Iran, 1980, ein Jahr nach der Islamischen Revolution. In Abadan im Süden des Landes spielen der Teenager Omid und seine Freunde auf einem staubigen Platz Fußball, als sie von einem Raketenangriff überrascht werden: Die irakische Armee hat den Iran überfallen und beschießt nun die große Ölraffinerie der Stadt. Der Himmel über Abadan färbt sich rot. Während ein Teil von Omids Familie flieht und sein Bruder freiwillig an die Front geht, bleiben er und sein Großvater zurück. Als die irakischen Truppen einen Belagerungsring um Abadan ziehen, bricht Chaos aus. Auf einem Motorrad fährt Omid durch die kriegszerstörte Stadt und trifft Menschen in ähnlich verzweifelter Lage: zum Beispiel Pari, eine Jugendliche seines Alters, und ihre Mutter, die vor der Revolution eine erfolgreiche Sängerin war. Mit der Hilfe eines Maschinisten und eines ehemaligen Kapitäns verfolgt er einen ehrgeizigen Plan: Auf einem Schiff will Omid die belagerten Menschen von Abadan in Sicherheit bringen.

"Die Sirene" ist der erste Zum Inhalt: Animationsfilm der Filmemacherin Sepideh Farsi (Glossar: Zum Inhalt: Regie), die in Teheran geboren wurde und 1984 zum Studium nach Frankreich auswanderte. Den Sturz des Schahs 1979 und den Beginn des Ersten Golfkriegs erlebte sie als Jugendliche im Iran. In dem acht Jahre währenden Krieg, der durch Waffenlieferungen zahlreicher Staaten an beide Parteien ermöglicht wurde, starben hunderttausende Menschen. Iraks Diktator Saddam Hussein wollte mit seinem Angriff unter anderem die erdölreiche Grenzregion Chuzestan, in der Abadan liegt, erobern. Der Film erzählt von der Not der dortigen Zivilbevölkerung aus der Sicht des Jugendlichen Omid. Die reduzierten 2D-Animationen (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken) von Zaven Najjar erinnern oft an den klassischen Zum Inhalt: Zeichentrick. In den prägnanten Rot- und Blautönen (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und den teils verzerrten Zum Inhalt: Bildkompositionen zeigt der Film Anklänge expressionistischer Ästhetiken (Glossar: Zum Inhalt: Expressionismus) aus Film und Malerei. Der Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) des Jazztrompeters Erik Truffaz greift auch Elemente der persischen Musikkultur auf und trägt so wesentlich zur Atmosphäre des Films bei.

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Der historische Kontext des Ersten Golfkriegs dürfte Schülerinnen und Schülern in Deutschland weitgehend unbekannt sein, sodass eine Annäherung an das Thema vor der Sichtung sinnvoll ist. Was bedeutete der Krieg für Menschen in der Grenzregion? Wie hatte die Revolution im Jahr zuvor die iranische Gesellschaft verändert? Auf die Situation der Frauen, etwa die Bedeutung des Kopftuchs und das Auftrittsverbot der Sängerin, nimmt "Die Sirene" explizit Bezug. Die Figur Omid im Zentrum des Films sollte genauer betrachtet werden. In den animierten Bildern drückt der Film sein inneres Erleben des Krieges aus, visualisiert immer wieder auch Gedanken und Vorstellungen. Der Fokus liegt so nicht auf dem Geschehen an der Front, sondern auf der humanitären Notlage und dem Wunsch, Leben zu retten. Gleichwohl enthält der Film einige drastische Darstellungen von Gewalt und Kriegsopfern. Die visuelle Gestaltung sollte – nicht nur im Fach Kunst – im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen: Je nach Kontext nutzt der Film detailreich gezeichnete oder abstrakte Bildhintergründe, leuchtende oder entsättigte Farben. Besonders gut lässt sich dies an Standbildern analysieren, etwa an dem Zum externen Inhalt: Top-Shot (öffnet im neuen Tab), der eine symbolische weiße Taube und Omids Rettungsschiff zueinander in Beziehung setzt.

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