Mit einem Schiff verlässt Dr. Josef Bartok das europäische Festland Richtung USA. Er ist ein gebrochener Mann. In Zum Inhalt: Rückblenden erfahren wir, warum: Bartok, ein Notar, gehört mit seiner Frau Anna zur bürgerlichen Elite Wiens. Er verwaltet die Vermögen des alten österreichischen Adels. Im März 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, wird Bartok ins Hotel Métropole gebracht, die neue „Gestapo-Leitstelle Wien“. Die Nationalsozialisten wollen über ihn Zugang zu den Konten. Durch völlige Isolation soll der Notar mürbe gemacht werden. Über Monate hinweg kommt es zu Verhören durch den Gestapomann Franz-Josef Böhm, in denen Bartok nichts preisgibt. In seiner Einsamkeit droht der Gefangene den Verstand zu verlieren. Dann gelingt es ihm, ein Schachbuch in sein Zimmer zu schmuggeln. Fortan beschäftigt er sich intensiv mit dem Spiel. Als Bartok später auf der Schiffspassage dem Schachweltmeister Mirko Czentovic begegnet, überreden ihn Mitreisende zu einem Duell.

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Ab 1934 befand sich Stefan Zweig im Exil. Im Februar 1942 verschickte er drei Typoskripte der Schachnovelle – und nahm sich dann mit seiner Frau Lotte das Leben. Regisseur Philipp Stölzl hat die Vorlage mit dem Zum Inhalt: Drehbuchautor Eldar Grigorian weiterentwickelt: Bei Zweig nur angedeutete Figuren wie der Gestapochef oder Bartoks Frau haben sie zu Charakteren ausgebaut. Im Laufe des Films greifen die beiden Erzählebenen auf dem Schiff und im Hotel immer stärker ineinander. Stölzl betont dies, indem er zum einen die Schauplätze (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) durch die Zum Inhalt: Farbgebung und die klaustrophobische Enge der Kameraeinstellungen (Glossar: Zum Inhalt: Bildkader) einander immer mehr angleicht. Zum anderen mehren sich mit Bartoks zunehmender Geistesverwirrung auch jene Zum Inhalt: Szenen, die Zweifel an seiner Wahrnehmung wecken. Zweifel, die auch in Bartok selbst reifen, etwa, wenn er erkennen muss, dass seine Frau nur eine Einbildung ist. Schließlich wird klar, dass die gesamte Schiffsreise wohl nur in Bartoks Fantasie stattgefunden hat: Stölzl lässt sowohl den Gestapomann als auch den Schachweltmeister von Albrecht Schuch spielen.

Diese neue Zum Inhalt: Filmadaption der Schachnovelle eignet sich für den Deutschunterricht als Beispiel dafür, welche Freiheiten sich die filmische Umsetzung eines literarischen Werks nehmen kann. Unter diesem Gesichtspunkt könnte auch die Erstverfilmung von 1960 als Vergleich herangezogen werden. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, Details, in denen sich der Film von der Novelle unterscheidet (zum Beispiel die Namensgebungen der Hauptfiguren, die selbstgebauten Schachfiguren, der Verzicht auf einen Erzähler oder der Epilog) aufzulisten und mögliche Gründe für diese Veränderungen zu diskutieren. Auch kann untersucht werden, an welchen Stellen sich die zunehmende geistige Verwirrung der Hauptfigur manifestiert und wie diese filmästhetisch angedeutet wird. Für die Fächer Ethik/Religion, Geschichte und Politik ist interessant, wie "Schachnovelle" mit der Thematik eines repressiven Staates umgeht. Obwohl nur wenig physische Gewalt zu sehen ist, wird der Schrecken der NS-Diktatur verdeutlicht. Außerdem kann erörtert werden, wie sich der Film mit dem Begriff der "Freiheit" auseinandersetzt – jene des Körpers und jene des Geistes.

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