Kategorie: Filmbesprechung
"Bob Marley: One Love"
Pop und Politik: Biopic über das jamaikanische Reggae-Idol, der die Geschichte der Musik und die Welt veränderte
Unterrichtsfächer
Thema
Mitte der 1970er-Jahre gerät der Inselstaat Jamaika in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand, als der von der Opposition abgelehnte sozialistische Regierungskurs auf eine Wirtschaftskrise trifft. In dieser angespannten Lage will der bereits national bekannte Reggae-Musiker Bob Marley ein Gratiskonzert geben, das unter dem Motto "Smile Jamaica" für Aussöhnung und Frieden wirbt. Im Vorfeld des Auftritts verüben politische Gegner ein bewaffnetes Attentat auf Marley, dessen Ehefrau Rita und Mitglieder der Band, bei dem wie durch ein Wunder niemand stirbt. Marley tritt trotzdem auf, verlässt die Karibik aber bald darauf, um vorübergehend in London zu leben. Auch in der Ferne beschäftigt die Gewalteskalation in seiner Heimat Marley, der selbst aus einfachsten Verhältnissen stammt und der Rastafari-Subkultur anhängt. Unter diesem Eindruck entsteht das stilprägende und politisch aufgeladene Album Exodus. Nach einer umjubelten Welttournee reift in Marley der Wunsch, nach Jamaika zurückzukehren und dort als weltbekannter Künstler einen Beitrag für ein friedvolles Miteinander zu leisten.
"Bob Marley: One Love" von Reinaldo Marcus Green nutzt erprobte Erzählmuster eines (Musik-) Zum Inhalt: Biopics. So läuft die Handlung auf ein großes Konzert am Filmende hinaus, das allerdings nicht gezeigt wird. Anders als im Doku-Biopic (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) "Marley" (Kevin Macdonald, GB/USA 2012) hat der Protagonist bereits zum Filmauftakt lokale Prominenz; lediglich eingestreute Zum Inhalt: Rückblenden, die auch Marleys Verhältnis zu seinem englischen Offiziersvater anreißen, skizzieren den Weg vom jamaikanischen Kingston auf die Weltbühne. Ästhetisch setzt "One Love" auf Hochglanzbilder, was als stilistische Anlehnung an die Marley-Songs gesehen werden kann: Die Reggae-Lieder sind eingängig, meist fröhlich, tanzbar – die Texte lesen sich dagegen oft wie politische Manifeste, die Aufrufe zum Widerstand (Get Up, Stand Up) mit einer religiös inspirierten Botschaft der Gewaltfreiheit verbinden. Auch der Film bricht die glatte Ästhetik mit einem inhaltlichen Anspruch, der Kunst als Form politischen Protests durchdekliniert. Entsprechend viel Zeit erhalten etliche Hits, die hier immer auch den Zum Inhalt: Plot und die Charakterzeichnung kommentieren. Zwischen Proben, Joints und Jogging sowie vielen Bezügen auf die Rastafari-Lebensweise wird Marley als politischer Künstler porträtiert. Mit einem Weggefährten, der Geld veruntreut, und mit Rita, deren Aufopferungsbereitschaft für den Ehemann an Grenzen gerät, führt Marley auch intensive persönliche Streits. Klar im Fokus steht jedoch sein soziales Engagement, das letztlich in einer Geste der Vergebung kulminiert.
Bob Marley ist eine Ikone der Popkultur. Eine Besprechung in den Fächern Gesellschaftskunde oder Musik kann mit der Frage eröffnen, was ihn bis heute so aktuell hält. Im Film steht Marleys zeitloses Bestreben im Vordergrund, via Musik gesellschaftliche Missstände anzuprangern und sogar abzuschaffen. "Seine Gitarre ist sein Maschinengewehr", sagt ein Bandmitglied, und später: "Für uns sind Musik und Botschaft dasselbe". Eine Textanalyse, etwa des späten Stücks Redemption Song, kann dieses Ansinnen konkretisieren. Die Musik dient als Transportmittel politischer Ideen, der Welterfolg fußt auf der zugleich unterhaltsamen Präsentation. Hier kann eine Diskussion zur Wechselwirkung zwischen Kunst, die den Spiegel vorhält, und gesellschaftlicher Veränderung ansetzen, wobei im konkreten Fall die Geschichte Jamaikas als ehemalige britische Kolonie relevant ist. Prägend für Marleys Selbst- und Weltbild ist auch sein Rastafari-Glaube. Was zeichnet die religiöse Subkultur aus, welche Rolle spielt dabei der äthiopische Kaiser Haile Selassie, dessen Biografie Marley liest? Eine stilistische Analyse kann die "saubere" Umsetzung hinterfragen. Wird die Optik dem Thema gerecht?