"Eine Frau, die nicht spricht, nur böse guckt", mehr ist Cam anfangs nicht für die Architekturstudentin Alice. Als Umweltaktivistin setzt sich Alice gegen die von ihrem Vater, einem Architekten, vorangetriebene Bebauung der Dresdner Elbwiesen ein und hat auf einer Demo einen Polizisten angegriffen. Deshalb muss sie nun Sozialstunden in einer psychiatrischen Einrichtung ableisten und sich um Cam kümmern, eine Patientin, die nach einem brutalen Überfall nicht mehr spricht. Alice versucht, einen Zugang zu Cam zu finden. Nach und nach nähern sich die beiden jungen Frauen an. Bei gemeinsamen Spaziergängen durchs Dresdner Villenviertel entdecken sie Gemeinsamkeiten, wie etwa, dass beide in nicht mehr sehr glücklichen Beziehungen feststecken, aber auch deutliche Unterschiede, die ihre aufkeimende Freundschaft herausfordern. Langsam beginnt Cam, sich wieder für die Außenwelt zu öffnen. Die gemeinsame Arbeit in einer Theatergruppe bietet Cam eine weitere Möglichkeit, das Trauma zu verarbeiten und zurück ins Leben zu finden.

In klinisch-sterilen Räumen beginnt der im tschechischen Karlovy Vary geborene Michael Klier ("Überall ist es besser, wo wir nicht sind" , DE 1989) seine Erzählung, die der 80-jährige Regisseur zusammen mit den jungen Hauptdarstellerinnen (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel) und der Editorin (Glossar: Zum Inhalt: Montage) Gaya von Schwarze entwickelte. Das zentrale Thema von Distanz und Nähe wird auditiv durch den Einsatz von Stille/Dialog (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound Design) und auch in der Zum Inhalt: Bildkomposition deutlich herausgearbeitet. In der Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) bildet die Entfernung der Kamera zu den Protagonistinnen die Distanz der Figuren zueinander und auch zur Ebene der Zuschauer/-innen ab: Zunächst erscheinen beide uns (ebenso wie einander) in ihrer Verschlossenheit unzugänglich und fern. Je mehr sie sich im Lauf des Films annähern, desto mehr finden sich Close-ups (Glossar: Einstellungsgrößen), die auch den Zuschauer/-innen die Figuren näherbringen; die Totale wird dann genutzt, um Alice und Cam im zunehmend dichten Nebeneinander zu zeigen, zum Beispiel, wenn sie immer wieder ihre Fahrräder einen Hang hinaufschieben. Die anfangs kalten, geschlossenen Räume öffnen sich und weichen lichtdurchfluteten Außenaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung), die Kliers Drama auch zu einer filmischen Hommage an die Stadt Dresden (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) machen.

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Ausgehend von der Präposition "zwischen" im Titel lässt sich im Deutschunterricht die Frage erörtern, wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede die Beziehung der Protagonistinnen zueinander und zu anderen Figuren im Film definieren. Schüler/-innen können zum Einstieg die Bildebene untersuchen und entdecken, welche Objekte (Cams Rollstuhl, Türrahmen, eine Fensterscheibe) in verschiedenen Szenen zwischen Alice und Cam positioniert werden, um Distanz zu unterstreichen. Ausgehend von Alices Frage "Glaubst du, dass du überfallen wurdest, weil du Ausländerin bist oder weil du eine Frau bist?“ können Schüler/-innen außerdem im Politik- und Gesellschaftsunterricht mit Impulsfragen, die auch an ihre eigene Lebenswelt anknüpfen, für das Thema (Alltags-)Diskriminierung sensibilisiert werden: Was denkst du, warum Alice diese Frage stellt? Wie würdest du dich an Cams Stelle fühlen? Hast du dich selbst schon mal so gefühlt oder in deinem Alltag erlebt, dass Menschen aufgrund von äußerlichen Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe anders oder schlechter behandelt worden sind als andere? Diskutieren lässt sich auch, wie im Film neben den Themen Rassismus und Aktivismus auch jugendliche Selbstfindungsprozesse dargestellt werden.

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