Ugyen genießt das Nachtleben mit seinen Freunden in Thimphu, der Hauptstadt Bhutans. Er will Sänger werden und am liebsten nach Australien auswandern. Seinem Lehramtsstudium kann er nichts abgewinnen, er fühlt sich nicht zum Lehrer berufen. Doch dann wird er in seinem letzten Ausbildungsjahr in die Provinz versetzt. Das Dorf Lhedi, am Rande des Himalayas gelegen, erreicht er nach einer Busfahrt und einem mehrtägigen Fußmarsch durch unwegsames Gelände. Auf 4.000 Metern Höhe wird er vom Dorfvorsteher und allen Bewohner/-innen in einer herzlichen Zeremonie begrüßt, doch die Einfachheit des Dorflebens ist zunächst ein Schock für Ugyen. Kein fließendes Wasser, ständig Stromausfälle und er soll mit Yak-Mist heizen? Am liebsten möchte er sofort zurück in die Stadt. Die Begeisterung seiner Schüler/-innen und die Zugewandtheit der Menschen entfachen aber schon bald eine ungeahnte Motivation in ihm. Es macht ihm Spaß zu unterrichten und er erkennt die Chance, die Zukunft der Kinder im Dorf sinnvoll mit zu prägen.

In seinem Regiedebüt arbeitet Pawo Choyning Dorji hauptsächlich mit Laiendarsteller/-innen, die an Zum Inhalt: Originalschauplätzen in ihrem gewohnten Lebenskontext agieren. Die unverstellt wirkenden Charaktere sorgen dafür, dass die Wandlung des respektlos wirkenden Mannes in einen verantwortungsvollen Lehrer nicht klischeebesetzt wirkt. Choyning Dorji inszeniert seinen Film mit beeindruckenden Zum Inhalt: Naturpanoramen und traditioneller Zum Inhalt: Musik und setzt dabei auf Kontraste: Hier der junge Lehrer aus der hektischen Großstadt, der anfangs ständig auf seinem Handy Textnachrichten schreibt oder über Kopfhörer Musik hört, dort die Menschen aus dem Dorf, die traditionelle Hirtenlieder singen oder den Geräuschen der Natur lauschen. Diese gesetzten Kontrapunkte spiegeln auch den gesellschaftlichen Diskurs in Bhutan, in dessen Verfassung das Glück als Staatsziel verankert ist. Bemessen wird das "Bruttonationalglück" unter anderem auch anhand der "Bewahrung kultureller Werte".

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Anhand des fast märchenhaft erscheinenden Plots lässt sich in Gemeinschaftskunde, Geschichte und Politik erörtern, inwiefern sich Ugyens – als Vertreter der jungen, urban geprägten Generation – Vorstellungen von einem glücklichen Leben von denen der Dorfmenschen unterscheiden und was ihn dazu bewegt, zunächst in Lhedi zu bleiben. Dabei spielt das Verhältnis der Schüler/-innen zu ihrem Lehrer eine Rolle. Welchen Wert hat das Lernen für die Kinder und warum kann Ugyen mit seinem Beruf ihre "Zukunft berühren"? In höheren Klassenstufen lohnt sich in Philosophie, Ethik, Religion, Sozialkunde oder Wirtschaft eine Auseinandersetzung mit dem verfassungsrechtlich verankerten Streben nach dem "Bruttonationalglück". Wie wird es in Bhutan definiert und in welchem Zusammenhang steht dieses zum Konzept des Bruttosozialproduktes? Die Bewahrung von Tradition und Werten wird im Film durchweg positiv dargestellt. Der Regisseur versöhnt den Culture Clash zwischen Stadt und Land, indem er die Hauptfigur – auch über die Liebe zur Musik – zu seinen kulturellen Wurzeln führt. Anhand Ugyens Entwicklung lässt sich diskutieren, inwiefern Traditionen bewahrenswert sind, aber auch, welche Impulse von außen sich positiv auf die Dorfgemeinschaft auswirken könnten. Es ist spannend zu erörtern, wie die Abgelegenheit des Bergdorfes das soziale Gefüge und die gemeinschaftlichen Entscheidungsprozesse beeinflusst. Für die filmästhetische Auseinandersetzung bietet sich eine Analyse an, wie im Film die Lebenswelten Stadt und Land Zum Inhalt: inszeniert werden und welche Rolle dabei Landschaftsaufnahmen spielen. Zudem kann über das offene Ende von "Lunana – Das Glück im Himalaya" und dessen Wirkung auf das Filmerleben gesprochen werden.

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