"Hallo Spaceboy" – wie ein Außerirdischer kommt David Bowie in den 1970er-Jahren über die Welt. Als androgyne Kunstfigur Ziggy Stardust sprengt er die Grenzen der Rockmusik, wird zum Star einer neuen Ära. Zu den Klängen berühmter Songs wie "Space Oddity" (Major Tom), "Changes" und "Heroes" entfaltet der Zum Inhalt: Dokumentarfilm das Kaleidoskop einer einmaligen Künstlerbiografie. Dabei erscheinen Bowies Aufstieg aus einfachen Verhältnissen, eine Phase mit Drogenproblemen und seine Neuerfindung im West-Berlin der Mauerzeit lediglich als Stationen einer geradezu kosmischen Existenz, in der sich das 20. Jahrhundert widerspiegelt. Aus prägenden Einflüssen seiner Vergangenheit entwirft der schlaksige Engländer Träume von der Zukunft und macht sich selbst zum perfekt inszenierten Gesamtkunstwerk – ein Avatar für die Wünsche der Massen. Gab es einen echten David Bowie? In O-Tönen wird deutlich: Der 2016 verstorbene Superstar sah sich nicht nur als Musiker, sondern vor allem als Performer und Entertainer.

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Von einer klassischen Musikdokumentation könnte "Moonage Daydream" nicht weiter entfernt sein. Mit einer ambitionierten Collage von Konzertmitschnitten, Fernsehinterviews und Modelaufnahmen erzeugt Regisseur Brett Morgen einen psychedelischen Bilderrausch, der weniger Bowies Karriere als dessen Denken visualisiert. Nach dem Verfahren der Synästhesie werden Klänge in Zum Inhalt: Farben und Formen übersetzt. Anstelle der sonst üblichen Zum Inhalt: Zeitzeugen/-innen spricht ausschließlich Bowie selbst. Eine starre Chronologie von Albumveröffentlichungen, Wohnortwechseln und seinen vielen Schauspielauftritten wird bewusst vermieden. Klarer werden in der schlaglichtartigen Zum Inhalt: Montage von Fotografien und Filmausschnitten die kulturellen Einflüsse erkennbar, die das Phänomen Bowie formten: deutsche Zum Inhalt: Stummfilme, Marlene Dietrich, Bob Dylan und Andy Warhol – der künstlerisch originelle Sänger, Schauspieler und Maler war ebenso Fan wie Idol. Zwischen zahllosen Kostümwechseln bildet ein Interview im britischen Fernsehen einen besonderen Höhepunkt: In voller Ziggy-Montur, mit der berühmten Stachelfrisur und verschmitztem Grinsen, erläutert Bowie dem verblüfften Moderator sein Konzept der Androgynität: die Verbindung männlicher und weiblicher Stärken sei nicht weniger als eine Superkraft.

Bei der Hommage handelt es sich um den ersten "autorisierten" Dokumentarfilm über David Bowie. Mit Erlaubnis der Familie konnte Brett Morgen auf bislang unveröffentlichtes Archivmaterial zurückgreifen. Zu diskutieren wäre, ob mehr objektive Distanz dem Projekt gutgetan hätte. Das Porträt bietet jedoch mehr als Starkult und Nostalgie. Bowies Spiel mit fluiden Identitäten und Bisexualität wirkt für heutige Genderdebatten wegweisend, sein Selbstverständnis als Medium kultureller Strömungen wie eine Vorwegnahme des Internets. In den künstlerischen Fächern können die Schüler/-innen sich mit Collagen befassen und dabei den Gedanken der Synästhesie oder auch die von Bowie praktizierte Texttechnik des Cut-up aufgreifen. Die Schilderung seines Werdegangs kann auch Gedanken anregen, wie ein Dokumentarfilm über ihre eigenen Stars und Vorbilder aussehen könnte. Reichlich Material zur Auseinandersetzung im Englisch- und Musikunterricht bieten nicht zuletzt die Songtexte des Künstlers. In Liedern wie "Space Oddity" und "Starman" kommen die Träume und Ängste des Mondfahrtzeitalters zum Ausdruck, "Changes" ist eine autobiografische Reflexion der Popkultur und deren ständigen Zwang zur Selbsterfindung.

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