Seit sein bester Freund aus Sandberg weggezogen ist, ist Michaels Leben ziemlich öde – bis mitten im Dorf plötzlich ein echtes Piratenschiff strandet. Auf der Flucht vor dem fiesen Seeräuber Cornelius sucht die Familie Donnermann mit Sohn Billy, Octopus Freddy, einem sprechenden Papageien und dem Wach-Hai Roy in Sandberg ein neues Zuhause. Doch während sich Michael sofort mit Billy anfreundet und von ihm beim Schwertkampf- und Weitspuck-Training alles über das Piratenleben lernt, bringt die Ankunft der Donnermanns die Dorfgemeinschaft in Aufruhr. Die Reaktionen der Erwachsenen reichen von Neugier über falsche Freundlichkeit bis hin zu offener Ablehnung gegenüber den Neuankömmlingen. Auch der Freibeuter-Familie fällt es schwer, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Und dann taucht auch noch Erzfeind Cornelius in Sandberg auf, um die Schatztruhe der Familie zu plündern.

Mein Freund, der Pirat, Trailer (© Der Filmverleih GmbH)

Der witzige und oft actionreiche Abenteuerfilm, basierend auf einer niederländischen Kinderbuchreihe von Reggie Naus, verhandelt den Umgang mit Anderssein. Der Kontrast zwischen dem aufgeräumten, spießigen Sandberg mit seinen grauen (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) Reihenhäusern und eingezäunten Vorgärten und dem anarchisch-bunten Piratenschiff der Donnermanns wird visuell mit viel Witz und Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Auch wenn der Film sich mit seinem epischen Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik), Zum Inhalt: Spezialeffekten und klamaukigen Piratenfiguren an Hollywood-Vorbildern wie "Fluch der Karibik" (2003-2017) orientiert, werden Parallelen zu Flucht, Migration und Integration sensibel verhandelt. Eine vorgespielte Toleranz – die Piraten sind willkommen, solange sie sich bloß nicht zu laut, wild und eben "piratig" verhalten – nimmt der Film genauso auf die Schippe wie die Vorurteile und Proteste derjenigen, die die Familie direkt wieder aus dem Dorf werfen wollen. Stattdessen spricht sich "Mein Freund, der Pirat" für eine echte Wertschätzung von Verschiedenheit und ein Zusammenleben in Vielfalt aus.

In Ethik- oder Sachunterricht kann über Vielfalt, Zugehörigkeit und Gemeinschaft gesprochen werden. Was macht uns einzigartig, was verbindet uns? Wie gehen wir mit Unterschieden um und was können wir voneinander lernen? Die Schüler/-innen können sich in diesem Zusammenhang auch über eigene Stärken und Eigenheiten austauschen. Gibt es etwas, das jede/-r mit der Klasse teilen und den anderen beibringen kann? Zu diesem Zweck produzierte Videotutorials oder eine Plakatausstellung spiegeln dabei die vielfältigen Fähigkeiten und Wissensressourcen der Klasse wider. Im Deutsch- oder Kunstunterricht lässt sich anschließend über den Umgang mit Anderssein in selbst ausgedachten Geschichten reflektieren: Was würde passieren, wenn – wie im Film – eine Märchen- oder Fantasy-Figur plötzlich in ihre Nachbarschaft zöge? Welche Abenteuer ließen sich erleben? Welche Verständnisschwierigkeiten und Konflikte würden entstehen? Was könnte man voneinander lernen? Das Zum Inhalt: Kostüm- und Szenenbild des Films lädt dagegen weiterführend zu einer filmanalytischen Auseinandersetzung ein. Arbeitsgruppen sammeln dazu ihre Beobachtungen jeweils zu Sandberg und seinen Bewohner/-innen sowie zu den Piraten und überlegen, wie dadurch die verschiedenen Figuren und ihre Lebenswelten charakterisiert werden. Ausgehend von ihren Beobachtungen zur Gestaltung des Films entwerfen die Schüler/-innen ihre zuvor ausgedachten Märchen- oder Fantasy-Figuren und deren Umfeld auch bildlich und gestalten eigene Zum Inhalt: Storyboards.

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