Zum Inhalt: Der New Yorker Bezirk Queens im Spätsommer 1980: Paul wächst in einer gut situierten jüdischen Mittelschichtsfamilie auf und will Künstler werden. Seine Eltern Esther und Irving beurteilen das kritisch, nur Großvater Aaron spricht dem sensiblen Jungen Mut zu. Mit Beginn der sechsten Schulklasse lernt Paul den sitzengebliebenen Schwarzen Mitschüler Johnny kennen, der in mittellosen Verhältnissen bei seiner kranken Großmutter lebt. Johnny träumt von einer Karriere bei der NASA, spürt aber, dass ihm seine Hautfarbe diesen Weg verbaut. Nach einem Zwischenfall wird Paul an eine Privatschule geschickt, wo er die sozialen und rassistischen Vorurteile seiner privilegierten Mitschüler bemerkt und Johnny auf der anderen Seite des Zauns steht. Die Ahnung vom schwelenden Rassismus wird zur Gewissheit, als Johnny und Paul nach einem Einbruch in Polizeigewahrsam landen.

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In einer Mischung aus Jugend-, Familien- und Gesellschaftsporträt zeichnet der Autorenfilmer James Gray ein sehr persönliches Bild der Vereinigten Staaten von Amerika zu Beginn der Reagan-Ära. Die autobiografisch gefärbte Milieustudie über fehlende Chancengleichheit funktioniert als präzise entwickeltes Erzählkino mit vielschichtigen Charakteren. Durch die Anlehnung der Privatschule an die reale Kew-Forest School und Auftritte der Familie Trump zieht Gray auch eine Linie von den Klassenunterschieden und dem Rassismus der frühen 1980er-Jahre zur Gegenwart. Die überzeugenden Darbietungen des Schauspielensembles tragen ebenso zum teils Zum Inhalt: dokumentarisch wirkenden Schulterblick bei wie die vielen alltäglichen Drehorte im herbstlichen Queens. Die ruhigen und Zum Inhalt: entsättigten Bilder von Kameramann Darius Khondji nehmen die Perspektive der Teenager ein und lenken den Blick auf zwischenmenschliche Interaktionen. An die Stelle dramatischer Zuspitzungen treten vielsagende Blicke und kleine Randbemerkungen, bei denen das Politische ins Private greift. Paul erkennt und hinterfragt den Alltagsrassismus, Johnny ist unmittelbar davon betroffen.

In den Fächern Englisch oder Geschichte sollte zunächst der historische Kontext der Filmhandlung erläutert werden. Der Originaltitel "Armageddon Time" zitiert eine Rede von Ronald Reagan, der am 4. November 1980 zum 40. US-Präsidenten gewählt wurde und einen zugleich wirtschaftsliberal und streng wertkonservativ ausgerichteten Kurs einschlug, der die Politik der Republikanischen Partei bis heute prägt. Im Film verweist auch ein Auftritt des Immobilienmaklers Fred Trump auf die Verwurzlung aktueller Diskriminierungen aufgrund der Herkunft in der Vergangenheit. Von besonderer Relevanz für Pauls Erkenntnisprozess sind die offenen Gespräche mit seinem Großvater, der als jüdischer Einwanderer selbst Ausgrenzungen erfuhr und den Enkel zur Menschlichkeit anhält ("Be a Mensch"). Im medienkundlichen Unterricht kann eine Analyse des Polizeiverhörs im letzten Akt die hohe Bedeutung nonverbaler Kommunikation herausarbeiten. James Gray inszeniert die rassistischen und sozialen Vorurteile treffend als institutionalisierte Norm, die sich oft ganz subtil ausdrückt.

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