Die erste Einstellung des Zum Inhalt: Dokumentarfilms zeigt den Maler Daniel Richter auf der Terrasse eines Cafés. Aus dem Zum Inhalt: Off fragt Regisseur Pepe Danquart: "Warum machen wir den Film?" Worauf Richter ironisch antwortet: "Das frage ich mich auch", entgegnet dann aber, er glaube, dass sein künstlerisches Vorgehen durch den Film transparenter werde. Es folgen Aufnahmen, die Richter dabei zeigen, wie er durch eine Galerie tänzelt oder bei einem Gala-Dinner unter dem Tisch zu seinem Platz kriecht, um die bereits Sitzenden nicht zum Aufstehen zu bewegen. Richter strahlt in diesen Momenten gleichermaßen Leichtigkeit und einen unkonventionellen Habitus aus. Gleiches gilt auch für sein Werk, wie beispielsweise Kunstsammler Harald Falckenberg oder der Künstlerkollege Jonathan Meese in Interviewpassagen (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) betonen. Der Großteil des Künstlerporträts findet vor allem an einem Zum Inhalt: Schauplatz statt: in Richters Atelier, wo er mit einem Papagei auf der Schulter malt oder Yogaübungen macht.

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Die Zum Inhalt: Naheinstellungen im Atelier verdeutlichen Richters zu Filmbeginn geäußerten Anspruch: Wenn er Farbe mischt, sie auf das Bild aufträgt oder Konturen nachzeichnet, verzichtet Danquart auf Schnitte (Glossar: Zum Inhalt: Montage). Stattdessen bleibt Raum für Richters Gedanken, in denen er die Motive seiner Bilder und seine Technik erläutert oder seinen ästhetischen Wandel – weg von der abstrakten Malerei und hin zum Figurativen – reflektiert. Durch das Zusammenspiel von langen Einstellungen und der ausschließlichen Verwendung von Originalton (selbst die Musik ist komplett diegetisch [Glossar: Zum Inhalt: (diegetische) Filmmusik], da Richter beim Malen stets Streichquartette, Techno oder Black Music hört), entsteht eine unmittelbare Nähe zum kreativen Prozess. Diese wird beispielsweise aufgebrochen, wenn Danquart mit Totalen Kunstauktionen dokumentiert. Ebenso konterkariert das dort dominierende Weiß der Wände die Farbigkeit der Bilder Richters. Den vermeintlichen Widerspruch zwischen Kunst und Kommerz bricht Jonathan Meese auf, indem er erläutert, dass der Fokus stets auf dem Malen und nie auf der Verwertbarkeit liegt. Richter selbst äußert in einer Zum Inhalt: Szene, dass er sich glücklich schätzt, von der Kunst leben zu können, ohne (künstlerische) Kompromisse eingehen zu müssen.

Das Spannungsfeld aus Kunst und Markt bietet Diskussionsstoff im Kunst- und Deutschunterricht. Dabei kann auch angesprochen werden, dass es für Richter keinen Widerspruch darstellt, einer der höchst gehandelten zeitgenössischen Künstler Deutschlands und zugleich Inhaber des Independent-Labels Buback Records zu sein, für das er seit Ende der 1980er-Jahre die Cover entwirft. Danquart beleuchtet diesen vermeintlichen Nebenschauplatz in Richters Wirken nur kurz. Ebenso lässt er das Nachzeichnen der Biografie Richters außen vor. Die Wirkung dieser Leerstellen kann im Unterricht ebenso erörtert werden wie die Bedeutung der Eingangsfrage: Wer ist mit dem "wir" gemeint? Handelt es sich um zwei Filmemacher oder impliziert das Personalpronomen eine Nähe des Filmemachers zum Porträtierten? Im Kunstunterricht können darüber hinaus die Maltechniken und Motive Richters (beispielsweise das Hinterfragen von klassischen Männlichkeitsbildern) untersucht werden. Ebenso lohnt sich es sich zu diskutieren, warum sowohl Richter wie auch Meese betonten, dass sie als Studenten Schwierigkeiten mit dem Hochschulsystem hatten: Nach welchen Kriterien erfolgt die Immatrikulation und wie wird Kunst bewertet? Eine Frage, die auch im Schulunterricht Relevanz besitzt.

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