London 1940, im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs: Der neunjährige George wächst behütet bei Mutter und Großvater auf. Nach den ersten Luftangriffen der Deutschen soll er wie viele andere Kinder aufs Land verschickt werden. Doch die Trennung von der geliebten Mutter will er nicht akzeptieren. Schon auf der Hinfahrt wegen seiner schwarzen Hautfarbe gehänselt, springt George auf halber Strecke aus dem Zug – und muss sich inmitten des "Blitz" alleine nachhause durchschlagen. Mehrere Bombennächte verbringt der Junge wie viele Londoner/-innen in überfüllten U-Bahnhöfen, stößt immer wieder auf Rassismus, aber auch auf Menschen, die ihm helfen. Der afrobritische Luftschutzwart Ife wird für eine Nacht eine Art Schutzengel für ihn. Als Georges Mutter Rita, die in einer Munitionsfabrik arbeitet, vom Verschwinden ihres Sohnes erfährt, macht sie sich auf die Suche. Doch George muss sich verstecken, um von der Evakuierungsbehörde nicht umgehend zurückgeschickt zu werden.

Das opulente Historiendrama (Glossar: Zum Inhalt: Drama) beschreibt die gegenseitige Suche von Mutter und Sohn als gefahrvolle Odyssee in einer vom Krieg terrorisierten Stadt. Die meist nächtlichen, dunkel ausgeleuchteten Settings in Luftschutzkellern und U-Bahn-Schächten (Glossar: Zum Inhalt: Lichtgestaltung), aber auch die episodische Struktur veranschaulichen die Verlorenheit Georges, dem die Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) auf kindlicher Augenhöhe folgt. Dass dem aufgeweckten Jungen Erfahrungen mit Rassismus nicht neu sind, zeigen mehrere Zum Inhalt: Rückblenden. Ebenfalls durch eine Rückblende erfährt das Publikum von seinem Vater, einem karibischen Jazz-Musiker, den die Weiße Rita in einem Tanzlokal kennenlernte. Die von Romantik und Lebensfreude geprägte Zum Inhalt: Szene wird jäh abgebrochen durch einen rassistischen Vorfall, der Vater und Sohn – die sich nie kennenlernten – miteinander in Beziehung setzt. Ritas Erlebnisse in der Fabrik und außerhalb bebildern daneben den Kampf der Bevölkerung um adäquate Schutzräume. Während in teils drastisch animierten Kriegsszenen (Glossar: Zum Inhalt: CGI) ganze Viertel in Schutt und Asche fallen, öffnen die Behörden erst nach Protesten die rettenden U-Bahnhöfe.

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Dem deutschen Luftkrieg gegen englische Städte, von der Bevölkerung "Blitz" getauft, fielen 1940/41 über 40.000 Zivilisten zum Opfer. Nur vordergründig gleicht "Blitz" zahlreichen britischen Zum Inhalt: Kriegsfilmen, die britische Gelassenheit und Widerstandgeist während dieser Zeit ("Keep calm and carry on") in oft emotional aufgeladenen Geschichten aufbereiten. Wie schon in seiner TV-Miniserie Zum Filmarchiv: "Small Axe" (GB 2020) erweitert der in London geborene Regisseur Steve McQueen bekannte Fakten um neue Perspektiven. Für Schwarze Menschen wie George, aber auch indische oder jüdische Minderheiten ist es mit der vielbeschworenen Solidarität in den Luftschutzkellern nicht weit her. In den Fächern Politik und Geschichte lässt sich daher nicht allein die reale Geschichte des – aus deutscher Perspektive weitgehend "erfolglosen" – Luftkriegs gegen Großbritannien rekapitulieren. Wie verträgt sich der Kampf gegen den Erzfeind Hitler mit einer weiterhin rassistischen Praxis? Und mit welchen Szenen und Figuren appelliert der Film, trotz allem, an das Ideal einer freien, multiethnischen Gesellschaft? Dank seiner klassischen Gestaltung und spannendem Zum Inhalt: Plot eignet sich der Film aber auch zur allgemeinen Diskussion kindlicher Kriegserfahrung in aktuellen Kriegen und Konflikten. Für den Englisch-Unterricht interessant sind mehrere Szenen, in denen McQueen Georges Erlebnisse im Londoner Untergrund mit Motiven aus Charles Dickens' Oliver Twist verbindet und so auch an britische Literaturtraditionen anknüpft.

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