dass auch schwierige Situationen zum Leben dazu gehören – und dass diese sich gemeinsam bewältigen lassen.