Endlich aus der Haft entlassen hat Zeki Müller ein Problem: Auf seinem Beuteversteck des letzten Raubzugs steht plötzlich die Turnhalle der Goethe-Gesamtschule. Pro forma lässt er sich als Aushilfslehrer anstellen und fällt bald durch ungewöhnliche Lehrmethoden auf. Nachts gräbt er emsig nach seiner Beute, tagsüber widmet er sich beiläufig der äußerst lern-und erziehungsresistenten Klasse 10b: Solange ihn die Schüler/innen in Ruhe lassen, behelligt er sie auch nicht. Nicht gewachsen ist er aber der moralischen Unbedingtheit der hübschen Referendarin Lisi Schnabelstedt, die an seine Verantwortung den Schülern/innen gegenüber appelliert. Ehe er sich‘s versieht ist er verliebt und beginnt nun auch seine Arbeit als Lehrer wirklich ernst zu nehmen. Doch dann muss er sich entscheiden: Bleibt er bei Lisa und verdient sich künftig mit "ehrlicher" Arbeit seinen Unterhalt oder kehrt er zu seinem Leben als Kleinganove zurück.

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Constantin

Mit einer rasanten Zum Inhalt: Montage, viel Zum Inhalt: Musik und kaum ein Klischee auslassend inszeniert Regisseur Bora Dagtekin ("Türkisch für Anfänger" , Deutschland 2012) in seiner Komödie mal satirisch, mal albern derb einen Schulalltag, der im Kern schulische Problematiken trifft: überforderte Lehrkräfte, ein Lehrplan, der wenig mit der Lebensrealität der Jugendlichen zu tun hat, schnodderige Schüler/innen, die häufig ihre Grenzen nicht kennen. Glaubhaft ist auch die Culture-Clash Romanze zwischen Zeki und Lisi und das hochkarätige Schauspielensemble, allen voran Elyas M’Barek als Zeki, Karoline Herfurth als Lisi sowie Katja Riemann als gestresste Direktorin, war offensichtlich mit viel Spielfreude bei der Sache. Die Witzdichte ist enorm, auch wenn eine Szene wie der abschreckend gedachte Klassenausflug zu einer Hartz IV-Familie die Geschmacksgrenzen deutlich überschreitet.

"Fack Ju Göhte" bietet unterhaltsame Anknüpfungspunkte, um im Unterricht die Probleme und Herausforderungen des Schulalltags sowie die Bedeutung von Bildung zu diskutieren. Zeki, dem es dank drastischer Methoden gelingt, seine unwilligen Schützlinge vom Wert einer guten Ausbildung zu überzeugen, entdeckt seine eigenen Bildungsdefizite und lernt von seinen ihm zunehmend vertrauenden Schülern/innen, Verantwortung zu übernehmen. Obwohl der Filmtitel das Gegenteil suggeriert, reiht sich diese Läuterungsgeschichte auch in die lange Folge sogenannter Entwicklungsromane ein, die auch zu Zeiten Johann Wolfgang von Goethes beliebt waren. Inwieweit diese sehr heutige Komödie etwas mit Erzählmustern der deutschen Klassik zu tun hat, könnte ein weiterer Diskussionsansatz sein. Außerdem bietet sich ein Exkurs zu Schulfilmen wie Zum Filmarchiv: "Der ganz große Traum" (Sebastian Grobler, Deutschland 2010) an mit der Fragestellung, wie sehr sich der Schulalltag verändert hat.

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