Daniel ist 21 Jahre alt und in einem polnischen Jugendgefängnis inhaftiert. Lichtblicke sind für ihn allein die Predigten des katholischen Pfarrers, die ihn spirituell erwecken. Auf Bewährung entlassen, wird ihm jedoch der Wunsch verwehrt, selbst Seelsorger zu werden. Stattdessen soll er zur Resozialisierung in ein Sägewerk in die ostpolnische Provinz. In dem kleinen Dorf wird Daniel allerdings wegen seines gestohlenen Priestergewandes für einen jungen Geistlichen gehalten – und schon bald als Vertretung für den alkoholkranken konservativen Pfarrer engagiert. Mit viel Witz und Geistesgegenwart wächst er in diese Rolle hinein. Nie zuvor hat er so viel Zuwendung und Anerkennung erfahren. Seine unkonventionellen Predigten berühren die Menschen. Er weicht auch ihrem schweren Trauma nicht aus, dem Unfalltod von sechs jungen Dorfbewohner/-innen, der die Gemüter der Einheimischen vergiftet. Mit seiner entschiedenen Art stößt er aber auch auf Widerstand. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis seine Täuschung aufzufliegen droht. Doch Daniel, der sich Pater Tomasz nennt, scheint keine Furcht mehr zu kennen.

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In seinem Film setzt der junge polnischen Regisseur Jan Komasa eine ausgefeilte Zum Inhalt: Farbdramaturgie um: Er spannt einen Bogen von den tristen, blaustichigen Innenszenen des von Gewalt erfüllten Gefängnisses über den häufig in Grüntönen gehaltenen Hauptteil bis zum erneut düstereren Epilog. Zur visuellen Akzentverschiebung passt die liturgische Kleidung von Daniel, der am Altar immer im grünen Messgewand agiert – als Zeichen des sich erneuernden Lebens und der Hoffnung. Im Kontrast zu den Predigten stehen viele Zum Inhalt: Szenen in dunklen beengten Innenräumen, die auf ein inneres Gefangensein und eine Erstarrung der Figuren verweisen. Auch in Daniels markantem Blick ist dieses Spannungsverhältnis zu spüren: In ihm scheinen sich menschenfreundliche Güte und aus der Vergangenheit herrührende Härte abzuwechseln. Die Kamera unterstreicht die enorme Ausstrahlung der Hauptfigur durch eine Kombination aus Zum Inhalt: nahen Einstellungen und Totalen. Regisseur Jan Komasa fasst aber auch dessen wachsende Kompromisslosigkeit in klare Bilder, zum Beispiel, wenn Daniel den Bürgermeister bei der Einweihung des Sägewerkes zwingt, sich auf den matschigen Boden zu knien. Zum Wechselspiel von Täuschung und Wahrheit tragen kunstvolle Pausen, Stille, rhetorische Auslassungen und eine Zum Inhalt: Montage bei, die Einstellungen bewusst einen Moment zu lange stehen lässt.

Obwohl die Rituale des polnischen Katholizismus für die meisten Jugendlichen nicht mehr auf Anhieb entschlüsselbar sind, erschließt sich das Ringen mit dem Trauma der Hinterbliebenen als zentrales Thema des Films. Die untergründige Spannung, wie lange Daniels Tarnung wohl noch hält, tritt dahinter immer wieder zurück. Für Daniel zählt nicht die Vergangenheit, woher ein Mensch kommt, sondern wohin er will. Wie aber sind Hass, Trauer, extreme Verlusterfahrungen und schwere Blockaden zu überwinden? Indem man sie benennt, heraufbeschwört und lauthals von sich schüttelt? Oder nicht viel eher durch die Erkenntnis, dass „Vergeben nicht Vergessen meint, sondern Lieben“, wie es in einer pointierten Dialogzeile heißt? Gerade im Religions- und Ethikunterricht eröffnet der Film den Schüler/-innen hier ein weites Feld für eigene Reflexionen. Neben Momenten der Selbsterkenntnis bietet die satirisch angespitzte Gesellschaftskritik des Films auch Diskussionsstoff für das Fach Gemeinschaftskunde, zumal der Konflikt zwischen Recht und Macht nicht allein in der polnischen Gesellschaft existiert. Der dystopische Schluss fordert zur intensiven Auseinandersetzung mit der Filmerzählung auf: Ist Hoffnung nur eine Illusion? Zugleich regt er Überlegungen an, wie sich ein anderes Ende imaginieren ließe.

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