Harvey Milk und sein Liebhaber Scott Smith, zwei Homosexuelle aus New York, kommen 1972 nach San Francisco, um in dem Arbeiterviertel Castro einen kleinen Fotoladen zu eröffnen. Weil zu dieser Zeit Homosexualität als Krankheit oder Perversion gilt, und Milk sich mit den täglichen Diskriminierungen nicht abfinden will, steigt er in die Politik ein. Binnen Kürze avanciert sein Laden zum Kommunikationszentrum einer neuen Bewegung der schwulen Community. Seinen Durchbruch hat Milk, als er 1977 sein politisches Mandat erhält: Als erster bekennender Homosexueller schafft er den Einzug in den Stadtrat von San Francisco und verhindert mit einer Vielzahl von Protestaktionen das Unterrichtsverbot homosexueller Lehrer/innen in Kalifornien. Doch nach nur wenigen Monaten Amtszeit wird Milk 1978 zusammen mit dem Bürgermeister George Moscone von dem konservativen Stadtratskollegen Dan White erschossen.

Detailliert porträtiert Gus van Sant einen leidenschaftlichen Aktivisten, der mit Optimismus und Unermüdlichkeit für die Bürgerrechte einer marginalisierten Bevölkerungsgruppe kämpft, während seine privaten Beziehungen auf tragische Weise scheitern. Der Film rekonstruiert die politische Karriere in Zum Inhalt: Rückblende/VorausblendeRückblenden unter Einbeziehung historischer Archivaufnahmen aus Rob Epsteins Dokumentation "The Times of Harvey Milk" (USA 1984). Dabei wird auf dramatische Zuspitzungen weitgehend verzichtet, selbst das tödliche Attentat auf Milk wird nicht im Stil eines Thrillers erzählerisch zugespitzt. Sean Penn spielt den Protagonisten mit großer Präsenz, vermeidet aber jegliche Heroisierung. So ist er Dreh- und Angelpunkt einer Bewegung zur Verbesserung der Lebenssituation Homosexueller, stets aber auch ein Teil von ihr. Nur selten rückt die Kamera Milk alleine ins Bild, meist zeigt sie ihn in halbtotalen Zum Inhalt: EinstellungsgrößenEinstellungen inmitten einer Clique ebenso engagierter Mitstreiter, Freunde und Berater. Eine kaleidoskopartige Dramaturgie mit Dokumentar- und Interviewsequenzen sowie sparsam eingesetzte technische- Mittel wie die Verwendung von Zum Inhalt: Jump CutJump Cuts, Zum Inhalt: Zeitraffer/ZeitlupeZeitlupe oder Splitscreens vermitteln ein von Aufbruchstimmung geprägtes Zeitportrait der Schwulenbewegung in den 1970er-Jahren.

Neben dem in den Rahmenplänen verankerten Thema Homosexualität können anhand des Films Themen wie Selbstfindung und der Umgang mit demokratischen Grundprinzipien diskutiert werden. Über den historischen Kontext hinaus bietet es sich an, das aktuelle politische Geschehen in die filmpädagogische Auseinandersetzung einzubeziehen: Erst kürzlich hat das Oberste Gericht Kaliforniens die Gesetzesvorlage für die Ehe Homosexueller als verfassungswidrig erklärt.