Wichtiger Hinweis:

Hinweis für Lehrer/-innen: Der Film "Der Brutalist" enthält Darstellungen sexueller Gewalt. kinofenster.de empfiehlt den Film für den Unterricht ab der 11. Klasse. Allerdings liegt es in Ihrem Ermessen, ob der Film für Ihre jeweilige Lerngruppe geeignet ist. Grundsätzlich empfiehlt es sich, den Film vor der Sichtung und dem Einsatz im Unterricht anzuschauen und dann zu entscheiden.

Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil "Der Brutalist " mit faszinierenden Kinobildern eine (fiktive) Biografie als Epochengeschichte entwirft, die auf komplexe Weise die Themen Holocaust, Migration und das Verhältnis von Kunst und Kapital behandelt.

Die Geschichte: eine fiktive Biografie


1947 emigriert der ungarisch-jüdische Architekt László Toth in die USA. Vor dem Zweiten Weltkrieg genoss er einen Ruf als Bauhaus-Avantgardist – die neue Heimat erreicht der Holocaust-Überlebende als seelisch und körperlich versehrter "Niemand". Erst arbeitet er im Möbelgeschäft seines Cousins Attila, bald schuftet er auf Baustellen – und immer öfter spritzt er sich Morphium. Doch dann führt die Zufallsbekanntschaft mit einem reichen Mann zu einer unverhofften Wende: Der Industrielle Van Buren engagiert den mittellosen Baukünstler für ein Großprojekt. Zu Ehren der verstorbenen Mutter des Mäzens soll Toth ein monumentales Gemeindezentrum errichten – mit Bibliothek, Sporthalle, Auditorium und Kapelle. Toth wirft sich in die Arbeit und nimmt alle Hürden, um seine Vision umzusetzen. Als seine erkrankte Frau Erzsébet und die verstummte Nichte Zsófia aus Ungarn nachreisen, bringt das emotionale Höhen und Tiefen mit sich.

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Filmische Umsetzung: ein ambitioniertes Epos

Gleich zu Beginn etabliert Regisseur Brady Corbet seinen Formwillen: Die Titel (Glossar: Zum Inhalt: Vorspann/Abspann) laufen von links nach rechts. Zu wuchtiger Zum Inhalt: Musik begleitet kurz darauf die Kamera Toth aus dem dunklen Bauch des Einwandererschiffs ans Deck, wo zur Ankunft in New York die (kopfstehende) Freiheitsstatue ins Bild drängt. Gefilmt wurde "Der Brutalist" im analogen Breitbildverfahren Zum externen Inhalt: VistaVision (öffnet im neuen Tab), was den Aufnahmen durch eine große Farbbrillanz und eine hohe Auflösung mit feiner Körnung und viel Detailreichtum eine sinnliche Qualität verleiht. Die aufwendige Ästhetik korrespondiert inhaltlich mit der Monumentalität von Toths Bauprojekt und erzählerisch mit der nicht minder groß gedachten Künstlerbiografie in Überlänge. Über zwei Jahrzehnte lotet Corbet den Lebensweg des Protagonisten multithematisch aus; es geht unter anderem um Migration und Diskriminierung, Armut und Reichtum, Kunst und Kapital, Sucht und das Trauma des Holocausts. Mal hat der konzentriert erzählte und akribisch ausgestattete (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung) Film als Zeitpanorama große Linien im Blick, mal verdichtet er sich zum nahen Charakterstück voller Abgründe. Der vielstimmige Ansatz öffnet einen Deutungsspielraum, der nie letztgültig zementiert ist.

Thema: Leben und Werk

Als Erzsébet in einer Zum Inhalt: Szene die Baupläne ihres Mannes studiert, erkennt sie dessen Persönlichkeit darin wieder: "Ich schaue dich nur an", sagt sie. Die Dialogzeile pointiert mit der Verquickung von Leben und Kunst ein Hauptthema des Films. Der Visionär Toth tüftelt an Skizzen und Modellen, ist vom Wunsch beseelt, etwas Bleibendes zu hinterlassen, hat Wutausbrüche, wenn das kühne Projekt auf der Kippe steht. Der rohe Beton und die radikalen Formen der brutalistischen Architektur drücken sein im Holocaust erlittenes Trauma aus. Auch wenn László Toth eine frei erfundene, von den Lebensläufen diverser Künstler inspirierte Figur ist, wirkt "Der Brutalist" wie ein Zum Inhalt: Biopic zu einer realen Person. Durch die historisch geerdete Fiktionalisierung erlangt Corbets Film eine Allgemeingültigkeit, die sich zu einer Bestandsaufnahme des Zeitgeists in der Mitte des 20. Jahrhunderts auftürmt.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Was sticht an der Ästhetik des Films besonders ins Auge? Und was mag Brady Corbet dazu veranlasst haben, mit dem analogen Breitbildverfahren VistaVision zu drehen?

  • "Der Brutalist" ist durch ein Intermezzo, ein Standbild mit musikalischer Begleitung, in zwei Hälften geteilt. Wie unterscheiden sich die beiden Teile ästhetisch und inhaltlich voneinander, wie fügen sie sich zu einem Gesamtbild?

  • Welches Bild der brutalistischen Architektur zeichnet der Film? Wie spiegelt Toths Entwurf für das Gemeindezentrum seine Erfahrungen als Holocaust-Überlebender wider?

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