Ende 1938 besetzt NS-Deutschland nach dem Münchener Abkommen das Sudetenland, das bis dahin Teil der damaligen Tschechoslowakei war. Tausende fliehen nach Prag und harren in notdürftigen Lagern aus. Als der Londoner Börsenmakler Nicholas "Nicky" Winton vom Elend der oft unbegleiteten Flüchtlingskinder erfährt, schreitet der Enkel jüdischer Großeltern zur Tat. Gemeinsam mit Doreen Warriner und Trevor Chadwick vom selbstverwalteten Britischen Komitee für Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei und mit Hilfe seiner Mutter Babi organisiert Winton eine Rettungsaktion. Mehrheitlich jüdische Kinder werden per Zug nach Großbritannien evakuiert, wo Pflegeeltern sie aufnehmen. Der Aktion stehen bürokratische Hürden im Weg, am Ende rettet die Gruppe 669 Kinder vor dem sicheren Tod in den Konzentrationslagern. Fünfzig Jahre später zeugen in einer Aktentasche verwahrte Namenslisten und Fotos von den Kindertransporten. Winton fragt sich, ob und wie die nunmehr historischen Dokumente öffentlich zugänglich gemacht werden sollen. Dann wird die Geschichte zum Aufhänger der BBC-Show "That's Life" .

Nach Zum Inhalt: Dokumentarfilmen wie "Sir Nicky – Held wider Willen" ("Nicky's Family" , Matej Mináč, CZ 2011) würdigt nun auch ein prominent besetzter Zum Inhalt: Spielfilm die wahre Geschichte der Hilfsaktion von Nicholas Winton und seiner "Armee ganz gewöhnlicher Menschen". "One Life" , dessen Zum Inhalt: Drehbuch auf dem Buch If It's Not Impossible …: The Life of Sir Nicholas Winton von Wintons Tochter Barbara basiert (Glossar: Zum Inhalt: Adaption), kombiniert eine Nachinszenierung der Hilfsaktion in den Jahren 1938/39 mit einer 1987/88 spielenden Rahmenhandlung, in der Winton zurückblickt (Glossar: Zum Inhalt: Rückblende). Die dramaturgische Verschränkung beider Zeitebenen wirft Fragen zur Erinnerungskultur auf, zur Bewahrung und Vermittlung historischer Ereignisse für nachfolgende Generationen. Ganz der Sache verpflichtet inszeniert Regisseur James Hawes beide Handlungsebenen schnörkellos im Stil des Erzählkinos, aber nicht ohne emotionale Höhepunkte – der finale Auftritt bei "That's Life" gilt als prägender Moment britischer Fernsehkultur. Winton wird als sich selbst hinterfragender und stiller Held porträtiert, der das titelgebende jüdische Sprichwort praktisch umsetzt: "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt."

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Als Vorbereitung für die Filmsichtung empfiehlt es sich, im Fach Geschichte den Kontext der Kindertransporte sowie den Themenkomplex Antisemitismus und Holocaust zu erarbeiten. Der Fokus des Films auf die Erinnerungskultur regt ein Gespräch an: "Niemand wird etwas daraus lernen, wenn es im Regal liegt," merkt Winton an, zugleich scheint die effekthascherische Präsentation von "Nickys Kindern" in einem Unterhaltungsformat der Thematik unangemessen. Welche Erinnerungsformen sehen die Schüler/-innen als besonders geeignet an, welche Rolle spielt dabei "One Life" selbst als fiktionalisierte Bearbeitung des historischen Stoffs? Miteinbezogen werden können auch ambitionierte Serious Games wie Papers, Please (2013) oder My Memory of Us (2018), die neue Vermittlungswege einschlagen. Zudem lohnt es sich, die Parallelen der im Film exemplarisch geschilderten Schicksale zu heutigen Migrationsgeschichten zu diskutieren. Einen filmästhetischen Anknüpfungspunkt bieten die Szenenübergänge zwischen den Zeitebenen. Ein Sprung ins Wasser, der durch eine Brille gefilmt ist, oder eine überlappende Tonspur verschachteln die Ebenen ineinander, was die Bedeutsamkeit der Vergangenheit für die Gegenwart herausstellt.

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